Ein Verein wird 90

Die Ortsgruppe Jünkerath des Eifelvereins feierte 1994 ein besonderes Jubiläum - sie wurde 90 Jahre alt, oder jung?

Erwin Holzer, Feusdorf

1888 war in Bad Bertrich auf Initiative des Trierer Gymnasialdirektors Adolf Dronke der Eifelverein gegründet worden, der sich die Aufgabe gestellt hatte, die im 19. Jahrhundert unter preußischer Verwaltung gegenüber anderen Landesteilen ins Hintertreffen geratene Eitel zu fördern und wieder aufzubauen. In einer zeitgenössischen Satzung werden die Ziele des Eifelvereins - teilweise noch aktuell, teilweise im etwas pathetischen Stil der Kaiserzeit - wie folgt beschrieben:

1. Erschließung des Eifelgebietes in touristischer, wirtschaftlicher, geschichtlicher und naturwissenschaftlicher Hinsicht.

2. Förderung des Fußwanderns bei jung und alt zur Stählung des Körpers.

3. Erweiterung der Kenntnis von Heimat und Vaterland und hierdurch Förderung der Heimat- und Vaterlandsliebe.

4. Erhaltung und Pflege von Naturdenkmälern und Naturschönheiten im Vereinsgebiete.

16 Jahre nach Gründung des Eifelvereins fanden sich im Jahre 1904 auch in Jünkerath einige Bürger zusammen, die sich diesen Zielen verbunden fühlten und gründeten - zunächst unter dem Namen "Verschönerungsverein Jünkerath« - die Ortsgruppe.

Zur Vorbereitung der Vereinsgründung wurde zunächst ein provisorisches Komitee gebildet. Am 6. Juli 1904 waren alle Einwohner von Jünkerath zur Gründungsversammlung eingeladen. Es erschienen 14 Personen, die sich allesamt für die Gründung des "Verschönerungsvereins« aussprachen. Die Gründungsmitglieder waren: A. Thomas, Weyer (Revierförster),-Schneider (Bahnmeister), Fritz Kirsch, Wiert (Vorsteher), Rothschild, J. Leuwer, L Blum, A. Hattenrath, P. Lamberty, Joh. Hermes, W. Schneeloch, Werz f Forstauf seh er), H. Grady. Erster Vorsitzender wurde A. Thomas. In dem neugegründeten Verein entwickelte sich eine rege Aktivität. Man traf sich zu geselligen Zusammenkünften, wanderte und stellte Ruhebänke auf.

Im Jahre 1910 trat diese Gruppe auch offiziell dem Eifelverein bei und nannte sich nun "Verschönerungsverein Jünkerath, Ortsgruppe des Eifelvereins". Die Mitglieder zahlten damals übrigens einen Jahresbeitrag von zwei Reichsmark.

Mit dem ersten Weltkrieg kam die bis dahin sehr rege Vereinstätig keil zunächst zum Erliegen. Aber bald nach dem Ende des Krieges ging es wieder aufwärts und im Jahre 1926 hatte die Ortsgruppe einen Mitglied erstand von 56 Personen erreicht. In diesem Jahr übernahm Dr. med. Jansen den Vereinsvorsitz. Im Tiergarten wurde zu dieser Zeit ein »Ruhetempelchen« errichtet, Vorläufer des heutigen »Sommerläubchens«, damals wie heute ein Ruheplatz für Wanderer und auch Ort für zünftige Feste wie das alljährliche »Maiansingen«. 1931 übernahm Hauptlehrer Zimmermann den Vorsitz der Ortsgruppe. Kurz darauf begann auch für den Eifelverein Jünkerath ein dunkles und wenig erfreuliches Kapitel der Geschichte; zu Beginn des Jahres 1933 mußsse zur Gleichschaltung und Überwachung ein Mitglied der NSDAP in den Vorstand aufgenommen werden. In der Folgezeit kamen die Vereinsaktivitäten fast völlig zum Erliegen. Erst nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der schwierigen Besatzungszeit erholte sich der Verein wieder. Unter dem Vorsitzenden Peter Mastiaux zahlte der Verein im Jahre 1950 schon wieder 31 Mitglieder. Im Jahre 1954 feierte die Ortsgruppe ihr 50 jähriges Bestehen. Das Fest wurde mit einem großen Umzug und einer Sternwanderung unter Beteiligung von 25 Ortsgruppen des Eifelvereins und aller ortsansässigen Vereine begangen.

1955 übernahm für kurze Zeit Peter Wolff den Vereinsvorsitz, der dann von 1956 bis 1960 wieder von Peter Mastiaux ausgeübt würde. Der Verein hatte zu dieser Zeit etwa 60 Mitglieder und war mit Veranstaltungen und Wanderungen aktiv.

1961 übernahm Herr Frenck den Vorsitz. Die Mitgliederzahl war zu dieser Zeit auf 48 zurückgegangen und in den folgenden Jahren wurde es immer ruhiger um den Verein. Im Jahre 1969 wurde die Ortsgruppe unter dem neuen Vorsitzenden Peter Lorscheider auf Initiative von Ortsbürgermeister Müffeler wiederbelebt.

Richtig aufwärts ging es wieder, nachdem 1975 Herbert Hardt und 1976 Willi Krings den Vereinsvorsitz übernommen hatten. Es wurde fleißig gewandert, 180 km Wanderwege markiert, Ruhebänke aufgestellt, das »Sommerläubchen« renoviert.

Ab 1977 gab's jährlich Wanderferien, ein regelmäßiger monatlicher Stammtisch zur Pflege der Eifeler Kultur und Mundart wurde eingerichtet. Zahlreiche Kultur- und Studienfahrten fanden statt mit bleibenden Erinnerungen und unvergessenen Eindrücken deutscher und europäischer Städte und Landschaften. Eine großer Herausforderung für die Ortsgruppe bildete die Restaurierung und Erhaltung der Schlossruine in Glaadt, eine Aufgabe, die mit besonderem Engagement und Einsatz gemeistert wurde.

Das 75jährige Jubiläum im Jahre 1979feierten die Junker a t her Eifelvereinsfreunde mit einem großen Hüttenfest.

Im Jahre 1991 trat Willi Krings, langjähriger Vorsitzender, vom Amt zurück; Erwin Holzer übernahm die Leitung der Ortsgruppe. Im Jubiläumsjahr zum 90. Geburtstag zählte sie 220 Mitglieder und ist mit ihren vielfältigen Angeboten und Aktivitäten aus der Jünkerather Vereinswelt nicht m eh r wegzudenken. Das 90jährige Bestehen wurde zünftig gefeiert, Höhepunkt war am 8. Oktober 1994 der »Eifeltag« in Jünkerath und viele Gäste kamen, freuten sich an Wanderungen unter fachkundiger Führung und am reichhaltigen Rahmenprogramm; es gab eine Ausstellung zum Thema ''Jünkerath damals" und Angebote zum informativen Besuch des Eisenmuseums. Abschluss des Festes war der Heimatabend im Atrium der Graf-Salentin-Schule. Ein Zeichen wollte man setzen, damit den Wunsch verbinden, dass sich auch in Zukunft stets engagierte Freunde der Eitel und des Wanderns finden, die immer wieder neue Impulse geben, eine historisch gewachsene Ortsgruppe mit Leben erfüllen und sie zum Brennpunkt gemeinsamer Interessen machen - der Begegnung mit der Natur beim Wandern, der Landschaft und Kultur unserer Eifelregion. Frisch auf!