Zärtlichkeit
Du wurdest geboren, erhofft und ersehnt,
ein Wunder der Liebe, des Lebens.
Von Eltern gehütet und verwöhnt,
du weintest niemals vergebens.
Die Sonne deiner Kinderzeit
war Zärtlichkeit.
Du entflohst der Schule, dem Elternhaus,
du weißt, dass dich hier nichts mehr hält.
Du breitest dem Leben die Arme aus
und fragst, was kostet die Welt?
Erlebst erster Liebe herrlichste Zeit
voll Zärtlichkeit.
Mit dem Menschen, den dir dein Herz gesucht,
der sich dir vermählt am Altare,
mit ihm blüht dein Leben,
mit ihm trägt es Frucht,
es sind deine kostbarsten Jahre.
Deine Kraft schöpfst du in dieser Zeit
aus Zärtlichkeit.
Dann bringst du des Lebens Ernte ein,
und schneller als du geglaubt,
fällt in des Herbstes mildem Schein
der Jahre Schnee auf dein Haupt.
Aus des Sommers drängend heißer Zeit
wird Zärtlichkeit.
Du lehnst an seine müde Schulter dein Haupt
und streichelst die schwieligen Hände.
Was immer das Leben geschenkt, geraubt,
eins, weißt du, geht niemals zu Ende:
Was überdauert alle Zeit -
ist die Zärtlichkeit.
Thekla Heinen, Feusdorf