1050 Jahre Hillesheim -

Nachtrag zum Jubiläumsjahr der jüngsten Stadt Deutschlands

Hermann Meyer, Hillesheim

Im Rahmen der Europäischen Kampagne zur Stadtsanierung wurde 1981 das Eifelstädtchen Hillesheim als kleinste der sechs Städte neben Hamburg, Wuppertal, Karlsruhe, Ettenheim und Burghausen in den Kreis dieser Beispielstädte aufgenommen. Seitdem hat sich in allen Bereichen Hillesheim so positiv entwickelt, dass der Innenminister des Landes Rheinland-Pfalz der geschichtsträchtigen Gemeinde im 1050jährigen Jubiläumsjahr 1993 als krönenden Abschluss der Sanierung und Feierlichkeiten die Stadtrechte verlieh. Eingeleitet wurde diese Entwicklung durch die Flurbereinigung und Aussiedlung der noch im »Stadtbereich«. angesiedelten landwirtschaftlichen Betriebe. Damit war, wie der neue Stadtbürgermeister Martin Hank erläuterte, die Voraussetzung gegeben, in ein Studien- und Modellvorhaben des Bundes einzutreten und in die Sanierung von einer abgängigen Bausubstanz geprägten Ortsbildes einzusteigen - wie wir heute wissen und vorzeigen können - mit durchschlagendem Erfolg. Wir wollen uns weiterhin von dem Vorsatz leiten lassen: »In die Zukunft planen, dabei die Vergangenheit nicht vergessen.«

1050 Jahre Hillesheim, das ist die Zeit, die wir urkundlich schriftlich nachweisen können für das alle und bedeutende Städtchen in der Eifel. Am 17. Juli des Jahres 943 machte der Abt Farabert von Prüm einen Prekarievertrag mit den Eheleuten Ramengarius und Adelgarda, die darin ihre Besitzungen in Hillesheim dem Kloster übergaben. Dieses Rechtsgeschäft vom Jahre 943 war der Anlass für Hillesheim, das 1050jährige Ortsjubiläum festlich zu begehen, da das 1000jährige im Kriege 1943 nicht möglich war.

Die Gemeinde bot ihren Bürgerinnen und Bürgern zum Festjahr ein erlesenes und abwechslungsreiches Programm. Eröffnet wurden die Feierlichkeiten am Festabend, den 3. Juli 1993

in der Stadthalle des neuen Golf- und Sporthotels »Augustiner-Kloster", das ehemalige Augustiner-Eremiten-Kloster nahe der Stadtmauer. Die Festansprache hielt Pfarrer Hermann Meyer, ein gebürtiger Hillesheimer, der auch die Ortschronik "Hillesheim - die Geschichte eines Eifelstädtchens« geschrieben hat. Sein Gang durch die Geschichte, angefangen von der Keltensiedlung über die Römer- und Frankenzeit, durch die für unser Städtchen bewegte Zeit des Mittelalters bis hin zur Stadtsanierung im Rahmen der europäischen Kampagne zur Stadterneuerung in den 80er Jahren wurde mit viel Interesse aufgenommen. Der Festabend war umrahmt vom Musikverein Hillesheim, dem Männergesangverein Hillesheim und dem Hillesheimer Kirchenchor. Eine besondere Kostbarkeit der Auftritt des Mädchenchores »Raniza« aus Minsk, der mit seinen russischen Volksliedern alle begeisterte. Eine Woche später gastierte auf Einladung des Kulturvereins Vulkaneifel e. V. das Staatsorchester »Rheinische Philharmonie" im Atriumsaal des Augustiner-Kloster-Hotels. Es wurde eine große und festliche Sommernacht, ein bleibendes Erlebnis für die vielen Gäste, die neben dem musikalischen Genuss sich noch am lukullischen Angebot erfreuen konnten. Die Presse kommentierte den Abend: »Nach dem Kaiserwalzer schäumte der Champagner." Ein weiteres kulturelles Ereignis im Jubeljahr war die Aufführung des Theaterstücks. »Maß für Maß" von William Shakespeare. Die Kulisse der alten Stadtmauer, die erfreulich große Besucherzahl, und das gute Wetter waren ein treffendes Ambiente für das Ensemble des Theaters aus Bremen, das in der Spielweise des Volkstheaters mit der alten Kunst des Geschichtenerzählers Funken schlug in die Herzen der Zuschauer.

Noch einen Höhepunkt erlebte die Gemeinde mit dem -Historischen Markt« am 11. und 12.

September 1993. Der Markt, von alters her besonderes Charakteristikum für Hillesheim, ist auch heute noch einer der bedeutendsten Märkte im westdeutschen Raum. Er findet jeden ersten und dritten Donnerstag im Monat statt, als Kram-, Rindvieh- und Schweinemarkt und wird von tausenden Besuchern aus nah und fern aufgesucht. So lag es nahe, einen »Historischen Markt« zu organisieren. Handwerker aller Art, Händler und Kaufleute in ihren stilgerechten »Tante Emma Läden«, Bauern mit alten Dreschmaschinen, Hirten mit ihren Schafen und handgesponnenem Leinen, alte Feuerwehrgeräte aus dem vorigen Jahrhundert, Vorführungen der Eifel-Glockengießerei aus Brockscheid, eine alte Dielensäge, vorgeführt vom 100jährigen Forstamt Hillesheim, viele Wirtsstände und Bauernküchen mit ihren Original Eifeler Produkten und Rezepten, sorgten fürs Wohl, Vergnügen und Unterhaltung der 10000 Gäste im festlich geschmückten Hillesheim. Eröffnet wurden die Festtage mit einem Treffen ehemaliger Hillesheimer und einer interessanten und beachtlichen Ausstellung alter Ansichten vom Ort im Augustiner Kloster-Hotel. Ein Oldtimer- und Veteranentreffen in der Markthalle und auf dem Viehmarkt sowie Darbietungen einer tschechischen Fechtergruppe an der wie dafür geschaffenen mittelalterlichen Stadtmauer belebten zusätzlich das Marktgeschehen.

Mit Platzkonzerten und einem großen Jubiläumsfeuerwerk an der Stadtmauer endete der zweite Tag, wobei das Treiben im Städtchen am Sonntag wieder mit Tausenden von Besuchern weiterging. Ein gelungenes, einmaliges Fest für Hillesheim. Krönender Abschluss der Feierlichkeiten zum 1050jährigen Ortsjubiläum war die Verleihung der Stadtrechte an die Gemeinde Hillesheim. Am 24. Oktober 1993 übergab der Minister für Inneres und für Sport in Rheinland-Pfalz, Walter Zuber, die Verleihungsurkunde an den neuen Stadtbürgermeister Martin Hank im Rahmen eines Festaktes in der Stadthalle. Darin heißt es im Wortlaut: »Die Ortsgemeinde Hillesheim hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zu einer Gemeinde mit zentralörtlicher Funktion, beachtlicher

Der Männergesangverein Hillesheim, bei der Stadtrechtsverleihung gab erden musikalischen Rahmen.

städtebaulicher Gestaltung und gewachsener gewerblicher Bedeutung entwickelt. Siedlungform, Gebietsumfang, Einwohnerzahl und ein aktives wirtschaftliches, soziales und kulturelles Leben geben der Ortsgemeinde ein städtisches Gepräge. Der Ortsgemeinde Hillesheim wird gemäß § 4 Abs. 2 der Gemeindeordnung für Rheinland-Pfalz vom 14. Dezember 1973 (GVBI S. 419), zuletzt geändert durch Artikel 2 des Gesetzes vom 2. Juni 1992 (GVBI S. 143) BS 2020-1 auf Beschluss der Landesregierung vom 25. August 1993 die Bezeichnung »STADT« verliehen. Mainz, den 29. September 1993 Rudolf Scharping, Ministerpräsident Mit dieser Urkunde wurde Hillesheim auch dem Namen nach das, was es schon immer war, eine Stadt. Die Landesherren im Mittelalter hatten besonders bedeutenden Orten oder solchen, die sie durch Handel und Gewerbe für entwicklungsfähig hielten, nach dem Vorbild anderer Städte solche Rechte übertragen. Sie waren vom König durch sogenannte »Sammelprivilegien« verbrieft worden, so auch Hillesheim im Privileg Karls IV von 1376. Aufgrund der zahlreich vorhandenen Urkunden und Akten der »Stadt Hillesheim« sowie die Existenz der drei wichtigen Kriterien: Markt, Befestigung und Stadtgericht besteht kein Zweifel an dem historischen Stadtcharakter Hillesheims.

Das älteste Stadtsiegel von 1306 trägt die Umschrift: S. CIVITATIS de HILD..(enesheim) IN EFFELEN. Unter Civitas verstand man immer eine Klosterstadt oder ummauerte Stadt und bedeutete die volle Stadtfreiheit. Die Bezeichnung in der Urkunde »infra muros« zeigt klar, dass Hillesheim 1306 bereits mit einer Stadtmauer umgeben war und sich als Stadt verstand.

Jede Stadt, außer der Bischofsstadt, konnte auch als »oppidum« bezeichnet werden, meist befestigte Marktflecken, denn die Gründung einer Stadt war ja in erster Linie auf die Schaffung des Handels- und Gewerbeplatzes, also eines Marktes, angewiesen. Diese Bezeichnung »oppidum« oder »oppidani« (Städter) wird für Hillesheim und seine Bürger in mehreren Urkunden gebraucht, so 1311 und 1318. Seit den 40er Jahren des 14. Jahrhunderts scheint Hillesheim regelmäßig Stadt genannt zu werden und dass ihre Bürger gewisse Privilegien und Rechte besaßen, besagen mehrere Urkunden. So gelobte der Markgraf Wilhelm von Jülich 1333 den Einwohnern, sie bei ihrem guten alten Recht zu belassen, es zu bessern und nicht zu schädigen.

Dass die Hillesheimer ihre städtische Freiheit zu wahren verstanden, zeigt ihre zeitweilige Weigerung - 1704 und 1793 - Landmiliz zu stellen, zu der nur die Dörfer verpflichtet waren.

Dazu die Denkschrift: »Pro memoria in Sachen der kurtrierischen Landstadt Hillesheim wider das Amt Hillesheim.« Hillesheim blieb bis zum Einmarsch der französischen Truppen 1794 kurtrierisches Amt und Stadt. Durch die Einführung der französischen Magistratsverfassung in den besetzten Rheinlanden 1798 gab es keine rechtlichen Unterschiede mehr zwischen Städten und Landgemeinden. Die preußische Monarchie war mit ihrer Städteordnung von 1856 bemüht, auch Gemeinden unter 10000 Einwohnern wieder die Städteordnung zu verleihen. Wahrscheinlich hat Hillesheim damals diese Stadtrechte nicht beantragt. Erst jetzt wurde dies nachgeholt und so ist nun Hillesheim die dritte Stadt im Kreis Daun und die jüngste Deutschlands.

In der Begrüßungsansprache beim Festakt zur Wiederverleihung der Stadtrechte drückte der nun erste Stadtbürgermeister Martin Hank seine Freude darüber aus, dass seine Bemühungen nach vielen Jahren mit Erfolg gekrönt wurden. Dies war aber auch nur möglich durch die großen und weitsichtigen Bemühungen der Gemeindeverwaltung und dem unermüdlichen Engagement der Bürgerinnen und Bürger, die zunächst zögernd, dann aber tatkräftig an der Stadtsanierung und der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Entwicklung mitwirkten. Minister Walter Zuber betonte in seiner Festrede: »Mit einem umsichtigen und engagierten Stadtsanierungsprogramm ist es Ihnen gelungen, an Ihre Geschichte anzuknüpfen und die Altstadt in beeindruckender Weise neu zu beleben. Bis zu dem heutigen schönen Ergebnis haben Sie einen langen, fast ein wenig abenteuerlich

Eröffnung des historischen Marktes durch Stadtbürgermeister Hank

Beigeordneter Stein übergibt Martin Hank die neue Amtskette.

anmutenden Weg durchlaufen. Aber es ist in vieler Hinsicht beispielhaft.« Landrat Albert Nell brachte Bemühungen der Gemeinde auf den einfachen Nenner: »Hillesheim hat sich zum lebens- und liebenswerten Kleinstädtchen entwickelt, ohne die Negativbelastungen eines städtischen Ballungsraumes. Was hier entstanden ist, war nur durch den Einsatz vieler möglich.« Verbandsbürgermeister Alfred Ritzen ging auf die heutige Bedeutung der Stadtrechte ein und meinte: »Anders als im Mittelalter zieht die Stadterhebung heute keine Vorrechte, aber auch keine Nachteile für den Bürger nach sich, vielmehr werden der Rang und die Bedeutung, die sich die Gemeinde und ihre Bürgerinnen und Bürger aus eigener Kraft erworben haben, gewissermaßen anerkannt und offiziell bestätigt. Nicht fürstlicher fremder Gnade, sondern eigener Leistung bedarf es heute, will man zur Stadt erhoben werden.« Eine besondere Ehrung nahm der 1. Beigeordnete der Stadt, Matthias Stein, vor. Er überreichte auf einstimmigen Beschluss des Gemeinderates dem ersten Stadtbürgermeister von Hillesheim Martin Hank eine neue Amtskette und wünschte ihm und der Stadt alles Gute und Gottes Segen.

Quellen zur Geschichte:

Hermann Meyer: Hillesheim - die Geschichte eines Eifelstädtchens.

Schriftenreihe: Ortschroniken des Trierer Landes, Band 10, 2. erweiterte Auflage, Trier 1990