Das Chronogramm

Hier überall in unser'm

 Land ist es von altersher bekannt,

dass man auf Fenster oder Tür

 setzt einen Spruch zu Hauses Zier.

 Der wird auch immer neu gemalt -

man hält in Ehren, was die Alt-

vorderen sich einst ausgedacht

und denkt, dass sie das gut gemacht.

Der Wand'rer freut sich an dem Bild -

doch wird kein Wissensdurst gestillt,

warum mal groß und wieder klein

die Buchstaben steh'n in den Reih'n.

So mancher denkt: »In alter Zeit,

da war der Mensch nicht so gescheit.

Man schrieb, wie es gerade glückt!«.

 Doch war man gar nicht so verrückt!

 Schaut man die Großbuchstaben an,

sich's nur um sieben handeln kann:

nur l und X und L und U

und C und D und M dazu -

und schon wird es im Kopfe licht:

Das gleicht dem Rechenunterricht!

Fast jeder hat sich mal gequält,

zu lernen, wie ein Römer zählt,

und so wird allsogleich entdeckt,

 dass hier die Jahreszahl drin steckt,

zu der das Haus man hat erbaut -

wenn man den Römerzahlen traut.

Ja, wenn ihr so'nen Spruch mal seht,

 wo etwa folgendes draufsteht:

»herr ChristVs helfe DleseM haVs

Vnd Lasse tod Vnd feVer draVs!«

 dann kommt ihr, rechnet nur mal fleißig,

auf »Siebzehnhunderteinunddreißig«.

So ganz versteckt macht man bekannt,

 wie alt ein Haus im Eifelland.

M = 1000, D = 500,C = 100,

L = 50, X = 10, V = 5,I = 1.

 

Christa Feltgen, Steffeln