Friedliches Miteinander in kriegerischen Zeiten

Robert Gericke. Basherg

Heute noch, fünfzig Jahre nach Kriegsende, sind vielerorts in der Eitel Erinnerungen an diese Zeit sichtbar. Vor allem auf Anhöhen findet man immer wieder Überreste von Bunkeranlagen. Auch der Eselsberg in Dockweiler wurde damals für strategische Zwecke missbraucht und 1938 mit einer Geschützstellung bebaut. Insgesamt vier Mannschaftsbunker, gleich viele Geschützstellungen, eine Kommandozentrale und einen Wasserbunker bauten die Westwallarbeiter der Organisation Todt in gerade einem Jahr auf dem Dockweiler Hausberg. Josef Wierz, damals zwölf Jahre alt, kann sich noch gut an die Bauzeit erinnern. Das ganze Material sei mit der Bahn angeliefert und dann mit Lkw's auf den Berg gebracht worden. Mitten auf Wege und Wiesen hätte man ohne Genehmigungen die Anlagen gebaut. Für Wierz und die anderen Jungen war die ganze Sache aufregend. Überall hätten sie oben auf dem Berg die Nase drin gehabt, auch in den schweren Bunkern. Er kann sich noch gut an die kleinen engen Räume mit Wänden von einem halben Meter Durchmesser erinnern, die mit wuchtigen Eisentüren verriegelt werden konnten. Am Samstag vor der Laurentius-Kirmes im August 1939 war die Anlage fast fertig. Die ersten Soldaten kamen nach Dockweiler, um Dienst an den Geschützen zu verrichten. Unter ihnen Josef Jung, der nach der Grundausbildung in seiner Heimat, dem Saarland, in die Eifel versetzt worden war. Vier Monate verbrachten er und weitere 100 Soldaten auf dem Berg, in Zelten untergebracht, weil die Mannschaftsbunker noch nicht fertig waren. Die Tage blieben ziemlich friedlich, nur einmal gab es einen Einsatz, als ein Aufklärungsflugzeug abgeschossen wurde. Ansonsten hatten die Männer nicht viel zu tun. Kein Wunder, dass die Kartoffelernte auf den Feldern rund um die Bunker Abwechslung in das eintönige Leben der Soldaten brachte. Da gab es endlich etwas zu tun, und die Männer packten tatkräftig mit an, wie Ria Jung erzählt.

Sie hatte schon beim Einzug der Soldaten in Dockweiler Kuchen verteilt. Viel wichtiger ist für die Ehefrau von Josef Jung aber, dass sie durch den Bau der Bunkeranlage ihren späteren Ehemann kennengelernt hat. Möglich wurde das durch viele Tanzfeiern, die die Dorfbevölkerung zusammen mit den Soldaten in der alten Bahnhofswirtschaft veranstaltete. Da verliebten sich neben Ria noch andere junge Mädchen in die Soldaten, aber viele der Bekanntschaften sind durch den Krieg in die Brüche gegangen. Auf jeden Fall hätten die Soldaten mal Leben in das Dorf gebracht, meint Ria Jung, und ihr Mann fügt hinzu, dass im August 1939 in Dockweiler wirklich nicht viel los gewesen sei. Ende November waren die Wohnbunker auf dem Eselsberg bezugsfertig, und die Einheit von Josef Jung wurde abgelöst. Im Dorf wurde es ab Mai 1940 wieder ruhig, als die letzten Soldaten den Eselsberg verließen. Kurz vor Kriegsende benutzte die Dockweiler Bevölkerung die Bunker, um sich vor den zahlreichen Luftangriffen zu schützen; 1946 sprengten die Besatzungsmächte die gesamte Anlage, die Eisenträger wurden demontiert und nach Frankreich transportiert.

Seitdem der Eselsberg wegen seines Lavavorkommens abgebaut wird, ist es rund um die Bunker wieder lebendig geworden. Schwere Räumfahrzeuge graben sich heute durch den Boden und nehmen den geborstenen Giganten den letzten Halt, Nach den Plänen der Abbaufirma sollen alle Bunker abgegraben werden und in die Tiefe der Lavagrube rutschen. So wird in Zukunft von den Befestigungsanlagen auf dem Eselsberg nichts als die Erinnerung bleiben an eine Zeit, in der trotz vieler Probleme das Miteinander der Menschen noch eine große Rolle spielte.

Fotos: Rose-Marie Gericke