März 1945 -

Kampfhandlungen im Kreis Daun

Peter, Jakobs, Simmern

Noch Gelingen der Invasion in Frankreich und dem Vorstoß zur deutschen Westgrenze wurde im Eilverfahren der »Westwall« bestückt und wieder hergerichtet und ab September 1944 entlang der Kyll die sogenannte »Kyllstellung« gebaut. Schanzarbeiter vom Hunsrück und von der Saar, aber auch Hitlerjugend, waren hier im Herbst 1944 im Einsatz, um Panzergraben, Bunker, Laufgraben und Stellungen am Ostufer des Flusslaufes mit vielfach primitiven Mitteln zu bauen. Diese Stellung hatte verteidigungspolitisch gegen die hochtechnisch ausgerüstete US-Armee einen geringen Wert, zudem wurde sie durch den einbrechenden Winter und durch das Fehlen von Material nie fertig. Interessant ist es, die Berichte der damals im hiesigen Raum eingesetzten US-Kampfeinheiten nachzulesen. Hier Auszüge aus den Kampfberichten:

I.März 1945:

Am 1. März 1945 drängte das l. Korps nach Osten durch den Westwall auf die Kyll zu. Auf einer breiten Flanke versuchten unsere Einheiten, von Norden nach Süden sich an dem Ostufer der Prüm festzusetzen. Von dort war es nur ein Sprung zur Kyll, die man zu überqueren hoffte. In der Mitte leitete die 4. US-Infanterie-Division, welche Prüm abgesichert hatte, das Korps. Es sah so aus, als würde ein kleiner Brückenkopf ein günstiges Sprungbrett sein, von dem aus man einen schnellen Vorstoß zu einer Brücke über die Kyll starten könnte. In Reserve lag die 11. Division, um sich auf einen Angriff am 3. 3. 1945 vorzubereiten, bei dem man hügeliges Gelände nördlich von Gerolstein einnehmen wollte, um die Kyll zwischen Oberbettingen und Gerolstein zu überqueren.

2. März 1945:

Da noch Brückenköpfe östlich der Prüm fehlten, wurde der Angriff auf den 4. März 1945 verschoben.

Zu dieser Zeit wurden die 4. deutsche Panzerdivision und Teile der 340. Volksgrenadierdivision auf den Höhen östlich der Prüm verteilt. Ihre Aufgabe bestand darin, eisernen Widerstand zu leisten. Die Moral der hier eingesetzten deutschen Truppen war besser, als sonst zu dieser Zeit bei der Wehrmacht üblich. Um 21.00 Uhr wurde durch einen telefonischen Anruf des 8. Korps die Anweisung, erst am 4. 3. 1945 anzugreifen, widerrufen und der Division befohlen, am 3/3. 1945 um 12.00 Uhr anzugreifen. Alle Einheilen wurden in Alarmbereitschaft versetzt.

3. rz 1945:

Bis zum Mittag waren die Truppen in Stellung und -der Angriff begann mit Panzerunterstützung. Der Feind leistete nur geringen Widerstand. Schwierigkeiten bereiteten die Minenfelder des Feindes. Drei mittlere Panzer wurden durch Minen zerstört. An diesem Tage kam man 6 Kilometer an einer 2 Kilometer langen Fron t voran.

Teile der 5. deutschen Fallschirmjägerdivision leisteten während des ganzen Tages Widerstand. Panzer und Panzerfäuste wurden eingesetzt, um die Verteidigung des wohlausgesuchten Geländes durchzuführen. Es wurden 56 Gefangene eingebracht.

4. rz 1945:

Wallersheim und Büdesheim wurden vom Feind gesäubert. Im Osten wurde das bewaldete Gebiet 3 km westlich der Kyll am Spätnachmittag eingenommen. Um 16.10 Uhr waren die Spitzen am Waldrand, etwa 1,5 km westlich der Kyll gegenüber Lissingen, 70 Gefangene wurden eingebracht. Am Spätnachmittag wurden neue Pläne gemacht. Die feindliche Reaktion in der Nähe von Lissingen ließ auf eine starke Position östlich der Kyll bei Gerolstein schließen. Die Landschaft war ungünstig, da sich die Offensive in einem engen Tal, das durch eine Kammlinie abgegrenzt wird - und zwar auf der Ostseite des Flusses - abspielen musste. Man plante, zu günstigeren Stellen des Flusses zu gelangen, um ihn zu überqueren, die lagen im Norden zwischen Oberbettingen und Niederbettingen.

Die Kampfeinheit wurde angewiesen, in den Stellungen bei Lissingen nur die notwendigsten Truppen zu belassen und im Norden und Osten anzugreifen, um die Kyll zwischen Oberbettingen und Niederbettingen zu überqueren. In der Hoffnung, eine unzerstörte Brücke durch einen Überraschungsangriff in Beschlag zu nehmen, erklärte sich die 4. Inf. Division bereit, schnellstens nach Osten vorzustoßen. Um 23.20 Uhr ging der Befehl Nr. FO 14 vom 8. Korps ein.

Die 11. Panzerdivision sollte den Angriff beginnen, die Kyll überqueren und danach auf einer Mittellinie Büdesheim - Kelberg - Mayen marschieren und Andernach einnehmen. Die Kyll sollte im Bereich der 4. Inf. Division überquert werden.

5. rz 1945:

Schwierigkeiten gab es gleich, weil man die Oos-Brücke zerstört vorfand. Am frühen Abend wurde das Problem, die Kyll zu überqueren und dann sehr schnell nach Osten weiterzuziehen, zwischen dem 8. Korps und der 4. Inf. Division besprochen.

Mündliche Änderungen wurden ausgeführt, nämlich: Die Hügel westlich des Flusses gegenüber von Bettingen sollten eingenommen werden und die 4. Inf. Division bei der Überquerung Unterstützung erhalten.

6. rz 1945:

Um 4.35 Uhr wurde der zweite wichtige Hügel nördlich der Oos eingenommen. Die Kampfgruppe griff um 6.30 Uhr erneut an, ging im Westen durch Duppach, griff dann im Nordosten an und gegen 15.00 Uhr Oberbettingen. Die Kyllbrücke wurde vom Feind in die Luft gesprengt, als die Soldaten in den Ort einrückten. Geringer Widerstand und regennasses Wetter waren unterwegs die einzigen Hindernisse.

Betreuung von Verletzten - der Fahrer eines Jeeps wartet auf medizinische Hilfe für den Kameraden.

Mindestens 200 Soldaten der 5. Fallschirmjägerdivision hatten sich auf den Hügeln der anderen Flussseite eingegraben. Viele dieser Männer waren mit Scharfschützengewehren ausgerüstet, die jede Bewegung im Gelände erschwerten. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit durchwateten Infanteristen die Kyll, zwangen die Fallschirmjäger aus ihren Positionen und bauten einen kleinen Brückenkopf aus.

In der Zwischenzeit überquerte eine Einsatzgruppe die von der Truppe gebaute Brücke bei Oos, griff nordöstlich durch Kalenborn und Roth an, stieß auf geringen Widerstand und nahm Niederbettingen um 11.00 Uhr ein.

Obwohl von jeder Einheit ein begrenzter Brückenkopf gebildet war, konnte keiner schnell genug ausgebaut werden wegen des nassen Wetters, der Anti-Panzerverteidigung, der Panzergräben und Minen. Die Artillerie unterstützte weiterhin die Kampfeinheit. Feindliche Stützpunkte am östlichen Kyllufer in der Nähe von Hillesheim waren typische Hauptziele.

Konzentrierte Beschießung erfolgte den ganzen Nachmittag und die ganze Nacht, um die Übergangsstellen freizuhalten. Die zu Fuß folgende 4. Infanterie-Division sollte die Kampfeinheit ablosen, die bereits bestehenden Brückenköpfe erweitern, und bei Niederbettingen in der Nacht vom 6. auf den 7.3.1945 eine Brücke bauen. Da erhielt die Einheil vom 8. Korps um 20.00 Uhr die Nachricht, dass Gerolstein eingenommen sei. Es wurde ein neuer Plan in Angriff genommen und durch die 90. Infanterie-Division während der Nacht eine Brücke bei Lissingen über die Kyll gebaut.

7. März 1945:

Während der frühen Morgenstunden arbeitete ein Trupp fieberhaft, um die Brücke über die Kyll bei Oberbettingen fertigzustellen. Es gab Probleme mit den Stützpfeilern und nassem Wetter. Um 12.00 Uhr war die Brücke immer noch nicht fertig. In der Zeit von 3.00 Uhr-4.00 Uhr m der Frühe wurde die Kampfgruppe östlich der Kyll durch Teile der 4. Inf. Division abgelöst. Ein Gegenangriff der Fallschirmjäger während der Ablösung wurde abgeschlagen Um bei dem Brückenkopfbau zu helfen, aber auch um die Aufmerksamkeit vom Brückenbau bei Oberbettingen abzulenken, wurde eine Sondereinheit mit mittleren Panzern zusammengestellt und zwar östlich der Kyll gegenüber Dohm. um erneut Hillesheim anzugreifen.

Die Fertigstellung der Brücke bei Lissingen änderte die Lage jedoch und um 13.30 Uhr kam der Befehl, die Arbeiten zur Überquerung des Flusses bei Oberbettingen einzustellen und nach Süden zur 90. Inf. Division zu ziehen.

Nachdem Gerolstein am 6. 3. 1945 durch die 90. Inf, Division genommen worden war. konnte diese Einheit die Brücke bei Lissingen fertigstellen. Die Einheiten erhielten den Befehl, über sie durch den Brückenkopf der 90. Inf. Division hindurch Kelberg anzugreifen.

Regen und Schnee halten die Landschaf! zu Morast und Sumpf gemacht. Bei Pelm wurde eine blockierte Straße umgangen, indem man durch Kirchweiler und Hinterweiler zog. Der erste Feindkontakt war mehrere Kilometer hinter Pelm. Leichten Widerstand gab es auch bei Hinterweiler, wo etwa 100 Gefangene gemacht wurden.

Der Durchbruch gelang bei Dockweiler, wo mehrere Panzer abgeschossen wurden. Zudem wurden hier viele Infanteristen getötet, Dreis und Boxberg trotz leichten Widerstandes eingenommen, aber schwerer Widerstand mit Geschützen, Nebelwerfern, Panzerfäusten und automatischen Waffen hielt die Einheit bei Kelberg zurück.

Diese kritische Stelle, ein Höhenzug zwischen Kyll und Rheintal, war die letzte Hoffnung der Deutschen. Kelberg wurde nach einem kombinierten Angriff von Panzern und Infanterie, unterstützt von Artillerie, gegen 18.30 Uhr am 7.3. 1945 eingenommen und der Durchbruch somit beendet.

Damit wurde wegen totaler Dunkelheit gegen 20.15 Uhr der Angriff für diese Nacht eingestellt.

 

Übersetzt und entnommen aus : ''After Action - Report'' 11. Armored Divison 1.3.-31.3.1945 Date: 10. August 1945 - Secret.

-----------------------------7d31862e300a8 Content-Disposition: form-data; name="hjb1995.76.htm"; filename="" Content-Type: application/octet-stream