Die Weihnachtskrippen

Judith Bonaventura.Ncichcn (13 Jahre)

Es ist ein aus dem Mittelalter, etwa 13. bis 14. Jahrhundert stammender christlicher Brauch, zur Weihnachtszeit die »Krippe« unter den Weihnachtsbaum oder daneben zu stellen. Sie versinnbildlicht die Geburt Christi und die Begleitumstände, wie sie in der Hl. Schrift niedergelegt sind. Der Überlieferung nach wird dem hl. Franz v. Assisi (1181 - 1226) die Einführung dieser plastischen Darstellung des Weihnachtsgeschehens mit Figuren aus Holz, Ton oder auch Wachs zugeschrieben. Für den gläubigen Christen ist die Krippe bis auf den heutigen Tag fester Bestandteil des Weihnachtsfestes geblieben.

Oft habe ich meinem Opa zugeschaut und tue dies auch heute noch gerne, wenn er an seinen Krippen werkelt, repariert oder sie bemalt. Teilweise befestigt er auch mittels dünnem Draht eine Batterie, um die Krippen dann mit einer kleinen Glühbirne zu beleuchten. Altere Krippen erweitert er oder bastelt neue. Dann frage ich ihn und lasse mir vieles erklären.

Dann und wann gerät mein Opa ins Erzählen. So sagt er, dass, soweit er sich erinnern kann, es bei ihm zu Hause stets zu Weihnachten eine Krippe unterm Weihnachtsbaum gegeben habe. Dies sei selbstverständlich gewesen und seine Eltern hätten diese Tradition von ihren Eltern übernommen. Überhaupt habe es in Neichen - ebenso wie in den Nachbarorten - nur ganz selten Familien gegeben, bei denen ohne die Krippe das Weihnachtsfest gefeiert worden sei.

Die Krippen in den einzelnen Familien seien allesamt selbst gebaut worden und zwar mit viel Liebe, Ausdauer und Können. In der Verwandtschaft und Nachbarschaft wurde in der besinnlichen Adventszeit friedlich untereinander gewetteifert, wer wohl die schönste oder originellste Krippe zustandebringt. Wenn ich meinem Großvater nachdenklich zuschaue und mir dabei seine geschickten Hände und Finger be-

trachte, bin ich immer wieder erstaunt, manchmal direkt verdutzt, welch knifflige Kleinst- und Feinstarbeit er verrichten muss, um bestimmte, seiner eigenwilligen Vorstellung von Einzelteilen entsprechende Partien hinzukriegen. So auch, wenn Opa in eine halbe Walnussschale seine, von ihm selbst von Hand geschnitzten Miniatur-Krippenfigur zur vollenden Weihnachtskrippe einsetzt. Dies ist immer wieder ein kleines Wunder für mich, wo Opa doch fast 80 Jahre alt ist.

Bereits mit fünfzehn Jahren hat er begonnen, Weihnachtskrippen zu bauen. Es ist ihm dies damals nur zum Teil gelungen; Erstlingsarbeiten hat er bis heute aufbewahrt. Zu jener Zeit wurde die Drehbank noch von Hand betrieben. Opas Hobbyfreunde der Krippenbastelei waren Peter Wagner und Josef Diewald. Die Krippe von Peter hatte er aufgebaut mit Felsen, Stall von Bethlehem, Tempel und Kirchen sowie dem Haus Nazareth (und vielen Brücken), die Maße 3 m x 2 m. Die Krippe von Josef Diewald war 4 m x 2 m groß.

Alle Drechselarbeiten für die Kuppeln der Tempel fertigte Anton Mayer (genannt Tunne Turin). Solche und ähnliche Erinnerungen kramt Opa dann aus früheren Zeiten hervor, wenn er einmal dabei ist, mir beim Zuschauen zu erzählen.

Mit Opas Hilfe hoffe ich nun, auch eines Tages meine erste, selbständig gefertigte Weihnachtskrippe geschaffen zu haben. Stets bastelt er das ganze Jahr hindurch an seinen Krippen, immer wieder andersartige Modelle bis hin zur Stadt Bethlehem. Auch die Figuren -gleich welcher Art und Größe - gießt oder schnitzt er selbst. Sowohl Formen als auch Farben passen stilgerecht in das jeweilige Modell der Krippe, ins Gesamtbild der Szene.

Zum größten Teil werden die Krippen heute - wie schon seit vielen Jahren - an gemeinnützige Einrichtungen verschenkt.

Was gibt der Eröffnung einer Bildergalerie den besonderen Rahmen? Die Musik. Hier dargeboten von jungen Interpreten in Hillesheim - das kam an. Foto: Marianne Schönberg, Jünkerath