Ferien für Tschernobylkinder -

eine besondere Aktion im Kreisgebiet

Marianne Schönberg, Jünkerath

Seit Jahren inszeniert der TuS Ahbach eine Sommeraktion, die mit Sport - wenn überhaupt - nur am Rande zu tun hat. Kinder und Jugendliche aus dem Raum um Tschernobyl verleben in der Eitel ihre Sommerwochen, werden in Gastfamilien betreut, sollen ein wenig Freude haben und wenn's möglich ist, die Strahlenschäden in den Griff bekommen. In Niederehe bei Volker Große Meininghaus laufen die organisatorischen Fäden zusammen, und für »Tschernobyl-Hilfe« wurde da schon manches in Szene gesetzt, was sonst nicht möglich ist. So gab's im letzten Sommer ein außergewöhnliches Konzert in der historischen Pfarrkirche. Junge Leute musizierten a-capella-Kompositionen ganz unterschiedlicher Epochen, sie kamen aus Großstädten, gestalteten einen Abend für Kenner und der gesamte Erlös war eben für die Ferienkindergruppe. Was Vereine und einzelne Familien da beisteuern, kann man nur ahnen. Im Grunde benötigt jedes Ferienkind erst einmal einige Kleidungs-

Zu Ferienschluss ein gemeinsames Fest mit den Kindern der Gasteltern

stücke. Die Gasteltern staffieren "ihre" Kinder gern aus, mit Notwendigem, auch schon mal Modischem; was junge Leute eben gern tragen. Und dann geschah zum Beispiel dies: Die Kindergruppe war zum Schwimmen ins Hallenbad Jünkerath eingeladen, einige Eltern brachten ihre Gastkinder mit dem Pkw dorthin, sie waren in verschiedenen Orten untergebracht. Auf dem Parkplatz stand eine Gastmutter mit zwei Mädchen, fragte uns, wann der Bus mit den anderen Kindern käme, da wäre die Dolmetscherin Galina drin und sie müsse unbedingt mit ihr sprechen. Der Grund? Neue Turnschuhe hatten die Mädchen bekommen und sie weigerten sich, die anzuziehen. Aber es war kühl und die leichten Schühchen, die sie mitgebracht hatten, fehl am Platze. Das neue modische Schuhwerk wollten sie nicht tragen . . . »das müssen wir erst unserer Mutter in Russland zeigen!"

Galina redete den beiden gut zu, die Schuhe wurden angezogen und wir hatten unsere Lektion auch gelernt. Schöne neue Dinge sind wertvoll, die benutzt man nicht ohne weiteres. Wie bescheiden man in Weißrussland leben muss, erfuhren Katharina Ratz und Martha Hack im vergangenen Herbst. In Tagebuchaufzeichnungen schrieb die Gastrnutter aus Niederehe auf, was sie erlebten, was sie beglückte, bestürzte. Diese Notizen möchten wir weitergeben und damit das tun, wovon Aktionen wie »Ferien für Tschernobylkinder« leben - es ist, als würfe man einen Stein ins Wasser. Erst zieht er kleine Kreise, dann immer größere, schließlich wird es ein stattliches Gebilde, umfassender, als man es je vermutete.

Wenn ein guter Gedanke so Raum gewinnt, zur AKTION wird - was kann man Besseres wünschen!