Dorf ohne Wasserleitung wie lebte man damals?

Therese Schneider, Brockseheid

Von unseren Eifeldörfern waren vor etwa 60 Jahren noch viele ohne Wasserleitung. Beim heutigen täglichen Wasserverbrauch hat man keine Vorstellung davon, wie die Leute damals zu recht kamen.

Wassersparen war in allen Haushalten oberstes Gebot! Zwar gab es einige Anwesen mit hauseigenen Brunnen, sei er im Keller oder vor dem Haus auf dem Hof gewesen. Doch auch diese waren im Hochsommer bei längerer Trockenheit bald versiegt. Und nicht nur im Sommer, auch im Winter bei langanhaltendem starken Frost, konnten die Brunnen austrocknen.

In der Hauptsache sorgten die Frauen und Mädchen dafür, dass im Haushalt Wasser zum Kochen und für das Waschen der Wäsche vorhanden war. Das Kochwasser wurde meist in zwei dafür bestimmten, sauberen Eimern aus dem Brunnen hochgezogen und mit einem Tragbügel nach Hause getragen. Diese gefüllten Eimer hatten einen besonderen Platz in der Küche, und zwar auf der »Eimerbank«. Dieses Gestell war aus Eichenholz gefertigt, zwei Bretter und zwei Seitenstützen. Aber nicht nur zürn Kochen, sondern auch zum Trinken wurde dieses Wasser verwendet, denn in einem der Eirner hing die »Schäp« - die Schöpfkelle, aus der man entweder direkt trank, oder sich ein Glas damit füllte. Das Wasser schmeckte gut, selten wurde jemand krank davon. Ältere Leute verbesserten das Wasser, indem sie Essig zufügten. Erstens wegen der besseren Verträglichkeit und zweitens wegen des intensiveren Durstlöschens. Durch den Zusatz von Essig brauchte man den Tag über nicht so oft zu trinken.

Manche Schulkinder waren schon auf einen anderen Geschmack gekommen; sie machten sich eine »Brause". In ein Glas Wasser kamen ein Löffel Essig, ein Löffel Zucker und etwas Natron, sobald man darin rührte, brauste das Getränk hoch und wurde dann schnell getrunken. Es war herrlich erfrischend. Doch die Sache hatte auch einen Haken; man musste der Mutter immer das Natron stibitzen, was ja früher in der Küche noch viel Verwendung fand. Hier kann man nennen: Pfannkuchen, das Weichkochen von Hülsenfrüchten und Kohlgemüsen zur besseren Verdauung. Auch heute nimmt man noch Natron bei Magenbeschwerden, insbesondere bei Sodbrennen. In der Nähe der Eimerbank stand auch ein Schemel mit der Waschschüssel zur Reinigung der Hände und sicher auch fürs Gesicht, wenn man verschwitzt zu Tisch kam. Bevor alle zu Tisch gingen, musste man sich herrichten. Die Waschschüssel war meist emailliert und wies schon einige "Tücken« auf. Den größten Wasserbedarf gab's selbstverständlich in den Ställen. Dafür hatte man große Fässer, die im Sommer in Bächen und Tümpeln gefüllt wurden und entweder mit dem Fuhrwerk oder per Handkarren nach Hause transportiert werden mussten.

Im Winter war da oft noch ein Spaß dabei, denn man konnte - wenn Schnee lag - mit dem Schlitten fahren. Dabei war aber das Tempo zu beachten. Das Fass auf dem Schlitten hatte keinen guten Halt. Man fuhr zu zweit. Der hinter dem Schlitten ging, musste den Behälter festhalten. Aber es klappte nicht immer. So passierte es leicht, dass, wenn gerade zürn Haus eingebogen wurde, Schlitten samt Fass umkippten. Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Es wurde trotz aller Misere noch dazu gelacht. Wer ein Haus baute und nicht selbst einen Brunnen hatte, musste das Wasser schon mal im Nachbarort holen, wo bereits eine Wasserleitung war. Dann kam das Jauchefass zum Einsatz.

Zum Glück hatte man früher nicht gar so viel Bedarf an Putzwasser. Vom Frühjahr bis zum Herbst hielten sich nur Leute im Haus auf, die nicht so gut nach draußen konnten. Man traf sich drinnen zu den Mahlzeilen, die Wohnungspflege war nicht problematisch. Mit einem Eimer Wasser wurden mehrere Böden aufgewischt, und anschließend kam im Sommer das Putzwasser in den Garten. Das Spülwasser aus der Küche wurde beim Herrichten des Schweinefutters nochmals verwendet; man kannte ja noch keine schädlichen Zusätze. Die große Wäsche wurde zu Hause vorgewaschen und nach Möglichkeit am Dorfbrunnen ausgewaschen - auch im Winter. Das war nicht immer ein Vergnügen! Doch dabei gab's auch Freude. Viele Madchen gingen zum Brunnen und für Unterhaltung war gesorgt. Aber auch die Dorfjungen kamen schon mal herbei und halfen; je nach Neigung beförderten sie die Wäsche auch nach Hause. Dabei wurde dann festgestellt, wer die schönste Wäsche hatte . .! Als nach Jahren endlich die Wasserleitung da war, hatte man zunächst nur eine Zapfstelle im Haus und eine im Stall. Welcher Reichtum! Nach dem Krieg kamen die Verbesserungen. Es wurde neu-, um- und ausgebaut, mit Bädern in den Häusern und viele Schlafzimmer wurden mit fließendem Wasser ausgestattet. Als dann auch noch die Zentralheizung mit allen Bequemlichkeiten installiert wurde, lebten alle auf. Und heute?

Keine Erinnerung mehr an früher? Dabei ist das so nötig. Wir sind verpflichtet, unser Grundwasser sauberzuhalten und zu sparen, denn Wasser ist höchstes Gut und lebensnotwendig: für uns, für unsere Kinder.

 

 

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