Brief
an meinen Enkel
Stell dir vor,
bei uns im Garten
wohnt wahrhaftig ein Wiesel.
Wir haben es geseh'n
und fanden das Tierchen sehr schön.
Nur wissen wir nicht,
heißt es nun Liesel
oder heißt es gar Günther.
Auf jeden Fall
war das Pelztier recht munter.
Mit dem langen Schwanz
samt der dunklen Spitz'
schloff es ganz rasch
beim Holzstoß in einen Ritz.
Der war so klein,
da passte mal gerade
mein Finger hinein.
Doch so oft wir seitdem
in den Garten geh'n , -
es lässt sich nicht seh'n.
Es ist aber da,
denn nachts, so um Zwölfe,
da kommen von unserem Nachbarn
die Katzen,
die möchte das Wiesel,
so scheint's uns, gern kratzen.
Denn dann pfeift es und wispert
und keckert und faucht,
dass man schon eine ganze
Weile braucht,
bis man sich erholt hat
von solch einem Schreck.
Aber schau'n wir hinaus. -
ist's Wiesel weg.
Christa Feltgen, Steffeln