Zu Gast in Nohn -

der Eifelmaler Fritz von Wille

Thomas Romes, Nohn

Eine Bildbetrachtung

»Brauchen diese bilder eine Beschreibung, damit der Beschauer sie verstehen kann?« schrieb Clara Viebig 1909 in einem Beitrag über Fritz von Wille, den bekannten Eifelmaler. Nun, bei diesem hier abgebildeten kleinen Gemälde ist das eigentlich nicht nötig. Das Bild spricht in seiner Beschaulichkeit für sich. Trotzdem möchte ich die Entstehung »unseres« Bildes und des untergegangenen Kapellchens aufzeigen. Es hält eine Stimmung fest, die man so noch vor etwa drei Jahrzehnten in Nohn antreffen konnte. Prof. Fritz von Wille hat die Dorfatmosphäre im Oberdorf/Auf der Bitz wunderbar festgehalten. Das Kapellchen mit dem windschiefen schmiedeeisernen Kreuz und die anderen, liebevoll wiedergegebenen Details geben diesem Bild einen unverwechselbaren Reiz. Es gewährt uns so einen Blick in die vergangene, die sogenannte gute alte Zeit.

Ein Geschenk des Eifelmalers

Dass die »gute alte Zeit« (besonders die Jahre nach dem Ersten Weltkrieg) eben nicht in jeder Beziehung gut war, erfuhr auch Prof. von Wille am eigenen Leib. Er war, so ist es vom jetzigen Bildbesitzer und Gastwirt Hermann Jaax überliefert, häufig Gast in Nohn, nachdem er die nahe Burg Kerpen erworben hatte. In Nohn kehrte er dann gerne im Gasthaus Dockter ein. Der damalige Wirt Franz Dockter, der den Maler längere Zeit kannte und ihn hin und wieder mit seinem Fuhrwerk kutschiert hatte, wusste um die schlechter werdende wirtschaftliche Lage des Künstlers, den er großzügig bewirtete. Aus Dankbarkeit malte von Wille an einem Spätnachmittag im Sommer 1919 von der Treppe des Hauses »Adams« dieses heute kaum bekannte Dorfidyll. Das abgebildete Kapellchen war Eigentum des Gastwirtes und stand schräg gegenüber dem Gebäudekomplex Dockter/ Romes (vormals Heidinger, heute Hauptstraße 8 und 10). Nachdem das Bild - auf kuriose Weise - den Besitzer gewechselt hatte, befindet es sich heute wieder in dem Gasthaus, für das es Fritz von Wille geschaffen hatte.

Im Heimatjahrbuch 1991 hat Dr. Dr. Otto Baur zu Recht die Verbundenheit der hiesigen Bevölkerung mit »ihrem« Maler herausgestellt: »Die Eifler betrachteten ihn als einen der ihrigen, der Kunde von der Schönheit ihrer Landschaft in die weite Welt trug. Es ist sehr interessant zu verfolgen, wie sich diese Zuneigung zu dem in Kerpen lebenden Künstler auch nach dem katastrophalen Kriegsausgang mit der Abdankung des Kaisers fortgesetzt hat«. Der Nohner Gastwirt Franz Dockter konnte diese Verbundenheit und Hochachtung bezeugen.

Dorf Idyll, die Kapelle in Nohn, gemalt 1919 von Fritz von Wille.

Kapelle in Nohn kurz vor dem Abriss,                       Kapelle in Nohn 1995.

 das Turmkreuz ist bereits beseitigt - Foto 1970.

Entstehung und Untergang der Kapelle

Das schöne Kreuz des Türmchens trug neben der Jahreszahl 1781 die Initialien des Stifters und Erbauers Nikolaus Müller (N.M.). Das Kapellchen wurde also im Jahre 1781 fertiggestellt. Verschiedene Details, identischer Bruchsteinboden und bauartgleiche Fenster machen darüber hinaus eine zeitgleiche Entstehung der Kapelle und des oben genannten Gebäudekomplexes wahrscheinlich. Es scheint, als habe zum Ende des 18. Jahrhunderts in Nohn ein regelrechter Bauboom eingesetzt, da die Pfarrkirche ebenfalls 1781 vollendet wurde. Das schlicht gestaltete, aber eindrucksvolle Sandsteinrelief hat sich erhalten und stammt wohl ebenfalls aus der Erbauungszeit. Die vertraute Kapelle ist verschwunden. Das alte Gebäude hatte im Laufe der Zeit unter Feuchtigkeit gelitten; es wurde 1970 abgerissen. In dem weniger kunstvoll errichteten Nachfolgebau erinnert noch das alte Sandsteinrelief mit der Pieta und den trauernden Jüngern an das ausgeprägte religiöse Leben vieler Generationen, die dort ihre Toten aufbahrten und Zuflucht in vielerlei Nöten suchten.

In den schweren Stunden des letzten Krieges fanden sich hier die Nachbarn im Gebet zusammen.

Man muss kein Romantiker sein, um den Verlust dieses Kleinods, das den Menschen nahezu zweihundert Jahre diente, zu bedauern. Mit seinem Abbruch ist das Dorf um ein Kulturdenkmal ärmer geworden.

Anmerkung:

Herrn Hermann Jaax und Frau Margarethe Romes sei für die freundliche Unterstützung und Überlieferung gedankt