Die Brennessel

In den Ecken sprießen Nesseln,

deren Wurzelwerk wie Fesseln

ihren Standort gut behütet,

aber »Miete" uns vergütet.

 

Denn die jungen Nesselsprossen

werden wie Spinat genossen.

Herrlich schmeckt ihr junges Grün

schon, wenn Osterglocken blüh'n.

 

Auch als Tee und als Salat

brüht man sie — es war' doch schad',

wären ihre guten Säfte

schlecht genutzte Wunderkräfte.

 

Blut sie bilden, machen rein,

gut soll für den Magen sein,

für die Leber, für die Galle

Nesselsaft in jedem Falle.

 

Er wirkt auch bei Rheuma, Gicht;

Nierengrieß verschont er nicht.

Klar der Kopf wird, Haut wird schön,

Haar wird seidig unterm Föhn.

 

Selbst dass uns die Nesseln stechen

ist gesund, wenn wir sie brechen.

Dieses Kraut, von Gott gegeben,

lässt auch Schmetterlinge leben.

 

Gönnen wir dem Nesselnest

seinen Standort treu und fest.

Mensch und Tier tun Nesseln gut;

sie bedürfen uns'rer Hut!

 

Gertrud Knobloch, Bonn