Ich mag dich, Ort...
An Jünkerath
Ich mag dich, Ort, so, wie du bist:
nicht hochgepriesen, schöngefärbt.
Vom Zweck bestimmt, steht Haus bei Haus
an breiter, stumpfer Asphaltbahn.
Begleitend lauft ein Flüsschen mit
Zuweil versteckt, gesellt es sich
leicht schlangelnd zum gerippten Band
des Schienenstrangs, der blinkend zieht
herein zum Ort, dort Halt gewährt,
sich dann verläuft am Horizont.
Ich mag die Hänge dunklen Grüns,
mag, wenn im Frühjahr Schlehenweiß
den Schleier webt am Wiesenhang.
Und wenn danach des Ginsters Gelb
wie Gold sich auf die Besen legt,
gefällst du mir um vieles mehr.
So auch, wenn in das enge Tal
der Kirchenglocken Stimme ruft.
Ein Finger mahnt - des Schlosses Rest
aus grauem Stein - steil aufgereckt:
Bedenke, Zeit ist auch Zerfall!
Ein Bodenmal? Hier hat der Brand
die Schule wild dahingerafft.
Was fremdes Volk einst aufgebaut,
bewohnt genutzt, dann fliehend ließ,
ist Spur noch in des Bodens Gruft.
Nun weckt sie Neugier, Forscherlust.
Das Leben schätz ich, das hier pulst,
die Werkstatt, die Verdienst gewährt.
Du bist kein Ort, der Beifall heischt,
der Fremden Neugier tüchtig stillt.
Bist eher still, von herbem Reiz.
Nicht dennoch, deshalb mag ich dich,
du Ort, wie Zeit dich wachsen ließ.
Josef Jakob. Jünkerath