Zwischenspiel in Dur

Marianne Schönbcrg, Jünkerath

In unserer Gemeinde wurden Gastfamilien gesucht, für Chorsänger aus NorthCarolina, USA, sie kamen drei Tage in die Eifel. Spontan hatten wir zugesagt, nur - mit der englischen Sprache ist's in unserem Haus nicht weit her. Was wird, wenn wir Gäste bekommen, die kein Wort deutsch verstehen? Oder papageienbunt gekleidete Amerikaner, die sich für Bierseligkeit made in Germany interessieren, nach Kuckucksuhren suchen. ..; nein, das kann nicht sein. Wer sich im Chor engagiert, hat andere Interessen.

Wenn's denn Jugendliche sind, mit denen wir kein gemeinsames Gesprächsthema finden? Zugegeben, ich stand mit reichlich gemischten Gefühlen auf dem Bahnsteig. Der Zug lief ein und da waren sie, Frauen und Männer mit Koffern, Reisesäcken, jüngere, ältere. Unser junger Pastor wurde mit Hallo und herzlichen Umarmungen begrüßt, vom Amis bruder und seiner Frau, vom Kantor - er war ein Jahr in der Gemeinde der United Church tätig und das ist noch gar nicht lange her. Also ein frohes Wiedersehen, das entkrampfte die »Abholer".

Dann zwanglose Vorstellung beim Hände- schütteln ... »ich bin Betty, ich heiße Aly und das ist Chip, mein Mann". Bei der Einweisung in die Herbergen wurden Familiennamen verlesen, die klangen deutsch, französisch, schwedisch ... Edens, Breisch, Mann, Martin, Michael, Croissant, Bergstrand. Beinahe alle Gäste hatten großelterliche Wurzel in Europa und sie mühten sich redlich, deutsch zu sprechen. Von UNSEREN LEUTEN erfuhren wir später, dass sie vor der Reise übten, mit dem Kantor, er war einige Jahre in Hamburg und Lübeck tätig, ist nun Lehrer für deutsche Sprache in Amerika - wenn das keine Wirkung zeigt! Mit einem kleinen Konzert am Abend in der Erlöserkirche in Gerolstein stellte sich der Chor vor, sein Repertoire, vieles wurde in deutscher Sprache gesungen, Motetten von Schubert und Brahms. Ein Diavortrag mit Bildern aus der Gemeinde in Amerika informierte über ganz andere Aktivitäten, als wir das gewohnt sind und dann sang der Kreis amerikanische Kompositionen. Trotz üblem Sommergewitter und starker Regengüsse waren viele Zuhörer in die Sarresdorfer Straße gekommen, das freute die Gäste, man mühte sich spontan um Kontakte und Gespräche am Rande der Abendveranstaltung und alles verlief so zwanglos, als wäre man seit Jahren miteinander bekannt. Zwei Tage für Fahrten zu besonderen Zielen im Umland standen zur Verfügung und abends, wenn der Gemeindebus bei den Gastgebern hielt, gab's herzliche Begrüßungsszenen, auch schon zaghafte Umarmungen. Es war, als kämen liebe Freunde zurück und das ist nicht selbstverständlich, da muss schon zwischenmenschlich die Wellenlänge stimmen. In langen Abendgesprächen nach solchen Ausflugsfahrten erzählten UNSERE LEUTE ihre Eindrucke, mit ein wenig Deutsch, das Wörterbuch immer griffbereit, Gestik war ein Hilfsmittel von großem Wert und ab und an verstanden wir auch ein englisches Wort. Wir haben herzlich gelacht, wenn nach langen Ausführungen endlich ein Begriff »rüberkam«, verstanden wurde. Fotos von zu Hause hatten die Gäste mitgebracht, wir erfuhren ein wenig vom Alltag der Familie, der Gemeinde, aus dem Berufsleben und der Art und Weise, wie man im Lande der unbegrenzten Möglichkeiten Feste feiert. Nein, Amerika ist heute nicht der Standort, wo Milch und Honig fließen. Mit der United Church hat Deutschland seit Jahren eine partnerschaftliche Verbindung, das Gemeindeleben dort ist weitaus intensiver und geprägt von der Spendenfreudigkeit der Christen. Es gibt keinen Religionsunterricht in den Schulen, Laienspiele (Christgeburtsspiele um die Weihnachtszeit) sind in öffentlichen Gebäuden untersagt, die Kirche ist Auffangbecken für all diese Aktivitäten und bietet sie in einer Intensität an, die in Deutschland undenkbar ist. Auch das war ein Anliegen des Besuchs, man sollte voneinander hören, lernen, sich besser verstehen. "Wo sind diese drei Tage geblieben« fragten unsere Gäste am letzten Abend. Müßig, anzumerken, dass wir ein wenig ergriffen AUF WIEDERSEHEN sagten, denn dies wird es nach menschlichem Ermessen kaum geben. Zwar steht eine Einladung nach North Carolina im Raum, für jüngere Leute mag das ein Angebot sein, ältere werden sich mit dem Schreiben begnügen (müssen]. Was bleibt?

Die Erinnerung an viel Herzlichkeit, freundliches Entgegenkommen und das wurde erwidert. Unsere kleine Lady sprach von SPECIAL DAYS und ihr THANKS ist auch das unsere für ein besonderes Gast-Spiel.