Faszination Puppenspiel

Marianne Schönberg, Jünkerath

Er nennt sich Pole Poppenspäler, heißt Günter Cremer, wohnt an der Mosel und kommt ab und an in die Eitel. Im Kreis Daun besuchte er mit seiner Assistentin Brigitte Löhr den Kindergarten in Stadtkyll, als man da im renovierten Haus das erste Fest feierte. Den großen Auftritt liebt er nicht, es gibt weder Plakate noch offizielle Ankündigungen seiner Vorstellungen. Kinder im Vorschulalter, die noch staunen können, das ist sein Publikum. Eine ganz bescheidene Bühne genügt ihm. Sie zeigt eine Häuserfront mit wehenden Tüchern aus winzigen Fenstern, davor die Straße, Treffpunkt für allerlei Figuren und Persönlichkeiten, die er mit sicherem Gefühl an hauchdünnen Fäden zieht, ihnen Leben und Ausdruck gibt. Die Straße auf der Bühne ist aber auch Sitzplatz und Podium für kleine Akteure aus dem Publikum, mutige Kinder, die da mitmachen möchten, die der Hexe (wenn auch mit Schaudern) die Nase streicheln, sich sogar wegzaubern lassen und das ist für die dünnhäutigen Zuschauer schon eine ganz schwierige Sache. Da verschwindet ein Kind, kommt als lebender Hase - von der Hexe verzaubert - wieder auf die Bühne, spricht mit dessen Stimme ...; nein, man weiß nicht, ob das gut geht. Da gibt's schon mal Tränen im Publikum - echte bei den Kleinen und die der Rührung bei den Großen. Dass man so etwas heute noch in Szene setzen kann! Welche Begeisterung, wenn die Verschwundenen auf dem Arm des Puppenspielers wieder auftauchen und vor die Bühne kommen. Und welche Schätze hat der Poppenspäler hinter den Kulissen! Einen richtigen, lebenden Hasen, gestapelte Plastiktassen, einen alten Rasenmähermotor (den braucht die Hexe, wenn sie über die Bühne fliegt), Wunderkerzen für den Auftritt des Feuerschluckers und die kleinen Funken haben ihm schon den Bart versengt, das wirkt dann richtig echt. Beinahe zärtlich die Ouvertüre zum Puppen-

Wer Mut hat, darf »in die Bühne« und ein wenig Günter Cremer und Brigitte Löhr hinter den mitmachen. Kulissen.

Das Publikum staunt, lacht, wundert sich.

spiel. Schlafend liegt der Clown August auf der Straße vor der Szenerie. Er soll das Spiel beginnen, wie aber weckt man ihn? Mit Seifenblasen, einem Schmetterling, der sich behutsam auf seinen Kopf setzt. Puppenspiele sind ein Geschenk für alle, die sich darauf einlassen in einer Zeit, die von technischem Fortschritt geprägt ist. Illusionen haben im Alltag keinen Platz mehr und das ist ein herber Verlust. Der Mensch braucht seinen Raum für Träume, in jedem Lebensalter. Pole Poppenspäler versucht, den neu zu schaffen, anzubieten.

Behutsam wie der Einstieg ins Programm ist auch der Abgang - auf der Geige spielt Günter Cremer das alte erzgebirgische Lied ...»s'iss Feierohmd«.

In der Eifel mögen Text und Melodie wenig bekannt sein, aber - der Ton macht die Musik. Man spürt, was da gesagt werden soll. Wann kommst Du wieder, Pole Poppenspäler, Zauberer?