Joseph Meyer - Bruder Wendelin - Jodokus

Maria und Paul Surges, Duppach

Diese drei Namen stehen für einen Menschen, an den man sich in Duppach gerne erinnert.

Hundert Jahre sind es nun her, seit Bruder Wendelin als erster Missionar des Steyler Missionsordens nach Amerika entsandt wurde.

Joseph Meyer wurde im Jahre 1857 als eines von zwölf Kindern in Duppach geboren. Nach dem Besuch der Volksschule Duppach erhielt er von Lehrer Dohm, zur Vorbereitung auf seine Lehrertätigkeit, Privatunterricht.

Kobscheid bei Waxweiler war seine erste Stelle als Schulamtsaspirant. Aber: Lehrer sein auf dem Lande, damals und heute, welch ein Unterschied - Schulunterricht in der Bauernstube, vielleicht mit den kritischen Ohren des pfeifenrauchenden Großvaters und der strickenden Großmutter. Dies war natürlich auch der Ort, an dem man alle Lausereien und Streiche aus erster Hand erfuhr und die förmlich auf literarische Verarbeitung warteten. Zum Abschluss seiner Ausbildung besuchte er das Lehrerseminar in Cornelimünster und bestand 1881 das Examen.

Im gleichen Jahr ging er zum Missionshaus zu Steyl und wurde dort als Bruder Wendelin in den Orden aufgenommen. Nachdem er sich mehrere Jahre mit der Verbreitung der Schriften des Steyler Missionsordens beschäftigte, schickte ihn der Ordensgründer, Pater Arnold Janssen, im Jahr 1895 als ersten Steyler Ordensbruder in die Vereinigten Staaten, um dort einen Ort für eine Zweigniederlassung ausfindig zu machen und ein neues Absatzgebiet für die Steyler Schriften zu erschließen.

Mit Unterstützung der »Duppacher Amerikaner«, die durch wirtschaftliche Not getrieben Mitte des vorigen Jahrhunderts nach Amerika auswanderten, gelang es ihm, im Sinne des Ordensgründers die Steyler Missionsarbeit aufzubauen.

1896 erhielt er tatkräftige Unterstützung durch weitere Ordensbrüder. Einen geeigneten Ort für die gewünschte Niederlassung fand man in Shermerville bei Chicago. Dort entstand eine technische Schule mit einer Druckerei, nach der die Poststation Techny benannt wurde.

1909 wurde aus der technischen Schule ein stattliches Missionshaus, eine Ausbildungsstätte für Missionspriester und -brüder der Steyler Missionsgesellschaft.

Bereits zu diesem Zeitpunkt verfasste Bruder Wendelin zahlreiche Gedichte, die er zum Teil trefflich illustrierte und schickte sie mit den Schriften in die Welt hinaus. Unter seinen Ordensbrüdern galt er als Poet, Sänger, Musiker und Künstler. ,

Man kann sich ihn gut als einen tatkräftigen Mann, von festem Auftritt, mit großem Hut, langem Ordenskleid, einer ihn offenbar überall hin begleitenden Violine und unerschöpflicher Lust am Erzählen vorstellen. Frömmigkeit und Frohsinn, die scheinbar so schwer zu vereinbaren sind, bilden geradezu seine Markenzeichen. Alle erzählenden Verse zeigen auf seine geliebte Heimat, auf festen bis handfesten bäuerlichen Grund, auf dem die facettenreichen Geschichten spielen.

1910 war es ihm möglich, zu einem längeren Erholungsurlaub nach Europa zu reisen. Während dieser Zeit besuchte er ein letztes Mal sein Heimatdorf Duppach.

Bis ins hohe Alter hinein war Bruder Wendelin in Techny tätig. Kurz vor seinem Tode (er starb am 21. Januar 1927 in Roswell], erschienen 1925 seine Werke in dem Band »Frohe Sänge -Gedichte vom Jodokus« unter dem Pseudonym »Jodokus« im Verlag der Mission Press, Techny/lllinois. Gegenstand der Gedichte: Eifeler Geschichten, gemischt mit frommen und amerikanischen Reminiszenzen. Sprache: Deutsch, Englisch und Eifeler Platt, das zur damaligen Zeit auch jenseits des Atlantiks weite Verbreitung hatte.

Was bringt uns heute dazu, über den Menschen Josef Meyer, der sich als Poet »Jodokus« nannte, nachzudenken und seine 130 Gedichte wieder in Erinnerung zu rufen? Wir pflegen

Jodokus - Wandrelief von Dankwarth Albersmann, Köln

damit ein Stück notwendiger Rückbesinnung auf unsere Regionen, die in ihrer Geschichte und Vielfall Basis sein müssen für das Zusammenwachsen der Völker. Indem wir das Eigene achten und pflegen, können wir uns den Respekt vor dem Fremden erwerben, was uns in der heutigen gesellschaftlichen Lage bestimmt gut tut.

Jodokus war ein engagierter Mann des bleibenden Wortes, des irdischen und des religiösen. Seine Gedichte beweisen beides. Im Gedenken an Jodokus und um altes Schriftgut zu erhalten, wurde sein Gedichtband anlässlich der Einweihung des neuen Dorfgemeinschaftshauses in Duppach im Dezember 1992 neu aufgelegt

Die Gemeinde Duppach hat außerdem durch den Kölner Bildhauer Dankwarth Albersmann ein Wandrelief schaffen lassen, das im April 1994 feierlich enthüllt wurde. Es stellt Jodokus als Bruder Wendelin und als Lehrer dar und soll mit Dank und Stolz alle Besucher des Dorfgemeinschaftshauses an diesen Sohn der Gemeinde Duppach erinnern.