Die Kapelle im Heyerwald

J. Baptist Hölzern, Heyroth

Die Gnadenkapelle Heyerberg liegt auf einer Anhöhe inmitten des Heyerwaldes zwischen den Dörfern Borler, Bongard, Heyroth, Bodenbach und Nohn. Zu ihr wallfahren häufig die Bewohner der umliegenden Ortschaften, um hier die Schmerzhafte Muttergottes zu verehren. Die Kapelle trägt über dem Eingang das »Heyerwappen«, das daran erinnert, wie hier einmal ein stolzer Burghof mit Ringmauer existiert hat.

Interessant ist die geschichtliche Überlieferung aus dem siebzehnten Jahrhundert. Der ehemals friedliche Heyerhof wurde zum Gegenstand aufregender Prozesse zwischen den Erzbischöfen von Köln und Trier. Der Pfarrer von Udelhofen erschien in seiner Eigenschaft als kurfürstlicher Notarius am 30. Mai 1716 im Auftrage des Kurfürsten von Köln auf dem Heyerhof und nahm diesen in Besitz. Dazu schritt er auf die Pforte zu, zog das schwere Eichentor auf und drückte es wieder zu. Dann ging er zur Feuerung, entfachte auf ihr ein Feuer und löschte es wieder.

In der Scheune schob er den Riegel vom Tore und drückte beide Hälften nach außen, um sie dann wieder zu schließen. Im Garten rupfte er Flachs, auf der Wiese Gras, und vom Eichenbaum riss er einen Zweig ab. Dann begab er sich aufs Feld, nahm eine Handvoll Grund und warf diesen wieder weg. Damit war der Heyerhof den Ländereien des Kurfürsten von Köln einverleibt.

Doch nur acht Jahre währten Ruhe und Frieden um den Heyerhof. Dem Kurfürsten von Trier erschien das Vorgehen des Kölners nicht gerechtfertigt. Er beauftragte darum seinen Schultheiß in Nohn, die Pacht einzuziehen. Der Kölner Kurfürst wies das Tun des Trierers unter

heftigem Protest als unsinnig zurück. Ein langjähriger Streit entstand, der erst 1776 geschlichtet wurde.

Das alles hatte sich auf den Heyerhof sehr nachteilig ausgewirkt. Vernachlässigt und kaum bewirtschaftet, war er mehr und mehr dem Verfall preisgegeben. Bald waren von dem ehemals so stolzem Hof nur mehr brüchige Gemäuer übrig. In der Zeit der Säkularisation wurde das Schicksal der Burgkapelle endgültig besiegelt. Nach der Schließung des Friedhofes durch den französichen Unterpräfekten sah sich der Pfarrer von Nohn 1821 dazu bewogen, die Reliquien aus der vernachlässigten Kapelle zu entfernen. Um die Heiligtümer im Inneren der Kapelle zu schützen, brachten die Bewohner von Borler diese in sichere Obhut. Die Glocke der Burgkapelle befindet sich heute noch in Borler und trägt die Inschrift: Leonard heis ich, auf Heyerberg reis ich 1677. Erst um 1870 entschlossen sich die Bewohner der Umgebung, eine neue Kapelle fast an der gleichen Stelle zu erbauen. Unter harten Opfern stellte man diese 1874 fertig.