Müllverwertung anno dazumal

Gertrud Knobloch, Bonn

Inzwischen hat sich der Müll zu einem großen Problem für Städte und Gemeinden ausgewachsen. Es gab Zeiten, da man den Begriff »Müll« überhaupt nicht kannte. Was an »Bio«-Hausmüll anfiel, Essensreste, Gemüsereste, Kartoffel schalen, Obstabfälle, alles wurde an Tiere aller Art roh oder gekocht verfüttert. Was die Tiere nicht fraßen, wurde kompostiert oder bei Bauern mit auf den Mist geworfen, wo es ebenso verrottete. Das gleiche galt für den Mist der Kleintiere, mit dem bei Nicht-Bauern die Gärten gedüngt wurden, nachdem er auf dem Komposthaufen gut verrottet war. Meistens waren davon drei vorhanden, die oft auch noch mühsam »umgesetzt" wurden zur besseren Gare, ehe sie wirklich zu vollkommenem Humusdünger geworden waren, der alles übrige Düngen überflüssig machte. Auch das Papier war kein Problem, wenn man seine Verwertung auch heute noch nicht als ideal bezeichnen kann. »Papierflut" im heutigen Sinne gab es nicht. Den meisten Haushatten stand nur die Zeitung zur Verfügung. Die wurde voll aufgebraucht: Einmal diente sie, nass gemacht, zum Einwickeln der Briketts, mit denen man in den Kohleöfen über Nacht das Feuer nicht verlöschen ließ, der Rest wurde kleingeschnitten und hing für »hinterlistige Zwecke" auf dem Klo, das oft noch in einem Häuschen außerhalb bestand, und dessen Grube ebenfalls in den Dünge kreis lauf mit einbezogen wurde, was aus

hygienischen Gründen nicht ideal gewesen sein soll. Das war's dann mit dem Müll von ehemals; die wenigen Papierpackungen, meistens braune Tüten, wanderten mit ins Feuer. Fast-Food gab es so wenig, wie Verpackungen dafür aus Aluminium oder Kunststoff. Diese Errungenschaften blieben erst den vergangenen Jahrzehnten vorbehalten. Die Hausfrau kochte selbst, und wenn der Ehemann mittags nicht nach Hause konnte, bekam er einen »Henkelmann» mit, ein Blech- oder Emaillegeschirr mit gekochtem Essen zum Aufwärmen, eine Blechoder Thermosflasche zum Trinken. So einfach und auch »billig« ging es zu, aber wer wollte heute noch so leben?