Die Feusdorfer und ihr Wasser -40 Jahre öffentliche Versorgung

Erwin Holzer, Feusdorf

Der Mensch benötigt Wasser zum Leben. Die ununterbrochene Versorgung mit diesem Grundstoff ist eine elementare Voraussetzung für seine Existenz. Gerade heute ist die Sorge um sauberes und gesundes Wasser in einer zunehmend belasteten und verschmutzten Umwelt von besonderer Aktualität. Anders als in anderen Gegenden unserer Welt war die Versorgung mit dem Lebenselement

Wasser in der wasserreichen Waldlandschaft der Eifel auch in alter Zeit kein großes Problem. Hier holten sich schließlich schon die Römer das Wasser für ihre großen Siedlungen im Rheinland. Die Bewohner der Eifel konnten sich das Naß außer in extremen Dürrezeiten relativ leicht aus einer Vielzahl von Brunnen und natürlichen Quellen beschaffen. Wasser bedeutet hierbei im übrigen ausschließlich »Trink-

wasser- für Mensch und Vieh, denn im Unterschied zu anderen Weltgegenden brauchte man sich wegen der natürlichen Niederschläge keine Gedanken um eine künstliche Bewässerung der Felder zu machen. So war es über viele Jahrhunderte hinweg auch in Feusdorf; noch 1943 gab es mehr als 30 öffentliche und private Brunnen in der Gemeinde. Bei der damals geringen Bevölkerungszahl muss also fast jeder Haushalt über einen eigenen Brunnen verfügt haben. Die in römischer Zeit vorhandenen technisch aufwendigen überregionalen Wasserversorgungssysteme waren vergessen und wurden allenfalls noch als Steinbrüche genutzt. Erst im 19. und 20. Jahrhundert begann man auch im ländlichen Raum wieder mit der Einrichtung solcher Wasserversorgung s- und Abwasserentsorgungseinrichtungen. Bei allem Misstrauen gegenüber technischen Neuerungen waren die Eifeler schnell von den Vorzügen der Möglichkeit überzeugt, das Wasser einfach ganz bequem aus der Leitung fließen zu lassen, statt es mühsam aus den Brunnen herbeischaffen zu müssen.

Hinzu kam, dass es immer mehr hygienische Probleme mit den Brunnen gab, viele waren nicht mehr keimfrei. Auch in Feusdorf mussten deshalb einige Brunnen geschlossen werden. Bereits vor dem 2. Weltkrieg bemühte sich die Gemeinde deshalb um den Bau einer öffentlichen Wasserleitung, zunächst erfolglos. Im Kriegsjahr 1943 wandte sich der damalige Ortsbürgermeister Nikolaus Brang unter Hinweis auf die sich verschlechternden hygienischen Verhältnisse an den Dauner Landrat Dr. Schlemmer, allerdings ohne Erfolg. Damals - wie auch heute - war kein Geld vorhanden, es wurde an anderer Stelle gebraucht. Gleich nach dem Ende des Krieges, 1946, nahm man einen neuen Anlauf. Der Gemeinderat beschloss die Verlegung einer Wasserleitung mit den dazugehörigen Hausanschlüssen und einer Anbindung an das Gruppenwasserwerk Birgel. Aber auch dieses Vorhaben scheiterte an Geldmangel.

Die Feusdorfer blieben allerdings hartnäckig. 1951 entschied sich die Gemeinde, eine eigene Wasserversorgung aufzubauen. Man stützte sich dabei auf einen Entwurf, der bereits im Jahre 1940 erstellt und genehmigt worden war. Bei der Suche nach der geeigneten Wasserader bediente sich die Gemeinde eines altbewährten Mittels; sie beauftragte einen Wünschelrutengänger. Die erste Hoffnung, am Escher Wald eine ergiebige Quelle gefunden zu haben, schlug allerdings fehl; die Grabungen blieben erfolglos. Im zweiten Anlauf fand man dann im Frühjahr 1952 oberhalb des alten Dorfpützes nach einer Grabung von vier Metern ein ergiebiges Wasservorkommen, das für die Versorgung der damaligen Gemeinde ausreichend erschien. Noch im gleichen Jahr wurde die Brunnenfassung gebaut. In den beiden folgenden Jahren wurden Pumpstation und Hochbehälter errichtet. Die Erdarbeiten übernahmen die Feusdorfer Männer in Eigenleistung. Die Gesamt kosten für das Projekt betrugen 131 000 DM, damals eine bedeutende Summe für eine kleine Gemeinde (heute kostet allein die Erneuerung kleiner Abschnitte des Versorgungsnetzes ungleich mehr). Endlich verfügten nun die Feusdorfer über fließendes Wasser in ihren Häusern. Allerdings mussten sie dafür bezahlen, während sie zuvor ihre Brunnen kostenlos genutzt hatten. Im Januar 1955 wurden erstmals Gebühren für den Wasserverbrauch festgesetzt, zunächst noch recht gering. Dass sich die Wasserkosten in den 90er Jahren zusammen mit anderen kommunalen Gebühren zu einer dramatisch anwachsenden »zweiten Miete« entwickeln würden, konnte damals noch niemand erahnen. Mitte der 70er Jahre kam dann das Ende der eigenständigen Feusdorfer Wasserversorgung. Letzter Anstoß war das sehr trockene Jahr 1973, das im Ort zu einem akuten Wassernotstand führte. Um die Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten, musste mit Tankwagen Wasser vom Hochbehälter Rütt des Gruppenwasserwerkes Birgel bei Jünkerath zum Feusdorfer Hochbehälter gebracht werden. Im folgenden Jahr wurde die Gemeinde mit einer 1620 m langen Verbindungsleitung an das Versorgungsnetz der Verbandsgemeinde Obere Kyll angeschlossen. Einige Zeit darauf wurde der Feusdorfer Brunnen stillgelegt. Das Wasser für Feusdorf kommt seitdem aus Bohrungen an anderen Stellen der Verbandsgemeinde. So ist auch heute die Versorgung der Menschen mit dem Lebenselement Wasser gesichert, wenn auch in anderer, bequemerer (aber um ein Vielfaches teurerer) Form als in der alten Zeit.