Erinnerungen an zu Hause

Meine Gedanken tragen mich weit hinaus -

Ich bin schon wieder einmal zu Haus:

Dort, wo ich verlebte der Kindheit Glück,

Denk' ich oft und immerzurück. -

Die Lerchen steigen in die Luft.

Aus dem Walde der Kuckuck ruft.

 Ich laufe durchsjunge Wiesengrün.

Schäfchenwolken am Himmel zieh'n.

 Es riecht nach frisch gepflügter Erde,

vor Papas Pflug stampfen die Pferde.

Von Feld zu Feld ich den Vesperkorb trage.

Es sind sonnenhelle Frühlingstage. I

n Muttis Garten ums Haus blüht Jasmin.

 Die Kirschen und Apfelbäume blüh'n.

Die Sonne flimmert durchs junge Geäst.

 Es ist ein wundersames Frühlingsfest. -

So herrlich erschien mir damals die Welt.

 War glücklich auf unserm weiten Feld.

 Wir Kinder tobten in Wald, Hof und Garten.

Brauchten nur auf den Sonnenschein zu warten.

Kam dann der Sommer über das Land,

Das Ährenfeld in voller Reife stand!

 Kornblumen, Mohn und Raden,

konnte man pflücken ohne Schaden.

Was war es doch eine herrliche Zeit. -

Kein Auto, kein Flugzeug weit und breit.

Man horte Grillen zirpen und Bienen summen.

Man hörte kein Motorendonnern

und Brummen.

Unter schattigen grünen Bäumen,

könnt' man den Wolken zuschau'n und träumen.

Bald nahte die goldene Herbstzeit heran.

 Birnen und Äpfel vom Baume man sich nahm.

Wir brauchten dafür nicht zur Stadt zu laufen,

Um jedes Pfündchen der Früchte zu kaufen.

Wurden die Tage kürzer, die Nächte länger,

Wehte der Wind von Tag zu Tag strenger,

Da gab es bald viel Schnee weit und breit.

 Die Tannen der Wälder strahlten im

weißsilbernen Kleid.

Den schönsten Baum holte Papa Ins Haus.

Mutti schmückte den herrlichsten

Weihnachtsbaum draus.

Hasen und Rehe des Nachts aus dem Walde

huschten.

Gerne die Rinde der

jungen Obstbäume suchten.

Die Spuren im Schnee, die hatten's verraten.

Sie scharrten den Schnee fort, suchten nach

Saaten.

Die Welt in der Sonne blitzte und funkelt'.

Das Abendrot glühte am Himmel,

wenn's dunkelt'.

Aber bald, bald war es wieder soweit -

Der Schnee taute fort, es ward Frühlingszeit.

So ging es damals jahrein und jahraus.

Wenn ich manchmal allein bin, dann denk ich

an zu Haus!

Renate Weis-Bortz, Gerolstein