Geschichte der Kyllbrücke

Prof. Matthias Weber, Lissendorf

Der Autor dieser Zeilen, Jahrgang 1909, schildert seine persönlichen Erlebnisse um das Bauwerk, gewiss sind manche Daten den Bewohnern von Lissendorf und Birgel gar nicht mehr bekannt. Hier die Aufzeichnungen von Matthias Weber:

Es handelt sich um die Brücke zwischen den Gemeinden Lissendorf und Birgel, die Dörfer sind durch die Kyll als Gemarkungsgrenze in ihren Bereichen gekennzeichnet. Beide Orte sind bis an die Kyll bebaut, Birgel gehört zur Pfarrei Lissendorf, doch das Verwaltungsgebäude der früheren Bürgermeisterei Lissendorf stand in Birgel. Dort gab es auch drei Mühlen, Lissendorf hatte keine. Diese Mühlen waren in den Jahrhunderten von wirtschaftlicher Bedeutung für die Bevölkerung, in der Zeit, als die Frauen das Brot noch selbst gebacken haben. Auch das Schweinefutter musste in der Mühle geschrotet werden.

Die erste Brücke über die Kyll wurde durch gewaltige Hochwasser im März 1917 weggerissen, wann sie errichtet wurde, ist nicht bekannt. Der strenge und schneereiche Winter 1916/17 wurde durch starke Regenfälle beendet und sie lösten die Fluten aus. Vom Pionierbataillon Koblenz kam ein Kommando von 12 bis 15 Soldaten, sie waren mit dem Bau einer Notbrücke beauftragt und mit je zwei Mann in den Familien einquartiert. Das waren ältere Jahrgänge, nicht feldtauglich, sie hatten zu Hause selbst Kinder und natürlich spielten sie mit uns, abends. Mein Vater war ja im Krieg in Russland. Nachdem die Konstruktion der Brücke mit einer Fahrbahn stand, wurden die Soldaten per Telegramm abgerufen. Da gab es Tränen, wir kleinen Jungens klammerten uns an unsere Gäste...; der an der Brücke beidseitig fehlende Steg für Fußgänger, mit einem Geländer versehen, wurde von den Schreinern Assion, Kettel und Reifferscheid angebracht.

Die zweite, gemauerte Brücke entstand im Jahre 1923, zur Zeit der größten Inflation, im Jahr des großen wirtschaftlichen Zusammenbruchs und sie wurde als Notstandsmaßnahme als Steinbrücke gebaut.

Nur um die zwanzig Jahre Bestand war ihr vergönnt - beim Einmarsch der Amerikaner am 6. März 1945 wurde sie gesprengt. Hunderte amerikanische Panzer kamen aus Richtung Steffeln, da ging die Brücke hoch. Sofort wurde ein Raupenfahrzeug an die Stelle kommandiert. In zwei Stunden hatte es die Ufer unterhalb der Brücke planiert und der Vormarsch konnte weiter gehen.

Nach Kriegsende wurde wieder eine Hochbrücke gebaut. Sie entstand nach der Neugliederung der kommunalen Aufgaben in den 50er Jahren. Waren bis dahin die Wege zwischen den Dörfern Eigentum der jeweiligen Gemeinden, so wurden sie nun dem Kreis übertragen, er hatte auch für ihre Unterhaltung zu sorgen, und die Brücke - sie wurde nun im Auftrag des Kreises Daun gebaut - tut noch heute ihren Dienst.