»Eifeler Häuser und Dörfer im Wandel der Geschichte«

Symposion im Eisenmuseum Jünkerath

Manfred Simon, Daun

Die Kapazität des großen Saales im Jünkerather Eisenmuseum war vollständig erschöpft, als am 1. Oktober 1994 Kreisbeigeordneter Klaus Jansen in Vertretung von Landrat Albert Nell die Gäste zum Symposion »Eifeler Häuser und Dörfer im Wandel der Geschichte" begrüßte. Immerhin war es bereits die dritte wissenschaftliche Vortragsveranstaltung im erst 1991 eröffneten Museum. Wie bereits beim Symposion »Der Wald» unterstützten auch diesmal der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V. in Köln und der Landschaftsverband Rheinland mit dem Amt für rheinische Landeskunde Bonn als Mitveranstalter das Symposion.

Dr.-lng. Paul-Georg Custodis vom Mainzer Landesamt für Denkmalpflege und der Geschäftsführer des Rheinischen Vereins, Dr. Norbert Kühn, führten als fachkundige Moderatoren durch die wissenschaftliche Veranstaltung. Das große Publikumsinteresse, so die beiden Wissenschaftler, zeige deutlich, wie wichtig das Thema doch sei. Gerade im ländlichen Raum erlebe man tiefgreifende strukturelle Veränderungen; hiervon betroffen seien natürlich auch das Dorf als Lebensraum und dessen historische Bausubstanz. Ingo Konrads, Historiker beim Bonner Amt für rheinische Landeskunde, referierte zum Thema »Das Bild des Ortes Marmagen vom 16. zum 17. Jahrhundert«. Hierin ging er auch auf die Kriegsauswirkungen für die Marmagener Bevölkerung ein. Der Vortrag machte deutlich, dass in der nach mittelalterlichen Epoche im Rheinland fast permanent Krieg herrschte. Konrads, der für seine Recherchen auch auf Archivakten des Prager Nationalmuseums zurückgriff, vermittelte den Zuhörern in eindrucksvoll er Weise das Bild eines Eifeldorfes in den Kriegswirren der frühen Neuzeit. »Die Hauslandschaft Eitel«, so lautete der Vortrag von Dr. Klaus Freckmann, Direktor des Freilichtmuseums Sobernheim. Der aus Wittlich stammende Kunsthistoriker erläuterte in seinem Referat die Merkmale der ländlichen Eifelarchilektur und skizzierte den Übergang vom Fachwerk- zum Massivgebäude. Neben der Darstellung der in der Gesamteifel variierenden Dorfformen gab der Referent den Zuhörern auch einen Überblick über die Wohnverhältnisse in den Eifelhäusern in der Zeit des 17. bis 19. Jahrhunderts. Für den krankheilsbedingt verhinderten rheinland-pfälzischen Landeskonservator Dr. habil. Wolfgang Brönner trug dessen Mitarbeiter Dr. Cuslodis das Referat "Denkmalpflege als Beitrag zur kulturellen und wirtschaftlichen Infrastruktur des Landes Rheinland-Pfalz« vor. Anhand aktueller Beispiele wurde deutlich, dass die denkmalpflegerische Arbeit im Rahmen eines kulturlandschaftlichen Zusammenhanges zu sehen sei. Daher müsse, so Dr. Brönner, ein Baudenkmal oder eine Denkmalzone als Teil einer Kulturlandschaft, also nicht isoliert, verstanden werden. Im Vortrag wurde deutlich gemacht, dass durch den Schutz und die Erhaltung gerade auch von ländlichen Baudenkmälern eine wichtige Basisarbeit für die Geschichts- und Kunstwissenschaft geleistet wird, ebenso für die Regional- und Heimatforschung. Die Bedeutung für den Tourismus und das Handwerk sind hervorzuheben. Mit dem Thema »Dorf erneuern n g im Landkreis Daun« befasste sich Karl-Heinz Böffgen, Dorferneuerungsbeauftragter für den Landkreis Daun. Der bei der Kreisverwaltung tätige Diplom-Ingenieur informierte in seinem Referat über Ziele und Maßnahmen der Dorferneuerung vor dem Hintergrund eines tiefgreifenden Strukturwandels im ländlichen Raum. Rückgang der Landwirtschaft, Entleerung der Ortskerne, wenige wohnungsnahe Arbeitsplätze, das sind nur einige der Faktoren, die den in-

"Dreimüller Hof« vor und nach der Sanierung.

dividuellen Wert und Charakter der Siedlungsform "Dorf« bedrohen. Böffgen wies in diesem Zusammenhang auf die strukturellen und gestalterischen Ansätze der Dorf erneuern r g hin. Anhand von Beispielen wurden Möglichkeiten der Reaktivierung und Umnutzung leerstehender Gebäude sowie die Ansiedlung von Gewerbe- und Dienstleistungsbetrieben aufgezeigt. »Es geht darum«, so der engagierte Fachmann weiter, "das Dorf als eigenständigen Wohn-, Arbeits-, Sozial- und Kulturraum zu erhalten und zu entwickeln und die Zersiedelung im Dorfumland zu stoppen«. »Neues Bauen im Eifeldorf« war Thema des Vortrages der Bitburger Architektin Marie-Luise Niewodniczanska. Die Inhaberin eines Lehrauftrages für Baudenkmal pflege an der Fachhochschule in Trier zeigte die Notwendigkeit einer Auseinandersetzung mit diesem Thema auf. In ihrem Vortrag vertrat sie anhand von Eckdaten die These, dass zeitgenössisches Bauen im Dorf nicht beliebig oder gar willkürlich sein darf. Vielmehr ist es nach Auffassung von Prof. Niewodniczanska unabdingbar, traditionelle Architekturformen einer ländlichen Region auch bei Neubauplanungen zu beachten. Trotz positiver Ansätze fehle bei Einzel vorhaben und bei der Bauleitplanung noch oft eine grundlegende Auseinandersetzung mit den vielfältigen Elementen der Landschaft und der Dörfer einer Region.

Das Symposion endete mit dem Referat "Denkmalpflege am praktischen Beispiel: Die Sicherung und Restaurierung des Dreimüllerhofes in Jünkerath-Glaadt. Manfred Simon, Denkmalpfleger der Kreisverwaltung Daun, schilderte hierin die vorbildliche und denkmalgerechte Instandsetzung einer für die Eifel typischen Hofanlage des 19. Jahrhunderts. Trotz massiver Substanzschäden sei es den Eigentümern gelungen, das denkmalgeschützte Gebäude zu erhalten und wieder als Wohnhaus zu nutzen. An diesem Beispiel wurde deutlich gemacht, dass Denkmalschutz nicht als eine Art »Käseglocke" zu verstehen ist. Veränderungen und Umnutzungen seien durchaus möglich. Der Referent wies aber gleichzeitig darauf hin, die Bewahrung der Originalsubstanz und damit der Authentizität eines Baudenkmals anzustreben. In diesem Zusammenhang wurde auch vor der Anwendung ungeeigneter Baumaterialien und Arbeitstechniken gewarnt. Ansanierte

Bauschäden seien oftmals die kostspielige Folge.

Museumsleiterin Semra Beck und Dr. Norbert Kühn zogen nach dem Dank an die Referenten sowie an die Zuhörer ein kurzes Resümee. Die teilweise sehr lebhafte Diskussion habe deutlich gemacht, wie verbunden man doch offensichtlich mit dem Themenkreis ist und wie wichtig eine interdisziplinäre Auseinandersetzung hierüber ist. Es bleibt daher zu hoffen, dass eine Veröffentlichung der Referate realisiert werden kann, um eine noch größere Verbreitung der thematischen Erkenntnisse und Lösungsansätze zu erzielen.