Das verflixte Pink

Marianne Schönberg, Jünkerath

Usambaraveilchen mag ich nicht. Das Arge ist, ich weiß nicht warum. Diese kleinen bescheidenen Topfblumen, was haben sie nur an sich, dass mein Herz nicht für sie schlägt?

Ein Tag im Herbst - Nachbars kommen, bedanken sich bei mir fürs Blumengießen während ihrer Ferienzeit und als kleine Gabe bringen sie -ein Usambaraveilchen. Was nun?

»Falls Du diese Blumen nicht magst, wir wissen's ja nicht, Du kannst sie vor die Haustür stellen, die erste Frostnacht überlebt die Pflanze nicht . .«; peinlich.

Ich fühle mich durchschaut, bin verlegen, auch ein wenig traurig über mich. Der Winzling wird im irdenen Töpfchen mit passendem Untersetzer überreicht, denn Usambaras gießt man nicht von oben, das weiß ich vom Feriendienst in Sachen Blumen.

Da steht's nun, dies unscheinbare Gewächs mit den fleischigen, dunkelgrünen Blättchen - keine botanische Schönheit. Doch zwischen dem satten Grün ist ein winziges, spiralförmiges Gebilde, es könnte der Ansatz einer Blüte sein. Meine Neugier erwacht, Tage vergehen, die Rispe kommt hoch, ich gieße mit spitzen Fingern und zwiespältigen Gefühlen, regelmäßig . .. auf einmal ist da eine Spur von Farbe. Winzige Blümchen machen sich auf, Knöspchen links und rechts des Stengels, erbärmlich anzusehen, doch irgendwie rührend. Also weitergießen.

Ich ertappe mich beim Gespräch mit dieser Pflanze. Nach und nach entfaltet sich der erst so kümmerliche Blütenstand, schiebt einen zweiten nach und im grauen Monat November ist dies Veilchen mit Blümchen übersät. Welche Pracht in Pink!

Das hat mich überwältigt und ich gewinne mein Töpfchen lieb. Als habe die Blume das gespürt, setzt sie noch eins drauf, überrascht mich zum Weihnachtsfest mit einer besonders großen Blüte, strahlend, wunderschön in der Farbe . . ist das ein Geschenk?