In neuem Glanz

Ein Dauner Burgwappen und seine Geschichte

Alois Mayer, Daun - Pützborn

Seit dem 1. Mai 1992 prangt in frischen, strahlenden Farben ein Wappen über dem Eingang zum «Kurfürstlichen Amtshaus« in Daun. Gänzlich renoviert und von Grund auf restauriert, zieht es die Blicke eines jeden Besuchers auf sich; stummes Zeugnis der Geschichte. Dennoch erzählt es dem aufmerksamen Beobachter eine Fülle aus der Dauner Historie, berichtet von Freud und Leid, von Zerstörung und Fälschung.

Seit Jahrhunderten lebten inmitten der kleinen Ortschaft Daun, hoch auf steilem Felsen über dem Liesertal, die Herren von Daun in ihrer Ganerbenburg. Von dort aus herrschten sie über ihr Dauner Amt, das bereits seit langem ihnen nicht mehr allein gehörte, sondern größtenteils im trierisch kurfürstlichen Besitz war. Der einzige und auch letzte Graf, der die Dauner Burg bewohnte, war Philipp Ernst von und zu Daun (1637). Seine Söhne und sein Bruder waren bereits seit langem aus der Vulkaneifel fortgezogen und dienten dem Kaiser in Wien. Philipp Ernst bewohnte ein Burggebäude, an dem der Dreißigjährige Krieg deutliche Spuren hinterlassen hatte. Eine grundlegende und kostspielige Renovierung konnte der Burgherr sich nicht leisten. Das Dauner Land war nahezu ausgeplündert und größtenteils zerstört. Die verheerende Pest 1637 hatte die Bevölkerung um 50 Prozent verringert. Jahrelang gingen so gut wie keine Steuern, Zehnte und Pachten mehr ein. Auch wenn der Dreißigjährige Krieg 1648 offiziell durch einen Friedens vertrag für beendet erklärt wurde, zogen noch Jahrzehnte danach marodierende und plündernde Soldatenhaufen durchs Land und fügten dem Ort Daun und seinen umliegenden Dörfern großen Schaden zu.

Nach dem Tode von Graf Philipp Ernst (1671) bewohnten Burg- oder Amtmänner die Gebäulichkeiten. Sie zogen Zehnt und Steuern ein, die sie sowohl dem Trierer Kurfürsten als auch dem in Österreich wohnenden Nachkommen des Dauner Graf engeschlechtes, Graf Wilhelm Anton, zukommen ließen und sorgten so gut es ging für eine ordnungsgemäße Verwaltung der Liegenschaften. Das war nicht einfach, besonders wegen der immer noch in der Eifel herrschenden Kriegsunruhen. 1673 zerstören Truppen des französischen Generals Fourille viele Ortschaften in der Eifel. Besonders das Jahr 1689 wurde der Dauner Burg zum Verhängnis, als die Franzosen während des sogenannten Pfälzischen Erbfolgekrieges Schlösser und Städte der Eifel verwüsteten:

»Anno 1689 den 28 monaths Augusti haben die Frantzosen auf Befehl des General Boufflers die um die Stadt Hillesheym gelegenen Thürme gesprengt, Hillesheym verbrannt, wie denn auch andere in diesem Land gelegene Kellereien und Schlösser, alsda ist Kerpen, Schönecken, Schönberg, Daun, Cochem, Ulmen, Mayen, Wittlich, Monreal, Manderscheidt und andere mehrere, woruff die Frantzosen hinwegzogen. Fünf Tage darnach 300 Mann von ihnen zurükkomen, das Kloster bestürmt, die Wallen und Mauern des Klosters zu demoli-ren befohlen, oder das Kloster in Brand zu stecken, woruff dann die Holländer aus dem Lager von Bonn kommen ad 16.000 Mann Reuterei, die Frantzosen vertrieben, 3 Tage hier stehen blieben, die Sommerfrüchte, welche noch auf dem Feld waren fouragiert« (Tagebuch des Augustinerklosters in Hillesheim S. 160; Dun 1036).

"Das Jahr 1689 war für die Stadt Daun verhängnisvoll, indem der Ort und die Kirche von den Franzosen ausgeplündert wurden; sie machten das Heiligtum zum Stall für ihre Pferde, weil die Brandstifter die ganze Stadt in einen Aschenhaufen verwandelt hatten- (Hörsch 70f).

Auch die Dauner Burg lag über ein Jahrzehnt in Trümmern. Dann bestieg in Trier ein neuer Kurfürst den erzbischöflichen Stuhl, Karl Josef von Lothringen. Unter ihm entstand das Dauner Schloss als Neubau.

Karl Josef von Lothringen

Er war der Sohn des Herzogs Karl IV. von Lothringen und der Erzherzogin Maria Josefa von Österreich. 1695 wurde er im Alter von fünfzehn Jahren Bischof von Olmütz und drei Jahre später Bischof von Osnabrück, obwohl er nur die vier niederen Weihen und die Subdiakonatsweihe besaß. Sofort nach dem Tode des Trierer Erzbischofs und Kurfürsten Johann Hugo von Orsbeck wurde er dessen Nachfolger. Nunmehr vereinigte Karl drei weit voneinander entfernte Bistümer unter seiner Regierungsgewalt: Olmütz, Osnabrück und Trier. Deutlich erkennt man den starken Einfluss seiner Verwandtschaft und Beziehungen zum herrschenden Kaiserhaus.

Seine Amtszeit war allerdings nur sehr kurz. Karl von Lothringen starb am 4. 12. 1715 im Alter von fünfunddreißig Jahren in Wien an den Blattern und wurde auch dort beerdigt. Während seiner Regierungszeit ließ er aber 1712 in Daun auf dem Burgberg das stark zerstörte Amtshaus wieder aufbauen. Ein großes geräumiges Jagdschloss entstand, weithin sichtbar. Über dem Haupteingang brachte Kurfürst Karl voller Besitzerstolz sein großes Buntsandsteinwappen an, das in mehreren Feldern die Insignien seiner verschiedenen Besitztümer aufwies. Störend nur die übrigen in Trümmer liegenden Gebäude der einstigen Ganerbenburg auf dem schmalen Burgbergkamm. Der Neubau, an dem sich die in Österreich lebenden »Dauner«, die Brüder Wirich Philipp Lorenz, Heinrich Richard und Heinrich Josef, zu beteiligen hatten, verschlang viel Geld. Für die Renovierung der übrigen Gebäude fehlten sowohl finanzielle Mittel als auch Interesse. So verkaufte die Erbengemeinschaft 1714 dem Trierer Kurfürsten Karl Josef von Lothringen alle ihre im Erzstift Trier gelegenen Güter. Lediglich ihren Besitz und die Personal rechte auf der Burg zu Daun behielt sie sich noch vor. Aber rasch erkannten die Brüder, dass die Gebäude dermaßen hohe Instandhaltungskosten verursachten, die durch die Mieteinnahmen nicht mehr zu decken waren. So verkauften sie am 20. 6. 1722 dem Trierer Erzbischof Franz Ludwig das »zerfallene Gehäuss" (= Burg). Seit diesem Datum besaßen die ehemaligen Dauner Ritter und Herren keinerlei Besitz mehr in Daun und im Amte Daun (LHAKo; Dun 1071],

Zerstörung des Wappens

1794 brach die Französische Revolution aus. Wenige Jahre später fielen Revolutionstruppen in der Eifel und in Daun ein. Das Trierer Kurfürstentum war zu Ende. Kurtrierische Besitzungen wurden beschlagnahmt und versteigert. Die Reste der Dauner Burganlage und das Amtmannshaus waren nunmehr herrenlos, wurden von französischen Soldaten belegt oder standen lange leer. Verwüstungen, Zerstörungen und Brandstiftungen wurden vorgenommen. Der Besatzung, der alles Kirchliche und Adlige verhasst war, missfielen die sichtbaren Zeichen der einstigen Feudalherrschaft, so auch in Daun. Dort zerstörten sie über dem Burgtor die Wappen der Herren von Daun und das des Erzstiftes Trier bis zur Unkenntlichkeit. Nur das erzbischöflich-kurfürstliche Wappen über der Eingangstür zum Amtshaus kam etwas glimpflicher davon. Es wurde »lediglich« verstümmelt.

1815 gelangten der Ort Daun und damit auch die Burg in preußischen Besitz. Die staatlich-königliche Oberförsferei bezog Sitz in der Kreisstadt Daun. Von nun an bis kurz nach dem letzten Kriege diente ihr das mächtige ehemalige Amtmannshaus und Jagdschloss als Verwaltungsgebäude.

Über hundert Jahre waren nunmehr nach der Erstellung des Wappens durch Kurfürst Karl von Lothringen vergangen. Den neuen Besitzern zeigte sich jedoch nur mehr ein rotes, beschädigtes Sandsteinwappen, dessen Insignien sie nicht mehr erkennen oder deuten konnten. Bei Versuchen, es zu erneuern, änderten sie es nach ihren Vorstellungen und Wünschen um. Nachträglich ritzten sie unfachmännisch und heraldisch falsch das Dauner Gitter des Stadtwappens ein, änderten den Kurfürstenhut in eine Krone um, ersetzten den Bischofsstab durch ein Schwert, meißelten Teile aus Einzelfeldern heraus und gaben dem Wappen teilweise eine falsche Farbgebung. Weit über 150 Jahre zeigte es sich so dem Besucher, immer mehr verwitternd und farbenverlierend, bis 1992 der jetzige Besitzer es einer grundlegenden Renovierung unterzog. Dabei stellte der Restaurator Klinkhammer aus Neuerburg bei genauerer Betrachtung fest, dass Teile dieses Wappens und die Farben nicht ursprünglich sein konnten. Man suchte Rat in Archiven und bei Fachleuten. Und der Zufall fügte Karl ein Jahr vor dem Dauner Neubau und fast es, dass Herr Lichter aus Trier den entscheiden- mit demselben Grundriss errichtet, den Hinweis gab. Demnach hatte sich nur mehr An Hand dieses »Prachtexemplares« und verein einziges Wappen des Erzbischofes aus loschiedener Beschreibungen in der Heraldiklitethringen erhalten, und zwar am jetzigen Pfarr- ratur konnte daraufhin das Dauner Amtshaushaus in Welschbillig. Dieses Pfarrhaus war der- wappen gänzlich erneuert, ausgebessert und einst ebenfalls ein Amtshaus, vom Kurfürsten mit der alten Farbgebung versehen werden.

Wappenbeschreibung

Das Wappen selbst ist viergeteilt und zeigt heraldisch gesehen

in Feld 1 (oben rechts):

Alter Zustand

erhaltenes Kreuz mit kleineren Beschädigungen; weiße Flickstellen; geringe Reste von Rot und Silber erkennbar

nach Renovierung

rotes Kreuz in Silber

Deutung

Kurtrierisches Kreuz als Zeichen des Trierer Bistums.

in Feld 2 (oben links)'

Alter Zustand

Rad mit kleineren Beschädigungen; weiße Flickstellen; unterer Teil weggeschlagen; beschädigtes Schräggitter von Feld 4 ragt in Feld 2 hinein; soll Dauner Stadtwappen darstellen; heraldisch falsch; nachträglich eingeritzt; blauer Hintergrund.

nach Renovierung

rotes Rad in Silber

Deutung

Osnabrücker Rad als Zeichen des Bischofsamtes im Bistum Osnabrück.

in Feld 3 (unten rechts):

Alter Zustand

Lamm mit Fahne; beschädigt; weiße Flickstellen am Rücken; keine Farbreste

nach Renovierung

silbernes Lamm in Rot auf grünem Boden, das ein Fähnchen mit rotem Kreuz in Silber trägt.

Deutung

Prümer Lamm als Zeichen der Fürstabtei Prüm, die seit 1576 mit dem Erzbistum Trier

verbunden war.

in Feld 4 (unten links)

Alter Zustand

Oben nachträglich eingeritztes Dauner Gitter;  darunter schwarzer Adler auf goldenem Grund, ; relativ gut erhalten; silberne Zinken sind beschädigt; Stern mit Kalk überputzt.

nach Renovierung

6 mit der Spitze nach oben gekehrte weiße (= silberne Zinken, 4 und 2 geteilt auf Silber; schwarzer Adler in goldenem feld, belegt mit einem sechseckigen Stern.

Renoviertes Wappen des Erzbischofs Karijosefvon Lothringen über dem Eingang des Schloßhotels.

Deutung

Insignien des Bistums Olmütz.

im Herzschild:

Alter Zustand

Drei stark zerstörte, kaum mehr erkennbare Adler in Schrägrechtsbalken; keine Farbreste.

nach Renovierung

In Gold drei gestümmelte silberne Adler in einem roten Schrägrechtsbalken.

Deutung

Grundwappen Lothringens

Über dem Wappen = Putte:

Alter Zustand

Engelkopf mit ausgebreiteten Flügeln; Beschädigungen im Gesicht und an den Haaren; keine Farbreste. Außen an den Flügeln: grau-beige

nach Renovierung

pausbackiger Kopf mit hellbraunen Haarlocken; grau-beige Flügel.

Über der Putte = Kurfürstenhut:

Alter Zustand

Hut stark zerstört, umgemeißelt in eine Krone; Umrisse erkennbar, geringe Farbreste. 

nach Renovierung

dreigewölbter roter Hut mit grauem Hermelinbesatz als unterer Rand; über der mittleren Wölbung goldenes Kreuz auf dunkelblauer Kugel

Deutung

Zeichen für die Kurfürstenwürde von Trier

Über dem Wappen, rechts - Bischofsstab:

Alter Zustand

Teile des Griffes mit dem Blattgold erkennbar;

Krümmung des oberen Teils zerstört, Stabende erhalten.

nach Renovierung

Bischofsstab mit goldenem Griff ( Blattgold, 24 Karat) goldenes Stabende

Deutung

Karl von Lothringen im Amt als (Erz-)Bischof

Über dem Wappen, links = Schwert;

Alter Zustand

Griff entfernt; Klinge gut erkennbar; Reste von Blattgold an Parierstange; Stabende erhalten.

nach Renovierung

Schwert mit gedrehtem Griff und Parierstange in Blattgold (24 Karat); silberne Klinge

Deutung

Karl von Lothringen im Amt als Kurfürst

Schildhalter = zwei Adler:

Alter Zustand

Flügelreste; Hals und Kopf schwach erkennbar; undeutlich ein Bein; stark beschädigt; in Tiefe schwarze Farbe erkennbar.

nach Renovierung

zwei schwarze Adler, einwärtsschauend, mit jeweils einem Bein.

Ranken:

Alter Zustand

stark beschädigt; kaum erkennbar; überall Meißelspuren; grau-grüne Farbreste.

nach Renovierung

Grau-grüne Ranken

 

 

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