Eisvogel - alcedo atthis

Heinz Hürth, Steffeln-Auel

Die Vielfalt der Eifellandschaft bietet vielen Tieren und Pflanzen gute Entwicklungsmöglichkeiten. Klima, Wälder, naturbelassene Bäche und Flüsse mit Auen, sowie zahlreiche Naturschutzgebiete in unserem Raum bestimmen die Anwesenheit unterschiedlicher Vogelarten. Ein Juwel ist der an der Oberen Kyll noch recht oft vorhandene Eisvogel. Er hat den typischen Schnabel dieser in der ganzen Welt vertretenen Vogelart, nämlich vergleichweise zu anderen Vögeln groß, lang und kräftig. Sein Gefieder ist leuchtend gefärbt in blau, grün, lila und braunen Tönen, dazu ein metallischer Schimmer, der ihm den Namen »Edelstein« eingebracht hat. Die Flügel sind kurz und rundlich, der Schwanz ist ebenfalls kurz. Die drei Vorderzehen sind am Grund miteinander verbunden, die Hinterzehe ist kräftig, der Fuß mit einer breiten Sohle ausgestattet, seine Länge beträgt 16 cm, das Gewicht kann im Durchschnitt mit 40 Gramm angenommen werden. Durch ihre Farbenpracht in der freien Wildbahn und ihre Seltenheit ziehen die Eisvögel unsere Aufmerksamkeit in besonderem Maße auf sich. Nur wenige Menschen haben das Glück, unseren Diamanten unter den einheimischen Vögeln in seinem Lebensraum an Flüssen und Bächen zu beobachten. Dass dem so ist, liegt nicht daran, dass nur wenige Tiere vorhanden sind, sondern an deren Lebensweise.

Zum ersten sind die Lebensräume sehr schwer zugänglich, zum anderen sind die Vögel sehr scheu. Die Ursache liegt zum Teil an deren Verfolgung durch Fischteichbesitzer, Angler und Wassersportler. Viel Geduld muss der Beobachter aufbringen, will er sich am Anblick der jagenden Edelsteine erfreuen. Hat man einmal das Glück, einen Ansitz der Vögel zu finden, sollte man Zeit und Geduld aufbringen, denn der Vogel kehrt immer wieder dorthin zurück. Es mutet für den Erstbeobachter schon etwas brutal an, wenn er sieht, wie der Vogel nach einem geglückten Tauchstoß den Fisch solange mit dem Kopf auf seine Sitzwarte aufschlägt, bis dieser tot ist. In der Regel ist erst jeder zehnte Tauchstoß erfolgreich, damit sind auch die langen Pausen zwischen den Tauchstößen zu erklären, die viel Energie kosten. Der Eisvogel ist kein direkter Zugvogel, was für ihn bei plötzlichen Kälteeinbrüchen sehr gefährlich wird. Durch die milden Winter in den letzten Jahren lassen sich immer mehr Vogelarten dazu verleiten, ihren Rückzug in wärmere Gebiete hinauszuzögern. Besonders unsere Eisvögel erleiden bei einem plötzlichen Kälteeinbruch mit hohen Minusgraden erhebliche Verluste. Wenn nach einem Tauchstoß das Gefieder gefriert, ist der Vogel nicht mehr in der Lage, seine Federn zu trocknen und wird beim nächsten Tauchstoß ertrinken. Die durch harte Winter verursachten Verluste werden durch eine sehr hohe Nachkommenschaft ausgeglichen. Drei Gelege mit bis zu zwanzig Nachkommen sind keine Seltenheit. Aber hier gilt wie bei allen anderen Vogelarten auch; die Kernfrage bleibt die Ernährungsbasis, die jeder Art vorschreibt, wo und in welcher Anzahl sie auftreten kann. Für diese Vogelart typische Niströhren werden am liebsten in steile Bachufer gegraben, aber wenn diese fehlen, reicht auch ein morscher hohler Baumstamm. Am Ende der Niströhre, die etwa einen Meter lang ist, wird ein kesseiförmiger Brutraum gegraben. Das Innere ist weder gepolstert, noch mit Reisen oder dergleichen ausgelegt. Die Eier sind weiß und rund wie bei den Eulen. Die Brutzeit beginnt sehr früh im April. Das Brutgeschäft wird von beiden Partnern betrieben. Nach rund zwanzig Tagen schlüpfen die Jungen und verlassen nach vier Wochen die Brutröhre. Das Futter für ihre Nestlinge schaffen in den ersten Tagen noch die Alttiere herbei, nach wenigen Tagen sind die Nachkommen aber selbständig. Bei drei Brüten können sich die Eltern keine lange Versorgungszeit leisten. Drei Brüten bedeuten auch drei neue Niströhren, denn wer einmal das Vergnügen hatte, eine solche nach dem Verlassen der Jungen zu öffnen, der weiß warum. Der Brutkessel stinkt und klebt, dass hier keine zweite Brut gedeihen kann, wird klar. Ausgewürgte Gräten und Schuppen von unverdauten Fischresten und Krebsschalen sowie die Kottapelen stellen jeden Güllegeruch, der es ja auch in sich hat, in den Schatten. Wie bei allen Extremen in der Natur gibt es auch hier eine Lösung. Die Federn der Jungen sind mit einer talgartigen Hülle umgeben, diese verlieren sie erst kurz vor dem Verlassen der Brutröhre, auf diese Weise werden ihre Federn nicht von Speiseresten und Kot verschmutzt.

Dem Beobachter wird nach diesen Erläuterungen klar, warum die Alttiere nach jeder Fütterung ein ausgiebiges Reinigungsbad nehmen.