Archäologischer Vergangenheit auf der Spur —

modernste Technik in Gillenfeld eingesetzt

Hermann-Josef Stolz. Gillenfeld/Wittlich-Wengerohr

In der Umgebung von Gillenfeld habe ich schon zahlreiche archäologische Funde entdeckt und aufgesammelt. Darunter befinden sich auch solche, die eine Existenz von bisher vier römischen Gebäudekomplexen innerhalb der Gemarkung von Gillenfeld belegen. In der älteren Literatur gibt es jedoch einen Hinweis, der auf ein fünftes Gebäude innerhalb der Gemarkung hinweist. Im Jahresbericht des Provinzialmuseums Trier von 1850 ist vermerkt, dass der damalige Pfarrer von Gillenfeld, Johann Hubert Schmitz, dem Provinzialmuseum den «bronzenen Kopf eines Adlers, gegen welchen eine Schlange hervorschießt" schenkte. Auch der Demerather Pastor Johann Ost schrieb in seinem Manuskript, dass sich im Ronnental Reste eines römischen Gebäudes befinden. Er fand dort auch hellrote Ziegelreste. Bis heute ist jedoch nicht bekannt, wo genau sich diese Gebäudereste befinden. Nach mehreren intensiven Geländebeobachtungen konnte ich nun in einer Wiese eine verdächtige Stelle ausmachen. Dieser Bereich fiel dadurch auf, dass im Winter der Schnee an dieser Stelle zuerst schmilzt und ein Rechteck zum Vorschein kommt.

Im Sommer war ebenfalls ein Rechteck dadurch zu erkennen, dass in diesem Bereich das Gras dürr war.

Aus dem Bereich der Luftbildarchäologie weiß man, dass diese Beobachtungen dafür sprechen, dass sich im Boden Mauerreste oder verfüllte Erdwälle befinden müssen. Da dieses Tal jedoch als Weideland genutzt wird, entfiel die Möglichkeit, auf dem umgepflügten Acker Beweisstücke zu finden, mit deren Hilfe diese Mauerreste zeitlich zugeordnet werden könnten. So geriet diese Stelle wieder in Vergessenheit.

Erst als das Institut für Geophysik der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster in der Gegend von Gillenfeld ihre jährlichen Messexkursionen durchführten, kam mir der Gedanke, mit Hilfe der Geophysik den vermuteten römischen Gebäuderesten im Ronnenlal auf die Spur zu kommen.

Der Leiter dieser Exkursion war von der Idee sofort begeistert und es wurden dann auch erste Messversuche durchgeführt. Da das Ergebnis sehr positiv ausfiel und das Gelände sich hervorragend für geophysikalische Messungen eignete, versprach der Leiter, mir für dieses Vorhaben zwei Studenten zur Verfügung zu stellen, die hierüber ihre Diplomarbeit schreiben sollten. Nach einer Wartezeit von fast zwei Jahren konnten dann Mitte des Jahres 1993 zwei Diplomanten der Uni Münster ihre Arbeit in Gillenfeld aufnehmen.

Ihre Zielsetzung bestand darin, mit geophysikalischen Messmitteln im Boden befindliche Mauerreste nachzuweisen und die gemessenen Daten auszuwerten. Als Messinstrument diente ein Protonen-Magnetometer. Mit diesem wird der Erdmagnetismus gemessen, der durch archäologische oder auch andere Fremdkörper im gewachsenen Boden Schwankungen unterworfen ist.

Für diesen Messvorgang wurde eigens ein Messschlitten konstruiert, auf dem der Protonenmagnetometer mit Datenspeichergerät und Stromquelle installiert wurde. Da die Abstände zwischen den einzelnen Messpunkten sehr genau mit dem Messschlitten angefahren werden mussten, wurde das Problem durch das Auslegen von Markierungsleinen behoben. Diese hatten jeweils im Abstand von einem Meter eine Markierung, wodurch das Auftreten von linienhaften Störungen verhindert wurde. Nach Abschluss des Messeinsalzes in Gillenfeld war eine verhältnismäßig große Fläche von

Der Messschlitten im Einsatz. Vorn am Schlitten hängt senkrecht der Protonen-Magnetometer. Zwischen dem Messschlitten auf dem Boden liegt die Messleine.

64m x 72m ausgemessen worden, in der sich die die von mir beobachtete verdächtige Stelle befand. Nach langwierigem Auswerten der Messdaten wurde mir bestätigt, dass sich unter der Erdoberfläche Mauerreste befinden. Jedoch kann aufgrund der Anordnung der Mauerzüge nicht festgestellt werden, aus welchem Jahrhundert diese Gebäudereste datieren. Es gibt zwei Möglichkeiten, wovon diese Gebäudereste stammen könnten. Erstens könnte es sich um einen Gebäudeteil der Wüstung Ersfeld handeln, die zur gleichen Zeit wie der Ort Gillenfeld entstanden ist. Noch heute findet man auf der Flurkarte die Flurnamen »Oberm Ersfelder Suhr«, »Ersfelder Suhr« und »Ersfeld«. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass die Mauerreste von dieser Wüstung stammen, da sie ja viel weiter in Richtung Ellscheid lag, wobei sich die Wüstung eher auf einen Hof beziehen dürfte, dessen bebaute Fläche ohnehin nicht sehr groß war. Eher kommt die zweite Möglichkeit in Betracht, dass es sich um römisches Mauerwerk handelt. Hierfür spricht, dass eben der Bronzekopf eines Adlers von 1850 hier im Ronnental gefunden wurde. Ebenso erwähnte ja auch Pfarrer Johann Ost in seinem Manuskript die Existenz von römischen Bauresten im Ronnental. Weiterhin habe ich unmittelbar in der Nähe der Mauerreste im Gebüsch das Bruchstück eines römischen Dachziegels gefunden. Eine Hilfe für die Klärung der Zeitstellung dieser Mauerreste währe auch eine Aussage von Arbeitern der Zusammenlegung in den 60er Jahren, die die Laubach in dieser Zeit begradigt haben. Das ursprüngliche Bachbett verlief früher weiter nördlich. Bei solch einer immensen Erdbewegung müssten dann eigentlich Scherben- und Ziegelreste sichtbar gewesen sein. Eine Ausgrabung im Bereich der Gebäudereste ist seitens des Landesmuseums aus Kostengründen nicht möglich. Zudem ist dieser Bereich weder durch Bodenbewegungen noch durch Bebauung so gefährdet, dass eine Notgrabung hätte durchgeführt werden müssen. Zum Abschluss bleibt nur zu hoffen, dass diese Wiese, unter der sich die Mauerreste befinden, einmal zur Feldbestellung umgepflügt wird und dabei Scherben zutage gefördert werden.

Quellen und Literatur

— Diplomarbeit im Fach Geophysik von Kerstin Hasebrink, Münster 1994 im Institut für Geophysik der Westfälischen Wilhelms-Universität, in Münster

— Diplomarbeit im Fach Geophysik von Daniel Steinhage, Februar 1994 im Institut für Geophysik der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster

— Kurt Benesch, Archäologie, Eine Einführung , Gütersloh 1983

— Jahresbericht der Gesellschaft für nützliche Forschung zu Trier, 1850, Seite 1

— Rheinisches Landesmuseum Trier, Ortsakte Gillenfeld und Manuskript von Johann Ost, 1854

— Heimatarchiv Gillenfeld von Hermann-Josef Stolz