»Wer hat Angst vorm schwarzen Wolf?

Nachruf und stilles Gedenken an den Eifelwolf

Alois Mayer. Daun-Pützborn

Im März 1995 sichtete ein Bürger des Kreises Daun in seiner kleinen Schafherde ein gerissenes Tier. Beobachtungen führten zur Erkenntnis, dass ein Wolf der Verursacher war. Hysterie brach aus. Für Presse und Medien eine willkommene Sensation. Nachtwachen und Treibjagden setzten ein. Nur wenige Tage, dann streckten Gewehrkugeln tatsächlich einen aus einem Tiergehege entwichenen Limbawolf nieder, der als "Eifelwolf" noch längere Zeit Schlagzeilen machte, Diskussionen entfachte und zu Anzeigen seitens Tierschutzverbänden führte.

In allen Berichten, in Kinderliedern, in Sprüchen, Erzählungen und Märchen spiegelt sich die Angst vergangener Generationen vor einem Tier wider, das äußerst verschrieen ist und um dessen Rehabilitierung sich heute namhafte Wissenschaftler und Tierforscher bemühen.

Der Wolf, von dessen Grausamkeit zahlreiche Eifelsagen künden, ist heute als freilebendes Tier in der Eitel ausgerottet. Sehen und bestaunen kann man diese schwarzen und grauen Gesellen nur mehr in Zoologischen Gärten oder in Tiergehegen. So auch im »Wolfspark« in der Kasselburg bei Pelm, wo sich wohl das größte Rudel finnischer und kanadischer Wölfe Deutschlands befindet. Fremd sind einem diese Tiere, gar nicht so groß, wie die Phantasie sie vorgaukelt. Unbekannt ist uns heute deren Lebensweise, und dankbar vernimmt der Besucher die interessanten Erklärungen des Wärters während der Fütterung der Raubtiere. Fragen kommen auf: »ist der Wolf wirklich gefährlich? Lebte der Wolf in der Eifel?»

Der Wolf als Eifeltier

Der Wolf, der wohl von Anfang an, zumindest seit der Römerzeit, im linksrheinischen Gebiet zu finden war, spielte bei der Bevölkerung immer eine beachtenswerte, wenn auch nicht eine überzubewertende Rolle. Aber er war häufig Anlass zu privaten und öffentlichen Vorsichtsmassnahmen. Der Prümer Abt Regino erwähnt 906 besondere Wolfsjäger und alljährlich stattfindende Bittprozessionen »zur Abwendung reißender Wölfe«. Laut Kaufmann bestanden solche Bittgänge im Trierer Land noch bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. In Weistümern (Kesseling 1395; Kreuzberg 1518} werden Wölfe erwähnt und Anordnungen erlassen, ähnlich wie in Bettenburg (Luxemburg) 1594, wo die Untertanen zu Wolfsjagden mit Garnen, Hunden, Äxten, Beilen und Waffen verpflichtet wurden: "Alle inwohneren seint zu aller Zeit uff gebott des oberlandtmeiers zur wolffsjagdt mil ihren garrhen, honden, und dazu notwendigen axen, beilhen, krommen und gewher ohne einige fhele zu erscheinen schuldig.« Durch all die Jahrhunderte war der Wolf keine Seltenheit, gehörte mit zum Tierbestand in den dichten Forsten. Allein oder in kleineren Rudeln streifte er durch die Eifelwälder, stets auf der Suche nach Beute. Genauere und zahlreichere Angaben finden sich verstärkt im 18. Jahrhundert.

Nach § 77 der kurtrierischen »Waldt-, Forst-, Jagdt-, Waydlwerks- und Fischereiordnung« von 1721 war den obersten Forstbehörden das Ausschreiben von Frond-Aufgeboten zur Teilnahme an Jagden gestattet, an denen sich alle Männer ab 25 Jahre zu beteiligen hatten. Sie mussten sich mit »Beilen und Äxten« versehen. Wer nicht zur Treibjagd oder zu spät erschien, wurde mit Geldstrafen belegt. Eine ähnliche Anordnung findet sich 1732 in der Jagdordnung Kaiser Karl VI. für Luxemburg. Darin wird dem Grundherrn zweimal im Jahr das Recht zur Abhaltung von Treibjagden auf Wölfe, Füchse und dergleichen gewährt. Auch die Bauern durften sich zum nächtlichen Schutz von Pferd und Vieh mit einer Kugelbüchse bewaffnen. Es gehörte zu den Pflichtaufgaben der Forstbeamten, Wölfe auszurotten, da man sie als für die "Vieheheerden der Unterthanen sowohl als der Wildbanne schaedliche Raubthiere« ansah, wie es in § 18 der Manderscheid-Blankenheimer Jagdord-n ung von 1787 zu lesen ist. Erfolgreiche Fang Utensilien waren das »Wolfsgarn« und "Tellerfallen«. Mit starken, teils grün eingefärbten Netzen wurden Waldparzellen umgeben, in die die Wölfe getrieben und dann erschlagen oder erschossen wurden. Arge Quälerei stellten die Tellerfallen dar: "Doch verflossene Woche hat sich einer gefangen in einer solchen Falle, hat aber den Bratzen abgebissen und ist wiederum davon kommen«, berichtete der Beuriger Revierjäger Harlfinger am 24.11.1764. -Wolfsangelwaren scharfe, mit Fleischködern gespickte Widerhaken, die an Bäumen befestigt wurden. Anspringende Wölfe verbissen sich in ihnen. Die Fleischköder waren durch die Untertanen oder Förster zu stellen, die sich dazu alte, ausgediente Pferde hielten.

Für jeden erlegten Wolf wurden Prämien bezahlt. Sie betrugen 1728 für einen erwachsenen Wolf und eine Wölfin einen Reichstaler und für einen dem Nest erwachsenen Wolf einen Florin. Noch wurde nicht, wie in kommenden Jahrzehnten, unterschieden zwischen Wolf und Wölfin, für die - trächtig oder nichtträchtig -wesentlich höhere Fangprämien ausgelobt wurden.

Der Wolf als Täter

Besonders zahlreich traten diese Tiere stets während sehr kalten Winterzeiten oder nach Kriegsperioden auf, erst recht nach 1815, nach den Wirren der napoleonischen Kriege. Kriegsgetümmel und Hunger trieben sie verstärkt aus den tiefen Vogesen- und Ardennenwäldern in die Eifel und andere linksrheinische Mittelgebirgslandschaften. Das "Wälderdepartement« wurde von einigen sogar respektlos "Departement des loups« (der Wölfe] genannt. »Aller Wahrscheinlichkeit nach haben die vorrückenden kombinierten Armeen die Wölfe aus den Ardennen in die angrenzenden Departements verjagt und sie sich dadurch im vergangenen Sommer in der hiesigen Gegend so stark vermehrt«, schreibt Oberforstrat Jäger im Januar 1816 an seine Behörde.

Nach amtlichen Feststellungen wurden 1815 im linksrheinischen Gebiet 188 Wölfe getötet. In der Eifelfestschrift 1913 berichten Otto le Roi und August Reichensperger, dass 1816 im Regierungsbezirk Trier 159 Wölfe erlegt und dafür 1019 Reichstaler gezahlt wurden. Einige Wölfe wurden zur Plage, die sich zur Hysterie steigerte. Manches Haustier wurde erbeutet; hungrige und tollwütige Wölfe griffen auch Menschen an. Es kam zu Unglücks- und Todesfällen: Am 1. 10. 1816 wurde bei Kerpen {Kreis Daun) ein Müllerknecht, der mitternachts vom Kerpener Markte auf dem Heimwege ausruhte, von einem Wolf entsetzlich zugerichtet. Ein Vorübergehender, der seine Klagerufe gehört, brachte ihn nach Kerpen. Nach qualvollen Wochen starb er am 20. 11.1816 im Spital zu Koblenz. Forstmeister Fr. Eichhoff, Prüm, berichtete eingehend über die Verletzungen: »Am schrecklichsten waren Kopf und Gesicht zugerichtet. Die Nase des Unglücklichen, die Oberlefze und Lappen der Kopfhaut fand man am anderen Morgen am Tatort.« In derselben Nacht fiel der Wolf auch noch einen anderen Menschen an, der sich aber seiner erwehrte. Als er sich am frühen Morgen bei Rockeskyll an eine Rinderherde heranwagte, wurde er von einem Jäger gestreckt. Es war eine ungewöhnlich große Wölfin, die sich bei der Untersuchung als tollwütig erwies (Kaufmann). Auch zur Preußenzeit wurden zahlreiche staatliche Verordnungen und Maßnahmen erlassen, Forstbeamte, Landräte und Bürgermeister angehalten, ja alles Erdenkliche zu tun, um diese »Un-Tiere« auszurotten. Und »alle Ackerbau treibenden Einwohner, sowohl in den Städten wie in den Dörfern, desgleichen diejenigen, welche zwar keine Äcker besaßen, jedoch Pferde, Rindvieh, Schafe und anderes Vieh hielten", hatten diesem höchsten Geheiß nachzukommen. Bei einer stattfindenden Treibjagd hatte der Bürgermeister eine Namensliste seiner Bürger zu erstellen und sie dem Forstbeamten zu übergeben. Wer fehlte oder zu spät kam, hatte mit empfindlichen Geldstrafen zu rechnen. Mit Gewehren und Tellereisen, mit Knüppeln und Äxten, mit Hunden und Schaufeln wurde der Kampf mit dem Wolf aufgenommen.

Der Wolf als Opfer

Die nun verstärkt einsetzenden Wolfsjagden zeigten Erfolge, wie der Geheime Staatsrat und Oberpräsident der Königl. Preußischen Provinzen am Rhein, Sack, am 26. 9. 1815 im Amtsblatt mitteilt: "Seit meiner Bekanntmachung vom 1 August

Der letzte Eifelwolf - Museum Koenig, Bonn

betreffend das Unglück, welches einige rasende Wölfe angerichtet haben, sind gegen diese Raubtiere unausgesetzt Maßregeln genommen und Treibjagden angestellt worden, welche nicht ohne Erfolg geblieben sind, so wie denn bei einigen Jagden an der Mosel deren 14 getötet und etliche verwundet wurden. Das Resultat aller eingegangenen Nachrichten ergibt, dass außer den zwei ersten, welche so viele Menschen verwundet, von denen 7 gestorben sind, keiner der übrigen Wölfe mehr rasend war. Ebenso ist es erwiesen, dass in unseren größeren Waldungen von jeher wohl einige Wölfe existierten, und sich darin fortpflanzten, das aber die in diesem Jahr erschienene ungewöhnliche Menge derselben sich aus den Ardennen und Vogesen (wahrscheinlich durch das Kriegsgetümmel vertrieben) in unserer Gegend >verirrt< hat.«

Im Herbst 1815 weilte Oberlandforstmeister Hartig aus Berlin in der Oberförsterei Wittlich. Dort nahm er an einer Wolfsjagd teil, bei der sechs Wölfe und eine alte Wölfin erlegt wurden.

Nun war er überzeugt von der Gefährlichkeit und der hohen Anzahl der Wölfe in den linksrheinischen Gebieten, besonders in den dichten Wäldern der Eifel. Auch er ordnete daraufhin die sofortige Anlegung von »Wolfsgärten und -gruben« an und erhöhte die staatlichen Erlegungsprämien für eine Wölfin auf 30 Franken und für einen Wolf auf 20 Franken. Bezugnehmend auf diese Weisung empfahl der Koblenzer Kommissar Sack am 24. 10. 1815 »den Herren Kreis-Direktoren und Bürgermeistern diesen Gegenstand um so dringender an, als es die allgemeine Sicherheit erheischt, alles abzuwenden, jene reißenden Tiere, die uns schon so viel Unglück gebracht, ganz zu vertilgen.«

Auch er riet zur Anlage von Wolfsgärten und -gruben, »deren Modelle jedem auf Verlangen bei mir vorgezeigt werden«. Eine weitere seitens der Regierung empfohlene Bekämpfungsmethode war Gift, besonders das Verfahren mit »Krähenaugen« (= nuces vomicae), das sich im Osten bewährt hatte. Diese Krähenaugen (= Strychnin) wurden aus dem Samen des indischen Brechnussbaumes gewonnen. Geröstet, gemahlen und zu Pulver gerieben, wurden damit Teile eines geschlachteten Kalbes oder eines anderen Tieres eingerieben. Das Fell wurde zugenäht. Damit der Wolf aber nicht die Witterung von Mensch oder Gift aufnahm, wurde der Kadaver noch 24 bis 48 Stunden in trockenem Pferdedung vergraben. Erst dann wurde der Köder, ohne ihn mit der Hand zu berühren, ausgelegt. Allerdings waren die Vergiftungserfolge äußerst gering, wie die unten angeführte Statistik beweist.

All diese Verordnungen - und in Sonderheit die staatlichen Prämien - trugen zur Ausrottung der Wölfe in der Eifel bei. Alljährlich veröffentlichte die Regierung die Zahl der getöteten Tiere mit Angabe des Schützen in ihren »Amtsblätter der Kgl. Preußischen Regierung zu Trier«, beginnend 1817, dem Jahr, in dem 29 alte Wölfe; 26 alte Wölfinnen; 13 junge; 82 Nest-; 9 ungeborene Wölfe = zusammen 159 getötet wurden. Die folgenden Jahre - für 1818 und 1819 liegen keine Veröffentlichungen vor -künden von hohen Tötungsraten: 1821: 73; 1822: 67; 1823: 77; 1826: 95; 1827: 66. Ab diesem Jahr verringern sich die Zahlen stetig und vermelden im letzten Berichtsjahr, 1885, nur mehr drei Wölfe.

Diesen Meldungen zufolge wurden im Regierungsbezirk Trier von 1817 bis einschließlich 1885 insgesamt 1642 Wölfe erlegt: 423 alte Wölfinnen, 475 alte Wölfe, 137 junge, 575 Nest- und 32 ungeborene Wölfe. Von diesen getöteten Tieren entfielen auf den Kreis Prüm 313, den Kreis Daun 194, den Kreis Wittlich 132 und den Kreis Bitburg 58 Wölfe. Umgebracht wurden durch Gewehr: 816; Tellereisen: 184; mit Axt erschlagen: 5; mit der Schaufel: 1; mit Knüppel 23; mit Harken 2; durch Dachshund totgebissen 1; verendet aufgefunden 2; mit Krähenaugen 7; gefangen 11; mit Pistole auf drei Schritt 1; durch Hirtenhund gefangen 1; ausgehoben 556; ungeborene 32.

Die Prämien betrugen                            1816                    1817

trächtige Wölfin                                     40 Franken 

nicht trächtige Wölfin                            30 Franken      12 Taler

Wolf                                                        20 Franken        10 Taler

junger Wolf                                            10 Franken         8 Taler

 Nestwolf                                                                             4 Taler

ungeborener Wolf                                                             1 Taler

 

 

Der bei Neroth 1995 geschossene Wolf.

Foto: Florian Kellermann

Die Prämien berechtigten des Kreises Daun für das Jahr 1816:

Name                                                    junge Wölfe            alte Wölfe            alte, nicht trächtige W.            Prämie in Francs

Ackermann Dambach, Gerolstein              3                                                                                                                 30                                

Tagel. Schadeck, Roth                                4                                                                                                                  40

Theo Wartner, Gemünden                           7                                                                                                                 70

Johann Lunek, Mannebach                         3                                                                                                                  75

Jakob Schmit, Oberehe                              4                                                                                                                   40

Johann Weiler, Deudesfeld                                                                                                1                                           30

Förster Schäffer, Gerolstein                                                        1                                      1                                          50

Förster Lang, Gillenfeld                                                                1                                                                                  20 

 

Insgesamt wurden an Prämien von 1816 bis einschließlich 1885 = 38 348 Mark gezahlt. Viel Geld in der damaligen Zeit! Damit kein finanzieller und statistischer Schwindel getrieben werden konnte, mussten die Wolfskadaver auf dem zuständigen Bürgermeisteramt abgegeben werden, das wiederum dem Forstamt als Beweis den rechten abgetrennten Vorderlauf einzusenden hatte. Ab 1817 waren die getöteten Tiere unmittelbar dem königlichen Revierförster zu übergeben.

1824 wurde das Gewicht eines Wolfes mit 270 Pfund angegeben. Das muss ein wahrlich riesiger Wolf gewesen sein, denn laut Auskünften verschiedener Zoos beträgt das Gewicht eines europäischen oder kanadischen Wolfes durchschnittlich 80 bis 90 Pfund und das von russischen Wölfen zwischen 140 und 160 Pfund. 1871 wurden bei Weichenhausen drei Nestwölfe gefangen, die vermutlich letzten im Altkreis Prüm, und 1888 soll, laut Schöning, der überhaupt letzte Eifel-Wolf in der Nähe des Dorfes Auel bei Gerolstein erlegt worden sein.

Der Wolf als Erinnerung

Heute, wo es keinen freilebenden Wolf mehr in Deutschland gibt, tritt langsam ein Bewusstseinswandel diesem Tier gegenüber ein. Klassifizierungen wie »nützlich-schädlich", »grausam, böse, hinterlistig« werden überdacht. Berichte von »heimtückischen und menschenfressenden" Wölfen gehören ebenso ins Reich der Fabel wie der Oma-verschluckende Wolf ins Märchen.

Geblieben sind nur einige ausgestopfte Vertreter des einstigen Eifelwolfes in Museen. So auch im Museum »Koenig«, Bonn. Dort ist mit furchterregend bleckendem Gebiss wohl einer der letzten Eifelwölfe zu betrachten, der zwischen 1850 und 1860 bei Birresborn geschossen wurde. Geblieben sind im Sprachgebrauch einige Sprichwörter: »Man sieht im Januar lieber einen Wolf auf der Wiese als einen Mann, der sie wässert!« - »Er schafft wie ein Wolf!" -" Er hat Hunger wie ein Wolf!« - »Komm von der Straße, sonst holt dich der Wolf!" - "Setz dich nicht auf etwas Kaltes, sonst kriegst du den Wolf in den Hintern1!« - »War der Wolf hinten so stark wie vorne, er trüg dem Bauer das Pferd von seinem Gut." - »Der Wolf raubt auch die gezeichneten Schafe.« - »Wer Wölfe fangen will, muss einen Wolf mitnehmen!« - »Ein Wolf im Schafspelz«.

Geblieben sind einige Kinderreime und Verse in

älteren Büchern:

»Schlafen, schlafen!

Sagt der Wolf zu den Schafen.

Die nicht schlafen ein, sind alle, alle mein.«

"Es kam ein Wolf gegangen,

aus allen Wölfen herbei, und nahm den Hund gefangen

und biss ihn mitten entzwei! Der Wolf, der Hund, die Katz,

die- Maus, das Korn - alles ist verlor'n.«

"Ich hielt einmal zur Winterszeit

mit meinen Schafen auf grüner Heid.

Da kam ein Wolf gegangen

und nahm sich eine Gans gefangen.

Er packt sich das Gänschen wohl bei der Haut:

»Ach, Gänschen, du bist eine schöne Braut!

Hier Gänschen, hier müssen wir stehn,

hier tanzen, eh' du zum Tode musst gerin'."

Das Gänschen rupft sich ein Feder/ein aus

und macht sich dem Wolf eine Pfeifelein draus.

»Hier Wolf, hier müssen wir stehn,

hier tanzen, ehe zum Tod ich muss gehn!«

Das Gänschen blies nun wohl in die Pfeif.

Der Wolf, der tanzt,

dass ihm fluddert der Schweif.

Er tanzte gar lustig umher,

 als wenn's wohl die Fastnacht war.

Das Gänschen, das war dem Wolf entflogen:

 »Nun schau du Wolf, wie bist du betrogen.!"

»Nun trau ich nie mehr einer Gans,

es sei denn, ich hätt sie in meinem Panz!"

(Schmitz)

Geblieben sind auch noch zahlreiche Flurnamen, die auf den einstigen Wolfsbestand hinweisen, wie Wolfskaul, -graben, -pesch, -wald, -seiften, -busch, -berg, -loch.