Geschichte erwandern und erleben -

erster Abschnitt der Geschichtsstraße der VG Kelberg

Drs. Peter Burggraaff (Kelberg-Zermüllen), Dr. Klaus Kleefeld (Köln) und Erich Mertes (Kolverath)

Einleitung

Die Idee der Geschichtsstraße wurde von Erich Mertes 1991 entwickelt und in der Presse 1993 anlässlich einer Verbandsgemeinderatssitzung erstmals vorgestellt. Anfang 1994 wurde ein Umsetzungsgutachten vergeben, ein Logo entworfen sowie ein Manuskript für einen Wanderführer erstellt. Die Strecke Kelberg-Uersfeld ist etwa sieben km lang und umfasst 15 Einzelstationen. In dem Wanderführer werden die Kulturlandschaftsentwicklung, die Landschaftspanoramen und die Natur zwischen den einzelnen Stationen beschrieben. Daneben müssen der Anfahrtsweg, die Parkmöglichkeiten und der Ausgangspunkt der Geschichtsstraße in Kelberg und Uersfeld ausgeschildert werden. Auf der Geschichtsstraße reichen Positions- und Markierungsschilder aus. Wegen dem linearen Verlauf der Geschichtsstraße wurden außerdem verschiedene Rundrouten vorgeschlagen, so dass man zum Startpunkt zurückkehren kann oder die Geschichtsstraße erst bei bestimmten Stationen zu betreten.

Konzeption

Für diesen Abschnitt sind ein Eröffnungsschild und 15 Stationsschilder vorgesehen. Im Oktober 1995 vergab der Gran Dorado-Ferienpark Heilbachsee ein Gutachten, um den Park an die Geschichtsstraße anzubinden. Für den Abschnitt Sassen-Ferien park wurden drei Stationen vorgeschlagen, die ebenfalls im Wanderführer beschrieben werden. Das Eröffnungsschild wird am Einmündungsbereich der Geschichtsstraße aufgestellt. Der Text lautet:

»Geschichtsstraße" Abschnitt: Kelberg-Uersfeld

Wir befinden uns auf einer uralten Heer- und Handelsstraße. Hierüber zogen schon keltische Bauern und marschierten römische Legionen.

Ein Teil der Strecke gehörte zur strategischen Heerstraße zwischen Rhein und Belgien (Caesarstraße). Sie wurde im Mittelalter "Alte Straß" genannt und war bis 1794 Grenze zwischen Kurköln und Kurtrier, den beiden Kurfürstentümern, und der Gratschaft Virneburg. Der Name Heerstraße hat sich in alten Flurnamen bis heute erhalten. Der Wanderweg ist etwa sieben km lang. Die Geschichtsstraße hat bis Uersfeld 15 Stationen, welche durch Informationstafeln nähere geschichtliche Auskünfte geben. Die Meereshöhe beträgt am Ausgangspunkt 567 m, in Uersfeld 460 m.«

Station 1: Friedhof im »Tummel«

Hier liegen vier von ursprünglich sechs Hügelgräbern. Darin wurden die Verstorbenen der nahegelegenen römischen Siedlung (Station 2) im 2.-3. Jahrhundert n.Chr. bestattet. Damals wurden die Leichen meist verbrannt und in Urnen beigesetzt. Daneben gab es aber auch Körperbestattungen. Die Gräber wurden 1850, im Ersten Weitkrieg, Anfang der 1930er Jahre und 1976 von Raubgräbern geöffnet. Hügelgräber hatten einen Durchmesser von 9 - 20 rn und eine Höhe von 0,75 -3m. Die Sitte, über Bestattungen einen Grabhügel aufzuschichten, gab es in der Eitel seit der keltischen Eisenzeit (600 - 120 v.Chr.) und während der Römerzeit (12. v.Chr. - 350 n.Chr.). So hatte jede Kultur eigene Vorstellungen vom Umgang mit dem Tod, die bei Berührung mit anderen manchmal neu angenommen oder verändert wurden. Im vorliegenden Beispiel haben sich die Römer den einheimischen Vorstellungen angepasst. Die Hügelgräber sind heute flacher als vor 2000 Jahren und stellen noch den gegenständlichen Rest von geistigen Vorstellungen im Umgang mit dem Tod dar. Sie wurden auf einem gut sichtbaren Gelände - also nicht im Wald - in Wegnähe mit viel Aufwand errichtet. Deswegen liegen Hügelgräber häufig band-

 

Abb. 1: Geschichtsstraße der Verbandsgemeinde Kelberg (1. Abschnitt)

artig entlang alter Verkehrsverbindungen. Neben Rodung und Planierung der Fläche wurde geeignetes Aufschüttungsmaterial benutzt. Es gibt Beispiele von kreisförmigen Steinsetzungen in der Basis oder hölzernen, aufrechten Stangen und ähnlichen stabilisierenden Konstruktionen. Im ebenerdigen Zentrum befand sich das Körpergrab oder eine Urne (Brandgrab) mit verschiedenen Beigaben. Sie sind Monumente geschaffener Grabarchitektur. Im 19. Jahrhundert gab es noch viele Hügelgräber, deren Bestand sich bis heute stark vermindert hat, um so wichtiger ist ihre Erhaltung als kulturelles Erbe.

Gestaltungsvorschlag

Da die Hügelgräber vom Weg wegen Bewuchs nicht sichtbar sind, wird er in Rücksprache mit der Bodendenkmalpflege und der Forstverwaltung bei dem besterhaltenen Grabhügel entfernt und ein Zugang vom Weg her geschaffen. Das am neuen Zugang zu positionierende Stationsschild wird eine Rekonstruktionszeichnung enthalten.

Station 2: Römische Siedlung

Unterhalb des Weges nach Köttelbach stand im 2. - 3. Jahrhundert ein römischer Bauernhof. Innerhalb des Gewanns ist noch eine Quelle mit Basaltsteinen umgeben. Im Mittelalter hieß die Wegekreuzung »Am grauen Baum« (heute noch Flurname). Sie war eine Grenzstation zwischen Kurköln/Kurtrier und wurde bei Grenzbegehungen von den kurfürstlichen Beamten besonders erwähnt.

Am Westhang der Anhöhe »Nickelchen« unterhalb des Weges nach Kelberg-Köttelbach, fand man in den 1920er Jahren Mauerwerk. Keramikscherben stammen aus dem 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. Die Quelle verdeutlicht die Lagekriterien der römischen Siedler (Wasserversorgung).

Das römische Siedlungssystem war sehr vielfältig und bestand aus Städten, Dörfern, Weilern, Straßenstationen, Militärlagern und Einzelhöfen. Diese nach mediterranen Vorbildern errichteten sogenannten villae rusticae waren in der Eifel aus Stein errichtet. Nach neueren archäologischen Untersuchungen gab es neben einem Herrenhaus auch mehrere Nebengebäude wie Ställe und Scheunen. Die Eitel war damals relativ dicht besiedelt. Die Produkte wurden nicht nur für den Eigenbedarf hergestellt, sondern auch für die Armee und die »Städte«.

Gestaltungsvorschlag

Von der beschriebenen römischen villa rustica ist obertätig nichts sichtbar. Wegen der sehr hohen Rekonstruktionskosten wird auf dem Schild neben dem Text ein Modell eines römischen Gutshofes abgebildet.

Station 3: Frauenhäuschen

Richtung Mosbruch ist die Anhöhe »Frauenhäuschen«. Dort stand im Mittelalter ein Gebäude des Nonnenklosters Niederehe (VG Hil-lesheim). Das Kloster besaß den 25 ha großen Fischweiher zu Mosbruch (Mosbrucher Weiher). Vor 200 Jahren stand noch Gemäuer. Damals ging die Sage, die Frauen vom Kloster hätten durch unterirdische Gänge Verbindung zu den Tempelherren auf dem Hochkelberg gehabt.

Hier ging es um eine Außenstelle dieses Klosters. Klöster waren im Mittelalter wichtige Grundeigentümer, die bei der Kultivierung der Landschaft eine entscheidende Rolle spielten. Neben den Stammhäusern wurden weitere nebenklösterliche Gebäude errichtet, wie das Frauenhäuschen. Das Motiv der unterirdischen Gänge, häufig gekoppelt mit tragischen Ereignissen, taucht immer wieder im Märchen- und

Abb. 2: Territorialkarte der Verbandsgemeinde Kelberg (1789)

Abb. 4: Straßengabelung der »Caesarstraße« Station 4

Sagengut auf. In der VG Kelberg sind unterirdische Gänge gesichert nachgewiesen. So wurde bei Retterath ein Stollen von 70 cm Breite und 1,55 m Höhe entdeckt, der außerdem als römische Wasserleitung nachgewiesen ist. Möglicherweise verfügte auch das Frauenhäuschen über einen unterirdischen Gang oder eine Kammer, die in Notzeiten genutzt wurde oder als Wasserleitung diente.

Gestaltungsvorschlag

Wegen der Nichtsichtbarkeit des Objektes, das als Wüstung an Ruderalpflanzen wie Brennesseln erkennbar ist, wird das Häuschen anhand einer instruktiven Rekonstruktionszeichnung dargestellt. Darüber hinaus wird der landschaftlich reizvolle Standort hervorgehoben.

Station 4: Straßengabelung

Hier gabelt sich die »Caesarstraße« (Rhein-Belgien) und die NW-SO Verbindung Nohn-Kaisersesch. Die Caesarstraße führt am Hochkelberg vorbei über Boos-Mayen zum Rhein. Wir folgen der rechten Abzweigung über den Hochkelberg nach Uersfeld.

Die Caesarstraße verlief vom Neuwieder Becken bei Urmitz/Rhein über Mayen-Boos-Kelberg-Dreis-Jünkerath-Lüttich nach Boulogne-sur-Mer. Die Geschichtsstraße folgte bis zu dieser Station der »Caesarstraße« und biegt nach rechts auf die alte Heerstraße (Uersfeld-Kaisersesch) ab, die als »Ahl-Stroaß« bezeichnet wurde. Der Flurname »Heerstraße« hat sich in Lirstal bis heute erhalten. Das römische Verkehrsnetz war hierarchisch organisiert. Neben unbefestigten Hofwegen, die bis zur nächsten Ortsverbindung führten, gab es Wege höherer Ordnung, die auch einer staatlichen Wartung unterlagen. Die großen Hauptachsen waren zum Teil gut ausgebaut und topographisch günstig angelegt. Raststationen ermöglichten die Versorgung von Pferden und Kutschen, ansonsten ging man zu Fuß.

Gestaltungsvorschlag

Um die Bedeutung des römischen Wegenetzes hervorzuheben, wird in der Nähe des Schildes der Nachbau eines römischen Meilensteins aufgestellt.

Abb. 5: Geschichtsstraße östlich von Sassen

Station 5: Hohlwege

Innerhalb des Waldes sind Bodenwellen und verschiedene Vertiefungen erkennbar. Neben Ablaufrinnen für Regenwasser handelt es sich um alte Wege. Im Laufe der Zeit wurden diese aufgrund des weichen Unterbodens immer tiefer eingetreten, so dass sie zu sogenannten Hohlwegen wurden. Hohlwege ragen links und rechts der eigentlichen Trasse hoch und wurden häufig verlagert, so dass ganze Wegbündel entstanden sind. Manche sind einige Jahrhunderte alt.

Die ländliche Bevölkerung war bis in das 13. Jahrhundert weniger mobil als während der Römerzeit. Seit dem Ende des 12. Jahrhunderts tauchen mit der Umstrukturierung des Siedlungssystems urkundlich die Bezeichnungen von Ortsverbindungen auf. Die Fernwege dagegen führten entweder entlang den Höhenzügen (Firstwege), wie überwiegend der Verlauf der Geschichtsstraße, oder entlang dem Hangfuß von Talhängen (Hellwege). Sie waren in urgeschichtlicher und frühmittelalterlicher Zeit überwiegend geländeorientiert und weniger siedlungsbezogen, weil es im Mittelalter im Gegensatz zur Römerzeit keine Straßenverwaltung gegeben hat, und natürliche Hindernisse wie Flüsse und Moore nur an natürlichen günstigen Stellen überquert werden konnten. Erst nach dem 12. Jahrhundert ändert sich dies mit der Entstehung der Städte und durch gezielte Förderungsmaßnahmen. Die Fernstraßen wurden als »Heerstraße«, »via regia« und »via publica« bezeichnet. Diese überörtlichen Verbindungen wurden von Pilgern, heimatlosen armen Leuten, Schaustellern, Händlern, Söldnern und Handwerkern genutzt. Seit dem 15./16. Jahrhundert entsteht ein organisierter Boten- und Frachtverkehr. Der mittelalterliche Landverkehr vollzog sich überwiegend zu Fuß, mit Reit- und Lasttieren und Karren. Hierdurch wurde der Untergrund verändert. Die Wegetrassen waren im Mittelalter überwiegend als Spurenstränge ausgebildet. Dies bedeutet mehrere parallel verlaufende Pfade. In Gefällstrecken bildeten sich Spurenbündel heraus.

Die Tagesleistung eines Frachtfuhrwerkes betrug im Spätmittelalter 20 bis 30 km und die eines Pferdeboten lag bei 50 - 60 km. Reitende

Eilboten mit Pferdewechsel schafften bis zu 100km pro Tag.

Gestaltungsvorschlag

Wegen der guten Erkennbarkeit der Hohlwege wurde diese Station dem ursprünglichen Konzept hinzugefügt und die Beschilderung reicht aus.

Station 6: Das Dreiländereck

von Kurköln/Kurtrier/Grafschaft Vimeburg (bis 1794). An dieser Stelle standen die Gläubigen der Pfarrei Retterath st/V/, wenn sie im Mittelalter mit der Prozession nach Hilgerath gingen. Das Dreiländereck hatte aber auch hochgerichtliche Bedeutung. Wenn ein Verurteilter gevierteilt wurde, dann wurden die Körperteile des Toten an vier markanten Stellen im Herrschaftsbereich aufgespießt. Eine dieser Stellen war hier am Dreiländereck. Das geschah zuletzt 1657.

Schon seit der Römerzeit war das Kelberger Land politisches Grenzland und blieb es bis in unsere Zeit. Die letzte Verwaltungsreform erfolgte 1970, seitdem gehört die Verbandsgemeinde Kelberg zum Kreis Daun. Über die hochgerichtliche Bedeutung wird in einer Urkunde von 1657 berichtet. Dort heißt es: »...sie hier bevor (auf dem Galgen bei Höchstberg) einen genannt Hans von Riol (= bei Trier) durch die Amtleute zu Nürburg gevierteilt. Man hat an diesem vorgenannten Weg (= vermutlich irgendwo an der Grenzstraße Höchstberg-Kötterichen-Ulmen) ein Viertel aufgesteckt, welches man eine langen Zeit daselbst hat stecken sehen, aber jetzt verkommen, und doch den Platz gezeigt. Und sind die drei anderen gehangen, nämlich auf dem Galgbüsch, da der Missetäter gerechtfertigt worden ist (= hingerichtet wurde), das andere auf dem Hochkelberg (= am Drei ländereck), das dritte bei Mosbruch auf der Ker (= an der Kurve), da die Landstraße hingeht und das vierte auf dem obengenannten Ort."

Gestaltungsvorschlag

Neben der Positionierung des Stationsschildes bei der Schulzhütte ist die Befestigung einer Territorien karte an der Seiten- oder Rückwand der Hütte vorgesehen. Damit lässt sich der imaginäre Bereich eines Kreuzungspunktes dreier Territorien verdeutlichen. Ein nachgebauter

Grenzstein mit den Wappen der Kurfürstentümer Köln und Trier sowie der Grafschaft Virne-burg wird aufgestellt.

Station 7: Der Hochkelberg (675 m hoch)

Auf der Berghöhe stand im 3.14. Jahrhunden unserer Zeitrechnung eine starke römische Befestigungsanlage. Sie wurde 353 n. Chr. von den Germanen erobert und zerstört. 1819 war noch Gemäuer zu sehen, 1852 noch Mauerreste. Zahlreiche Funde befinden sich im Rheinischen Landesmuseum in Trier. In der Kaiserzeit stand hier oben ein Aussichtsturm (bis zum Ersten Weltkrieg). Danach wieder beim ersten Funkmast (1953-1978). Seit dem neuen Funkmast fehlt ein solcher Aussichtsturm mit Blickfeld weit über die Eifel. Der Wasserbehälter (seit 1991) und der hohe Funkmast (seit 1978) stehen auf historischem Gelände. Das römische Militärwesen war straff organisiert und bestand neben Legionslagern auch aus Befestigungen an erhöhten Standorten wie dem Hochkelberg. So markierten diese Anlagen den Herrschafts an Spruch und dienten gleichzeitig als kleine Kaserne gegen eindringende fränkische Germanen. Seit dem Ende des 3. und vor allem im 4. Jahrhundert n. Chr. war das römische Reich nicht mehr in der Lage, die kleinen in die Provinzen eindringenden und dort plündernden germanischen Kriegergruppen an den Grenzen zu stoppen. Dadurch erklärt sich die Aufgabe von verschiedenen Gutshäusern und die Entstehung spätrömischer bürg i, etwas vereinfacht betrachtet die Vorläufer der Burgen.

Gestaltungsvorschlag

Der landschaftlich reizvolle Standort mit guter Weitsicht hat aus diesem Grund eine große Attraktivität, so dass die Beschilderung ausreichende historische Informationen liefert. Neben der Aufstellung einer Bank wäre ein kleiner Aussichtsturm mit der Angabe der sichtbaren Erhebungen und Ortschaften in der Umgebung zu überlegen.

Zwischen den Stationen 7 und 8 sind wiederum gut erhaltene Holwegbündel im Hangbereich zu sehen. Diese dürfen nicht mit den Ablaufrinnen und Entwässerungsgräben verwechselt werden, sie sind für die Hydrologie des Waldes als Regensammler wichtig. Bei heftigen Regenfällen werden so die Wassermessen hangabwärts geleitet. Wälder sind wichtige Feuchtbiotope und speichern Wasser auch bei längeren Trocken Perioden.

Station 8: Das Sassener Kreuz

Standort eines uralten Kreuzes, dessen Bedeutung niemand mehr kennt. Hier betete die Retterather Prozession im Vorübergehen ein Vaterunser auf ihrer Wallfahrt nach Hilgerath. Die Hur heißt heute noch "Auf dem Kreuz« (Sassen, Flur 13).

Bildstöcke, Wegekreuze, Hagelkreuze, Pestkreuze, Gedenksteine und die heute noch errichteten Unfallkreuze drücken das Bedürfnis aus, bestimmte Ereignisse oder überlieferte Gedenken zu markieren und bei Prozessionen sowie beim Vorbeigehen zu gedenken. Sie sind Beispiel einer Volksfrömmigkeit, die im Mittelalter sehr ausgeprägt war. Siedlungsgeschichtlich sind gerade Prozessionswege sehr wichtig, da sie manchmal an verschwundenen Dorf- oder Hausplätzen Halt machen. Bei Hagelkreuzen wird auf Unwetter verwiesen, Bildstöcke dienen der Heiligenverehrung in der Feldgemarkung. Andere Beispiele erinnern an Unfälle wie ein ums Leben gekommenes Familienmitglied. Sie bildeten jedenfalls wichtige Kleinelemente der vergangenen Landschaft, die heute immer mehr verschwinden, genau wie alte Grenzsteine.

Gestaltungsvorschlag

Hier wird in Absprache mit der Pfarrei Retterath wieder ein Holzkreuz aufgestellt, das diesen alten Prozessionsstandort markiert.

Station 9: Keltisch-römische r Friedhof

Hinter dem Waldstück (200 m) befand sich über tausend Jahre ein großer keltisch-römischer Friedhof von 100 x 40 m. Die bei Rodungen 1928/29 gemachten Funde beweisen, dass hier zwischen etwa 700 vor bis um 300 nach unserer Zeitrechnung die Bewohner der nahegelegenen Siedlungen bestattet wurden. Auf Reste einer Siedlung stieß man beim Pflügen um 1920 nur 150 m östlich des Gräberfeldes. Der letzte Grabhügel wurde 1979 eingeebnet. Das eisenzeitlich und römisch belegte Gräberfeld gehörte zur benachbarten Siedlung. Das Grubenhäuschen entspricht einem eisenzeitlichen Haustyp, der für die Vorratshaltung Und handwerkliche Nutzung (Webstühle) errichtet wurde. Genau wie heute gab es in einem keltischen Dorf verschiedene Gebäude unterschiedlicher Funktion. Da es noch keine Keller gab, erfolgte die Lagerhaltung in Grubenhäuschen. Sie standen bei den Wohngebäuden und waren unterschiedlich groß.

Gestaltungsvorschlag

Hier wurde die Errichtung eines keltischen Grubenhauses in Form einer Rasthütte empfohlen. Ein römischer Grabstein im Friedhofsbereich wird die Nekropole markieren.

Station 10: Die Grenze Sassen-Kolverath

Beide Dörfer gehörten bis 1794 zu verschiedenen Herrschaften (Kurköln - Grafschaft Virneburg) und waren damit gegenseitig Aus/and. Sie unterstanden verschiedenen Gesetzen und hatten verschiedene Maße und Gewichte. Zeitweilig gehörten sie sogar verschiedenen Regionen an. Die Grafschaft Virneburg mit Kolverath war nämlich im 76.777. Jahrhundert vorübergehend evangelisch, während Kurköln mit Sassen stets katholisch blieb. Reformationsbestrebungen Kölner Kurfürsten konnten sich nicht durchsetzen, zum Beispiel Hermann V., Graf von Wied (1515-1546) und Gebhard II., Truchseß von Waldburg (1577-1583). Sassen wurde um 1200 erwähnt. Der Name stammt von »Beisasse« und bedeutet fester Wohnsitz ohne Eigentum. Das Dorf war dünn besiedelt; 1680 gab es neun Feuerstellen (Häuser). Kolverath ist eine mittelalterliche Rodungssiedlungfrath] und wurde 1324 erwähnt. Zwischen 1542 und 1676 variierte die Zahl der Haushalte zwischen zwei (1658] und sieben (1552).

Gestaltungsvorschlag

Zusätzlich wird ein Grenzstein aufgestellt. Von hier aus kann man entlang weiterer Stationen nach dem Ferienpark Heilbachsee wandern. Weiterhin besteht die Möglichkeit, über den Mosbrucher Weiher zum Ausgangspunkt zurückzuwandern.

Station 11: Alter Steinbruch

Auf beiden Seiten des Weges waren bis zum Zweiten Weltkrieg beachtliche Steinbrüche. In ihnen wurden Steine für den Hausbau gebrochen (Bruchsteine, - Grauwacke, Devonzeitalter, etwa 400 Millionen Jahre alt). Viele Häuser

in den umliegenden Dörfern sind im 79./20. Jahrhundert mit solchen Bruchsteinen gebaut worden, so auch 1900 die Volksschule Kolverath-Sassen.

Gestaltungsvorschlag

Das Schild muss an einer Stelle positioniert werden, die gut sichtbare Reste enthält. Weiterhin wird am Wegrand ein großer Grauwacke-Block aufgestellt.

Station 12: Der Grüne Weiher

Der Warne hat nichts mit dem umliegenden Waldgrün zu tun, sondern mit der »grünen Gerichtsbarkeit" in alter Zeit. Danach wurde ein(e) Missetäter(m), auf frischer (grüner) Tat ertappt, sofort am nächstbesten »Grünen Baum« aufgehangen oder wie hier, im »Grünen Weiher« ertränkt. Der benachbarte Walddistrikt '•Hurenbusch« hat etwas mit der Beisetzung solcher "Huren" zu tun.

So stand zum Beispiel auf Kindestötung bis in die Neuzeit die Todesstrafe durch Ertränken. Solche verurteilten »Huren« durften aber nicht auf einem christlichen Friedhof beerdigt werden, sondern wurden am »Hurenweg«, im »Hurenbüsch« oder sonstwo begraben, dort, wo man auch das verendete Vieh verscharrte. Deswegen heißt der Wald »Hurenbüsch«. Noch bis um 1930 wurde dort das verendete Vieh vergraben. In der Feudalzeit war der Henker, der in Mannebach wohnte, für das Gericht Retterath gleichzeitig Abdecker für das gefallene Vieh.

Gestaltungsvorschlag

Neben der Positionierung des Schildes wird ein Pranger als Rechtsinstrument aufgestellt.

Station 13: Der Galgen

Ein Hochgericht der Grafschaft Virneburg. Hier wurden die Verurteilten nicht nur aufgehängt, sondern je nach Strafmaß auch gerädert, verbrannt, geköpft oder gevierteilt Bei den verschiedenen Hinrichtungsarten mussten die Untertanen der Dörfer nach altem Herkommen (Weistum) mitwirken.

Im Weistum des Kirchspiels Retterath von 1631 heißt es; »...Die Hinrichtung und Exekution aber der Missetäter belangend, als nämlich so einer mit dem Strang vom Leben zum Tod hingerichtet werden soll, dann soll der Heimbürger von

Mannebach mit Zutun seiner Nachbarn den Galgen herrichten und was ferner dazu und zu solcher Exekution vonnöten sein würde, darstellen und verschaffen. Wer aber zum Rad verdammt und verwiesen würde, zu dessen Exekution und Hinrichtung soll der Heimbürger von Retterath samt seinen Nachbarn alle nötigen Sachen dermaßen dahin verschaffen und darstellen, daß daran keinen Mangel noch Fehler erscheinen. Wenn aber einer mit dem Feuer hingerichtete werden soll, zu solcher Exekution soll der Heimbürger von Oberelz oder Lirstal, wo derselbe wohnen täte, mitsamt seinen Nachbarn alles was dazugehörig wäre darstellen, aber unseres Gnädigen Herren Bott soll das Feuer dahin beschaffen...« Der letzte Galgen wurde 1664 auf zwei Säulen errichtet.

Gestaltungsvorschlag

Außer dem Stationsschild wird eine einfache Holzkonstruktion mit zwei Seitenhölzern und einem Querholz aufgestellt.

Station 14: Die Lehmkaul

Hieran der Grenze zwischen der Grafschaft Virneburg und Kurköln war seit dem Mitte/alter ein lokal bedeutsamer Lehmplatz. Die tonige Knetmasse des Lehms wurde bis ins späte 19. Jahrhundert in der Eifel zum Bau von Fachwerkhäusern verwendet Die Fächer des Rahmenwerkes aus Eichenholz füllte man mit Geflecht und Lehm. Die »Lehmkaul« wird schon 1553 (Weistum) genannt, solche gab es viel in der Eifel.

Eine eigenartige Verkleidung der Lehmwände an der Wetterschlagseite gab es in Kolverath. Dort benutzte man langstengelige Moospflanzen (Polytrichum commune) "in der Art, dass 15 - 20 cm lange Stengel mit dem Wurzelende nach oben in Streifen an die Wand geklebt wurden. Über diese befestigte man einen, zwei, drei und weitere Streifen so, dass die Streifen sich teilweise dachziegelartig deckten. Die Wurzelenden wurden auch wohl durch aufgenagelte Latten befestigt. Da das Moos sehr wetterbeständig ist, hielt die Bekleidung viele Jahrzehnte und war ein sehr guter Schutz.«

Gestaltungsvorschlag

Neben dem Schild wird ein Rahmenwerkgeflecht aus Holz und Lehm aufgestellt, um diese nicht mehr angewandte Technik darzustellen.

Station 15: Die Windmühle

In diesem Gewann stand von etwa 1500 bis 1720 eine Bockwindmühie. Der Flurname "Windmühle" hat sich bis heute erhalten. Die Bockwindmühle ist auf einer Weistumskarte von 1705 abgebildet. Sie ging 1984 in das Wappen von Uersfeldein.

Ihren Namen hat sie von dem hölzernen Rundgestell, dem Bock, auf dem die eigentliche Mühle ruht und sie wird mit der Außentreppe um ihre Achse in den Wind gedreht. Die Bockwindmühle war bis ins 17.718. Jahrhundert der vorherrschende Typ in der Eifel, während die Holländermühlen im späten 18. Jahrhundert Eingang fanden (Prüm 1783). Sie waren in der Eifel in Betrieb bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Für die historischen bäuerlichen Wirtschaftsweise waren die weiten/erarbeitenden Mühlen außerordentlich wichtig und eingebunden in das Wegesystem, damit diese gut erreichbar waren.

Gestaltungsvorschlag

Da dieser Standort nicht sichtbar ist und eine Mühlenrekonstruktion unrealistisch, sollte das Schild eine Konstruktionszeichnung, die Weistumskarte und das Wappen von Uersfeld enthalten.

Die Anbindung des Ferienparks an der Geschichtsstraße

Station 1: Bachquellen

Diese Position hat durch fünf Bachquellen eine besondere Bedeutung (Heiligtum) und weist bereits auf eine urgeschichtliche Besiedlung hin. Die sichtbaren Terrassen am Hang sind Relikte ehemaliger Ackernutzung.

 Im oberen Bachtal befinden sich fünf Quellen, von denen vier in den Heilbach münden. Es ist gut nachvollziehbar, wie der Bach sich allmählich ins Tal mit markanten Büschungen eingeschnitten hat. Bäche waren Standorte für Wassermühlen, die das Wasser als Energiequelle nutzten. Zwischen Sassen und Gunderath soll eine Wassermühle gestanden haben. Ihr genauer Standort ist nicht mehr bekannt. Sie müsste wohl im unteren Talabschnitt zwischen dem Wasserbehälter und dem Heilbachsee gestanden haben. Für den Mühlenbetrieb, der seit dem Prümer Urbar von 893 in der Eifel nachgewiesen wurde, wurde das Wasser der Bäche in Becken (Mühlenteiche) aufgestaut.

Gestaltungsvorschlag:

Die angesprochenen Objekte und Strukturen sind deutlich erkennbar.

Station 2: Hangwälder

Die Hangwälder wurden a/s Niederwälder für Brennholz (Holzkoh/enproduktion) und für die Eichenrindegewinnung (Lohegewinnung) für die ehemalige Gerberei in Uess bewirtschaftet. In diesem Talabschnitt befanden sich die Heuwiesen. Der Bach (Wasserkraft) war ein geeigneter Standort für eine Wassermühle.

Die Waldentwicklung und die historische Nutzung des Waldes sind noch deutlich erlebbar. Nordwestlich des Heilbachsees befinden sich gut erkennbare Niederwaldparzellen mit Buchen und Eichen. Bei Niederwaldwirtschaft wurden die Stockbäume etwa alle 20 bis 25 Jahre auf den Stock gesetzt und einige Jahre Waldackerbau betrieben.

Gestaltungsvorschlag:

Hier reicht die Beschilderung aus.

Station 3: Eröffnungsschild für die Gäste des Ferienparks

Sehr geehrte Besucherin, sehr geehrter Besucher,

Sie verbringen Ihren Urlaub in der Kulturlandschaft der Eifel und können deren landschaftliche Schönheit, Vielfalt und Eigenart genießen. Entlang der Geschichtsstraße Kelberg ist es auch möglich, die Besonderheit der Landschaft zu erleben. Nutzen Sie Ihren Aufenthalt zur Besichtigung landschaftsgeschichtlicher Spuren entlang der Geschichtsstraße.

Ausblick

Am 30. 5. 1996 wurde das beschriebene Konzept vom Verbandsgemeinderat prinzipiell genehmigt. Für die nächsten Jahre ist in Stufen ein weiterer Ausbau vorgesehen.

Historische und kulturlandschaftliche Anknüpfungspunkte sind reichlich vorhanden. Hiermit erschließt die VG Kelberg das kulturelle Erbe für die Bürger und Gäste unserer Region.