Ahütte

Ort zwischen Industrie und Idylle - Teil I

Prof. Matthias Weber, Niederbettingen

Georg Friedrich Barsch, dem Geschichtsschreiber der Eifel, verdanken wir in seiner berühmten Eiflia Illustrata aus der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts auch eine der ersten gedruckten Kurzbeschreibungen von Ahütte. Er schrieb den Ortsnamen allerdings noch »Ahhütte«, also mit doppeltem h. So konnte man ihn nicht so leicht verwechseln mit dem von »Ahrhütte«, das weiter nördlich an der Ahr liegt. Beide Ortschaften verdanken ihren Namen und ihre Entstehung jeweils einer alten Eisenhütte. Eine Fülle solcher an kleinen Flussläufen gelegenen Eisenschmelzen bildete jahrhundertelang, noch bis in die Franzosenzeit, den Kern der ehemaligen blühenden Eifeler Eisenindustrie. Im nach Sebastian Münster »trefflich rauh Land« der Eifel sorgte sie geraume Zeit für einen beachtlichen Wohlstand. Eiserne Zeitzeugnisse im Jünkerather Eisenmuseum geben davon noch anschaulich Kunde. Zu unterscheiden sind die beiden Hütten auch nach ihrer Zugehörigkeit: Ahrhütte gehörte zum Herzogtum Arenberg, Ahütte dagegen zur Herrschaft Kerpen. Diese war seit dem 16. Jahrhundert im Besitz der Grafen von Manderscheid-Blankenheim-Schleiden. (P. Neu, Eisenindustrie in der Eifel, 2. Aufl., Köln 1989, S. 228). Allerdings fiel Kerpen im Jahre 1674 durch Urteil des Reichskammergerichts in einem Erbstreit an die Arenberger. In deren Be-

Alte Mühle, Lageplan Denkmalzone. Zeichnung aus Denkmalschutzakte KV Daun.

sitz blieb die Herrschaft dann bis zur französischen Besetzung des linksrheinischen Gebiets 1794. (Ortsgemeinde Kerpen, Hrsg., 850 Jahre Kerpen 1136-1986, Hillesheim o.J., S. 35).

Lage

Ahütte liegt im Nord-Osten des Hillesheimer Landes. Der Ahbach, auf den der Anfangsteil des Ortsnamens hinweist, mündet bei Ahrdorf in die Ahr. In unserer Zeit wurde das romantische Flüsschen durch den »wachsenden« Wasserfall bei Dreimühlen bekannt. Er liegt zwischen Ahütte und der Nohner Mühle. Der gut ausgebaute Geopfad der »Urlaubsregion Hillesheim« führt diesem ungewöhnlichen Naturdenkmal immer wieder wissensdurstige und erlebnishungrige Wanderer und Eifelfreunde zu. Ahütte ist trotz - oder sollte man besser sagen wegen - seiner nach dem Zweiten Weltkrieg erheblich erweiterten Industrie ein kleiner Ort geblieben. Jedoch fehlen ihm keineswegs idyllische Winkel und Anziehungspunkte. Kommunalrechtlich gehört Ahütte als Ortsteil zur Großgemeinde Üxheim. Und auch kirchlich zählt es zur katholischen Pfarrei des nördlich auf der Höhe gelegenen Üxheim.

Das eigentlich bemerkenswerte, ja sehr nützliche Charakteristikum seiner geographischen Lage bildet der hier noch reichlich im Boden vorhandene Kalkstein. Er ist ein in der ganzen Hillesheimer Kalkmulde und in Ahütte ganz besonders hervorragendes Produkt der Erdgeschichte, genauer der Schlammablagerung des hier in der Urzeit unserer Erde vorhandenen »Devonmeers«. Mit diesem Pfund seiner geologischen Verhältnisse kann der kleine Ort wuchern, und die ganze Gegend verdankt ihm eine wirtschaftlich blühende und technisch eindrucksvoll ausgestattete Kalk- und Zementindustrie. Sie produziert vor allem nicht nur in beachtlicher Menge und Qualität allerorts unentbehrliche Baustoffe, sondern schafft und sichert damit zugleich auch eine ansehnliche Zahl wichtiger Arbeitsplätze. Solche unternehmerische Leistung gewinnt gerade heute und in Zukunft angesichts von vier Millionen Arbeitslosen in Deutschland regelrecht existentielle Bedeutung.

Und dennoch gibt die Industrie am Ort den hier arbeitenden und lebenden Menschen nicht nur das tägliche Brot, sondern sie bringt auch gewisse »moderne« Probleme mit sich. In Form

Alte Mühle, Denkmalensemble 1995

Foto: Monika Schuster

von Umweltbelastungen und deren Folgen gelten diese im Industriezeitalter für Industriestandorte mit Emissionen zwar allgemein als typisch, um nicht zu sagen als schier unvermeidbar. Jedoch in unserer Zeit eines sich immer mehr entwickelnden Umweltbewusstseins und wachsender Sensibilität für Lebensqualität, sprich höherer Ansprüche und Bedürfnisse, geben sich die davon unmittelbar betroffenen Menschen damit nicht mehr zufrieden. Mit dem einfach klingenden Sprichwort »Wo gehobelt wird, fallen Späne« ist daher das Problem keineswegs gelöst.

Umgekehrt erscheint das menschlich sehr verständliche Wunschbild, einen ertragreichen Industrieort mit einem kultivierten Wohn-, ja Erholungsort zu kombinieren, also beides zu haben, noch immer wie ein unerfüllbarer Traum, wenn nicht gar als ein Trugbild. In Ahütte werden jedoch erstaunliche Anstrengungen unternommen, zumindest einen beachtlichen Teil dieses Traumes in die Wirklichkeit umzusetzen.

Das Hoffnungen erweckende Experiment idealistisch engagierter Kräfte, im Rahmen der »Dorferneuerung« phantasievoll die Chancen für einen »lebendigen« Ort auszuloten und durch praktische Gestaltung wahrzunehmen, verdient wohlwollend-kritische Begleitung und Unterstützung. Es wird hier noch ausführlicher davon die Rede sein.

Verkehrsmäßig ist Ahütte durch zwei Landstraßen an das regionale und überregionale Verkehrsnetz angebunden. Durch die in den 70er Jahren eigens für den vermehrt aufkommenden Schwerlastverkehr gebaute L 70, und die in Richtung Adenau führende alte L 10, deren starke Inanspruchnahme von der Ortsbevölkerung vor allem als vermeidbare Belastung empfunden wird (s. K. Hilgers, Ahütte - ein Dorf im Abseits, in: Eifel Journal vom 30. 5. 1996 und A. Heucher, Die Last des Schwerverkehrs drückt, in: Trierischer Volksfreund vom 15./16. 6. 1996). Der politisch schon über ein Jahrzehnt versprochene, jedoch auch von gesellschaftlichen Protestgruppen abgelehnte und verzögerte Lückenschluss der Autobahn A 1 (Tondorf - Mehren) läßt vorerst noch auf sich warten. Und die auch für den Personenverkehr ehedem nicht unwichtige Eisenbahnverbindung, die 1912 gebaute Ahrstrecke Jünkerath -Dümpelfeld wurde 1973 eingestellt. Der Bahnhof ist an einen Privatmann verkauft und die Bahntrasse zur Landstraße umgebaut worden.

Alte Mühle Ende der 20er Jahre mit drei Rädern.

Repro: Gerta Hilgers

Bevölkerung

Nach der Bevölkerungsstatistik hat Ahütte heute immerhin 192 Einwohner, davon sogar 12 Personen mit Nebenwohnsitz (Stand 31. 12. 1995, Vulkaneifel Nord 20/96 vom 17. 5. 1996, S. 7). Sie leben überwiegend von der örtlichen Industrie. Das war nicht immer so. Aus jüngsten Forschungen über das Arenberger Land wissen wir dazu wieder mehr. So war Ahütte zu Beginn der Neuzeit im Kerpener Land die ertragreichste von fünf Zollstalionen. In den Jahren 1593-1616 vereinnahmten die Herren von Kerpen hier 322 Gulden (P. Neu, Die Arenberger und das Arenberger Land, Band 3, Koblenz 1995, S. 185). Bereits 1747 gab es in Ahütte einen der drei Bierbrauer im Kerpener Land. (Neu, a.a.O., S. 160). Die Volkszählung von 1783/84 in den Arenberger Territorien ermittelte in Ahütte insgesamt 20 ansässige Familien. Allein vom Ackerbau (also ohne Nebenerwerb] lebten davon zwölf. Zwei waren Ackerbauer und Müller, zwei Ackerbauer und Branntweinbrenner, zwei Ackerbauer und Krämer, einer Ackerbauer und Hammerschmied, einer Ackerbauer, Pottasch brenn er und Wirt. (Neu, a.a.O., S. 134). Damals erfasste man auch die in den Haushaltungen von Ahütte gehaltenen Tiere. Alle 19 Haushalte hielten solche: und zwar 24 Pferde, 197 Schafe, 79 Kühe und fünf Ochsen. (Neu, a.a.O., S. 16). Bewohnte Häuser gab es in Ahütte 1741 17, 1783/84 19, 1794 19. (Neu, a.a.O., S. 353). Damals war es in den Dörfern üblich, wegen der Gefahr einer Feuersbrunst Nachtwachen zu halten. Die »Hüttener« beteiligten sich daran offenbar etwas säumig. So heißt es in einem Bericht von 1784/85: »Es müssen jene angesetzt werden, die als nachtwächter ihre Schuldigkeit nicht gethan haben." (Neu, a.a.O., S. 395). Die Brandbekämpfung war damals noch stark unterentwickelt. 1791 hatte man in Ahütte für den Brandschutz nur drei Ledereimer zur Verfügung (Neu, a.a.O., S. 396), von Wasserpumpen ganz zu schweigen. Auch mit dem Sleuerzahlen hielten es im 18. Jahrhundert die Einwohner von Ahütte nicht alle so genau. Als im März 1755 im Auftrag des Landesherrn als Steuereinzieher (»executor«) der Landleutnant Jakob Bauer in Üxheirn und Ahütte erschien, »wurde fer) dergestalt misshandelt, dass sich auch sogar die weiber in denen dörffern zusammenroltieret und gedachte exe-quentes mit stecken, dörneren und sonstigen reißeren unter vielem spotten und auslachen aus denen dörffern auf eine unerhört rebellische art gewaltthätig verjaget.- (Neu, a.a.O., S. 410). Ahütte brachte auch überlokal und überregional bedeutende Persönlichkeiten hervor. So wurde 1782 bei der Besetzung einer Lehrerstelle in Dockweiler der aus Ahütte stammende Philipp Peter Schomers aus einer Gruppe von sieben Bewerbern ausgewählt. (Neu, a.a.O., S. 534). Zu diesen bedeutenden Söhnen der Region zählt insbesondere eine Reihe von Geistlichen und Pfarrern. »Unter ihnen ragt vor allem Peter Anth aus Ahütte heraus, der als Schriftsteller einige theologische Werke verfasste und als Kanzelredner in seiner Zeit von sich reden machte. Erstarb 1810 als Oberpfarrer in Köln." (Neu, a.a.O., S. 524).

Eisenhütte und Ortsgeschichte

Wie bereits angedeutet, beginnt die Ortsgeschichte von Ahütte mit der ehemaligen Eisenhütte. Georg Barsch formuliert diesen geschichtlichen Vorgang schlicht so: »Ahhütte hat den Namen von einem jetzt (1854, d. Vf .) nicht mehr vorhandenen Eisenwerke erhalten, um welches es sich nach und nach gebildet hat.« (Eiflia Illustrata, 1854, III, 2, l, S. 115). Trotz eindrucksvoller Literatur über die Eifeler Eisenindustrie wissen wir bisher noch recht wenig über deren Verhältnisse in Ahütte. So vermuten wir den Standort der ehemaligen Hütte mangels erhaltener Überreste oder Dokumente im Bereich des Flurstücks, das heute noch "Auf der Insel- genannt wird und jenseits der Ahbachbrücke im Ostteil des Ortes liegt. Den neueren Forschungen von P. Neu verdanken wir allerdings aus dem Arenberger Archiv einige »genauere Daten zur Ahütte bei Kerpen". Neu äußert sich vor allem zu deren Entstehungszeit und Rohstoffversorgung: »Danach muss das Werk kurz vor 1557 erbaut worden sein. Die Reidemeister der neuwer Hütten bei Kerpen bezogen 1557/8 200 Wagen Eisenerz aus Lommersdorf-Freilingen. Zwei Jahre später erhielt das Werk auf der Ahe by Kerpen bereits 472 Wagen. Die Namen der Reidemeister sind nicht aufgeführt. Um das Jahr 1600 hatten sich die Hüttenmeister hier wie an anderen Eifelwerken den regelmäßigen Nachschub an Ahr-Erz durch einen Vertrag mit dem Herzog von Arenberg gesichert. Der Vertrag war auf 12 Jahre abgeschlossen. Danach erhielt Ahütte im Jahre 1601/2 630 Wagen Erz." (P. Neu, Eisenindustrie in der Eitel, Köln 1989, S. 228). Damit ist auch die Vermutung widerlegt, dass die Ahütte ihr Erz nur vom »Erzberg« am Ort bezogen habe, worauf noch die Ortsstraße »Im Erzberg« hindeutet. Für die zwei Jahrzehnte 1590-1610 nennt Neu aus den Arenberger Unterlagen auch eine Reihe Namen von Reidemeistern, die zumeist aus dem Schleidener Tal kamen. Daraus zieht er die Schlussfolgerung: "Das überregionale Wirken der Reidemeister wird also sowohl bei der Gründung als auch beim Ausbau der Hütte Ahütte/Üxheirn deutlich." (Neu. a.a.O., S. 229). Für den Zeitraum Mai 1621 bis Mai 1625 sind in den Arenberger Quellen insgesamt 2.355 Wagenlieferungen Eisenerz aus Lommersdorf nach Ahütte dokumentiert. (Vgl. P. Neu, Die Arenberger und das Arenberger Land, Band 1, Koblenz 1989, S. 549.) Aus diesen Fakten geht klar hervor, dass die Eisenhütte Ahütte bereits unter der Kerpener Herrschaft der Grafen von Manderscheid-Blankenheirn-Schleiden bestand und vermutlich auch erst im Jahre 1674 mit Übernahme der Herrschaft Kerpen durch die Arenberger in deren Besitz überging, in dem er dann bis zum Beginn der Franzosenherrschaft 1794 blieb, worauf E. Wackenroder hinweist. (Kunstdenkmäler des Kreises Daun, Düsseldorf 1928, S. 246). Hier erfahren wir auch, dass sie noch "i. J. 1840 bestand". Barsch spricht allerdings für diese Zeit von einem »Ahhütter- oder Uexheimer-Hammer, welcher jetzt eine Mahlmühle ist (und) 10 Minuten unterhalb Uexheim am Bache (liegt)«. Erführt aus: »Im Jahre 1840 bestand das Eisenwerk noch aus einem Frischfeuer und mit fünf Arbeitern wurden jährlich 2100 Ctnr. Stabeisen gefertigt. Das Eisenwerk gehörte ehemals dem Herzoge von Aremberg, wurde aber von der Französischen Regierung als Domaine eingezogen und verkauft." (a.a.O., S.115 f.). Offensichtlich ist damit die etwa einen Kilometer nördlich vom Ort am Ahbach gelegene Hammer Mühle gemeint. Über das tatsächliche Ende der Eisenindustrie in Ahütte haben wir leider bisher keine genauen Kenntnisse. Auch nicht viel mehr über die Umwandlung des Eisenwerks (sprich: Eisenhammers) in eine Mahlmühle: "nach etwa 50jährigem Bestehen.« (Pfarrgemeinderat Üxheim, Hrsg., Festschrift Pfarrfest in Üxheim 31. August 1980, S. 17). Überhaupt fehlen zu einem abgerundeten Bild über die Geschichte der "Ahütte" und des "Eisenwerks- noch etliche wichtige »Puzzlesteine«. So zumindest über den zeitlichen und technischen Zusammenhang von Eisenhütte (Schmelze) und Eisenhammer (Schmiede) sowie über Produktmenge und -Sortiment, Absatzgebiet und Kundenkreis.

Kleinod St.-Josephs-Kapelle

Der kleine Ort Ahütte hat auch sein jahrhundertealtes Heiligtum: die mit ihrer barocken Baugestalt malerisch wirkende Kapelle an der Ahbachstraße. Sie ist - was für den Eifelraum zur Bauzeit (Anfang 18. Jh.) ungewöhnlich erscheint - dem Patronat des heiligen Joseph geweiht. Diese Kapelle in Ahütte gehört als Filialkirche zur Pfarrei Üxheim. Nach E. Wackenroder (a.a.O., S. 240) stammt sie aus dem Jahre 1705. P. Schug vermutet, dass sie »auf die Familie des Herzogs von Arenberg zurückgeht". (Geschichte der Pfarreien des ehemaligen Eifeldekanats..-, Trier 1956, S. 529). Der Konservator Wackenroder gibt in seinem Kunstdenkmäler-Buch von ihr folgende Beschreibung: »Die Kapelle... ist ein einfacher, aber malerisch wirkender Bau in Bruchstein, schlicht geputzt. Das Schiff ist im Grundriß quadratisch, im Lichten 5,98 m breit und 6,05 m lang, der dreiseitig geschlossene Chor im Lichten 4,15 m breit und 5,50 m tief. Westportal und Fenster sind rundbogig geschlossen und einfach abgefast. Das Sockelgesims ist am Chor höher gelegt, das Hauptgesims wie häufig aus Holz. Am Westende sind die Ecken des Daches gebrochen, der Chor ist besonders gedeckt mit breiter, achtseiliger Kuppel, bekrönt von einer kleinen Schieferlaterne. Das Gewölbe, eine böhmische Kappe mit quadratischem Mittelfeld, schneidet in flachen Halbkreisen an die Wandflächen über einem breiten Holzkarnies (Fries, Rahmen, d. Vf.). Das Deckenmittelfeld ist geometrisch aufgeteilt, auf den Gewölbeflächen grobe Stuckornamente um Kranzovale. Ähnlich folgen im Chor Volutenflächen dem Grundriss und bilden ein Mittelfeld. Der Triumphbogen ist glatt rundbogig herumgeführt." Ausgestattet ist die Kapelle mit einem Holzaltar aus dem 18. Jahrhundert. Seine tiefe Muschelnische nimmt die Figur des hl. Joseph, des Kirchenpatrons, auf. An den Seitenwänden stehen noch auf Konsolen zwei Gipsfiguren, die der Mutter Gottes mit dem Jesuskind und die der Mutter Anna mit der Mutter Gottes. Es ist leicht verständlich, dass die Bevölkerung von Üxheim-Ahütte ihre Kapelle als architektonisches Kleinod betrachtet und bereit ist, dafür auch große Opfer zu bringen. Im Jahr 1974 wandte sie allein für die Restaurierung des Altars und der Josephsstatue den ansehnlichen Betrag von 10.000 DM auf und rettete so beide ehrwürdigen Ausstattungsstücke vor dem Verfall. (Festschrift Pfarrfest Üxheim 1980, S. 17). Einmal im Monat findet in der Kapelle noch Gottesdienst statt.

St. Josephskapelle von 1705 mit Chorkuppel und Laterne. Foto: Matthias Weber 1996

Ehemalige Mahlmühle und ihre neue Nutzung

Als Mahlmühle im Ortsbereich Üxheim-Ahütte hat sie schon seit Jahrzehnten ausgedient. Wie so viele durch Flusswasser angetriebene alte Eifeler Mühlen fiel sie in den 50er Jahren der Konkurrenz der leistungsfähigeren Industriemühlen zum Opfer. Letzter Betreiber war Josef Hilgers (1911-1956). Vgl. E. Mertes, Mühlen der Eifel, Aachen 1994, S. 232. So folgte in der Eifel dem Eisenhüttensterben Mitte des 19. Jahrhunderts knapp ein Jahrhundert später der Tod der vielen Wassermühlen. Ein Glück für Gegenwart und Nachwelt im Kreis Daun, dass hier etliche eindrucksvolle Exemplare ihrer Gattung vor dem Abriss gerettet wurden. Der Weg dahin mutet heute oft abenteuerlich an. So auch bei der Alten Mühle in Ahütte. Hier wird sie zum Unterschied von der weiter nördlich am Ahbach gelegenen Hammer Mühle auch Arenbergische Mühle genannt. Das Wappen der Herzöge von Arenberg am Giebel des «neuen« Mühlenhauses weist noch auf die ehemalige Herrschaft hin. Seit Oktober 1990 steht das Gebäudeensemble von zwei kleineren Bauten und einem zweigeschossigen Giebelhaus sowie das umliegende Areal als Denkmalzone unter Denkmalschutz. Ihr offizieller Titel lautet in der Verordnung zu ihrer Unterschutzstellung »Ehemalige Mahlmühle in Üxheim-Ahütte, Mühlenweg«.

Schutzzweck und Gründe

Der Schutzzweck ist in der Verordnung zur Unterschutzstellung ebenso klar bestimmt, wie die Gründe. So heißt es in ihr: »1. Schutzzweck der Denkmalzone ist die Erhaltung und Pflege der ehemaligen Mahlmühle in Üxheim-Ahütte, Mühlenweg, an der die Nutzung des Wassers für Mühlenzwecke in der Zeit des 18. bis 20. Jahrhunderts noch deutlich ablesbar ist.« ... »2. Die Denkmalzone mit den ehemaligen Mühlengebäuden und dem Wassergraben ist wegen ihrer Lage am Ahbach, ihres Ensemblecharakters sowie der im Vergleich zur übrigen Bebauung gehobenen Bauweise und Gestaltung als Beispiel eines technischen und handwerklichen Zeugnisses des in mehreren Jahrzehnten gestalteten Mühlenkomplexes er-haltenswürdig. An der Erhaltung und Pflege besteht wegen des Alters der Mühlenanlage sowie der früheren Zwecknutzung als wohl nicht unbedeutender Handwerksbetrieb zur Förderung des geschichtlichen Bewusstseins und der Heimatverbundenheit sowie zur Belebung und Werterhöhung der Umwelt ein öffentliches Interesse.« (RechtsVerordnung der Kreisverwaltung Daun als Untere Denkmalschutzbehörde vom 25. Oktober 1990).

Umfang der Denkrnalzone

Die Denkmalzone umfasst einen dreieckigen Grundstückskomplex, bestehend aus einer »baulichen Gesamtanlage" mit drei separaten Gebäuden und einem Mühlgraben sowie den im Süden und Norden umgebenden Wiesenflächen. In der Verordnung ist sie zeichnerisch genau festgelegt. Die drei Gebäude haben sowohl eine unterschiedliche Größe als auch Bauweise und stammen aus verschiedenen Epochen. Die kleineren Gebäude {eines davon mit einem L-förmigen Grundriß) sind baulich eine Kombination aus Bruchslein (Erdgeschoss] und Fachwerk (Dachgeschoss). Über ihr genaues Aller ist leider bisher noch nichts bekannt. Vermutlich handelt es sich um Bauten aus dem 18. Jahrhundert. In ihnen war die ehemalige Arenbergische Mühle untergebracht, worauf das Wappen der Herzöge von Arenberg am Frontgiebel des 1820, also nach der Ära der Arenberger in Ahütte, errichteten »neuen« Mühlenhauses hinweist. Der Bauherr dieses ganz aus Bruchstein errichteten Neubaus, der in den 20er Jahren noch - stilecht - ein verkrüppeltes Walmdach trug, hat wahrscheinlich aus Reputations- und Traditionsgründen das herrschaftliche Wappen von einem der Altbauten an sein Haus übernommen.

Neue Nutzung im Rahmen der Dorferneuerung

Angesichts der romantischen Lage am Ahbach und der einladenden Geräumigkeit der Gesamtanlage wundert es nicht, dass im Rahmen der Dorferneuerung in der Großgemeinde Üxheim Überlegungen große Resonanz fanden, die "Alte Mühle«, wie sie hier genannt wird, einer neuen zeitgemäßen gemeinnützigen Nutzung zuzuführen. Besonders die Damen und Herren des Üxheimer Arbeitskreises "Ortsgestaltung: ortsprägende Gebäude- machten sich viele Gedanken über eine sinnvolle neue Verwendung dieses für die Ortsgeschichte von Ahütte bedeutenden Kulturdenkmals. Am Anfang ihrer Überlegungen stand die denkmal-pflegerisch unumstrittene Erfahrung, dass die beste Bewahrung und Pflege eines Kulturdenkmals in einer geeigneten neuen Nutzung besteht. Es lag nahe, dass der genannte Arbeitskreis mit dieser Auffassung und seinem attraktiven Konzept für eine gemischte Nutzung einen breiten Freundeskreis gewann, sowohl unter der örtlichen Bevölkerung als auch über die Ortsgemeinde hinaus, wie beispielsweise den rheinlandweit bekannten und geschätzten Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, Köln, vertreten durch seinen Kreisverband Daun. Auch dieser Jahrbuchbeitrag dient der publizistischen Unterstützung des denkmal- und heimatpflegerischen Anliegens durch den RHEINISCHEN VEREIN {Abkürzung: RVDL). Eine gezielte Veranschaulichung der Möglichkeiten neuer Nutzung von alten Gebäuden, wie der Alten Mühle in Ahütte, brachte eine im Juni 1996 durch insbesondere den Üxheimer Arbeitskreis "Ortsgestaltung: prägende Gebäude^ veranstaltete Ausstellung von bildern, Texten und Zeichnungen im Alten Pfarrhaus zu Üxheim. Die renommierte Eifeler Denkmalpflegerin, Frau Prof. Dipl.-lng. M. Luise Niewodniczanska, Bitburg, stellvertretende Vorsitzende des RVDL in Köln, hatte sie in Zusammenarbeit mit RVDL-Vorstandsmitglied Architekt R. Thelen, Mehren, in verdienstvoller Weise erarbeitet. {K. Thürwächter, Alten Bauten neuen »Sinn« geben, in: Trierischer Volksfreund vom 18. 6.1996)

Konzept des Arbeitskreises »Ortsgestaltung: prägende Gebäude«

Der Arbeitskreissprecher Dr. Wolfgang Luxen beschreibt dies kurz so: »Infolge seiner zentralen Lage im Ort und seiner räumlichen Kapazitäten bietet es (das Anwesen »Alte Mühle«) gute Möglichkeiten zur Verbesserung von Infrastrukturdefiziten des Ortes Ahütte, besonders von Defiziten des Gemeinwesens in vielfältiger Hinsicht, zum Beispiel Möglichkeiten für Dorfgemeinschaftsraum/räume, »Kleine« Gastronomie, Bürgerplatz, Kinder(spiel)platz... Weiterhin wären Nutzungsmöglichkeiten denkbar, die die geschichtliche, kulturelle und denk-malpflegerische Bedeutung eines solchen Gebäudes hervorheben könnten: Atelier?, Dokumentationszentrum für Chroniken und Bild-Archive?, Vortrag s räume?, Ausstellungsräume?« (Einladungsschreiben vom 24.1.1996). In wiederholten vertrauensvollen Gesprächen des Arbeitskreises, von Gemeindevertretern sowie Vertretern des Rheinischen Vereins mit dem Eigentümer konnte bereits in der ersten Jahreshälfte 1996 eine erfreuliche Übereinkunft über eine neue Nutzung des Komplexes »Alte Mühle« erreicht werden. Danach hat sich »auf Initiative des Arbeitskreises (»Ortsgestaltung: prägende Gebäude«, d. Vf.) der jetzige Eigentümer (Firma Müllerkalk/Eheleute Dr. Bruno und Gisela Carnessali d. Vf.) bereit erklärt, das derzeit leerstehende Anwesen, bestehend aus einem Hauptgebäude und mehreren Nebengebäuden, zu restaurieren und in eine sinnvolle Nutzung zu überführen. Der Gemeinde sollen, nach den jetzigen Plänen, die Nebengebäude und das Freigelände für eine kommunale Nutzung langfristig zur Verfügung gestellt werden. Damit wäre endlich auch ein zentrales und gleichzeitig ruhiges Gelände für einen Kinderspielplatz in Ahütte gefunden.« (»Bürger engagieren sich in Dorferneuerung«, in: Vulkaneifel Nord, 23/96 vom 7. 6. 1996, S. 12).

Dieses künftige »Bürgerzentrum Ahütte« - oder wie immer es heißen mag - sollte auch die Möglichkeit bieten, in angemessenen Dokumentations- und Repräsentationsräumen die eindrucksvolle Geschichte der bedeutenden Kalk- und Zementindustrie in Ahütte in einer der Öffentlichkeit zugänglichen Dauerausstellung darzustellen. Damit verbindet sich dann zugleich die Chance, das regionale Geschichts- und Problembewusstsein durch aussagefähige Anschauungsmittel und Hintergrundschilderungen erheblich zu fördern. Dies um so mehr, als die für die Region sehr bedeutende Eifeler Kalk- und Zementindustrie im Vergleich zur ehemaligen Eifeler Eisenindustrie bisher noch kaum eine angemessene literarische Zuwendung und Behandlung erfahren hat. Den Pionieren des Gemeinschaftsprojekts »Alte Mühle Ahütte« auch daher ein herzliches Glückauf!