Zeitbilder der Kreisgeschichte

Eyfalia Tractus -

Anno Domini MDCLXXX

Heinrich Fleu, Köln

»Archiepiscopus et Electoratus Trevirensis No-vissima delineatio Exacte divisa m omnes suas Praefecturas in hac quoqe Tabula accurate de-scribitur Eyfaiia TractusperF. de Wit«

Eine etwas umständliche Beschreibung, die heute kurz und knapp lauten würde: "Karte des Erzbistums und des Kurfürstentums Trier«. Geschaffen hat sie der Amsterdamer Frederici de Witt, ca. 1680, im Original 64 x 53 cm groß, ein schablonenkolorierter Kupferstich.

Heutzutage haben wir alle die Autokarte und zusätzlich im Urlaub die Wanderkarte der jeweiligen Region. Wir fahren oder wandern anhand dieser »gemalten Gegenden« von Ort zu Ort oder Über das nächste staubedrohte Autobahnkreuz zu unserem Urlaubsziel. Dabei beachten wir kaum noch regionale oder gar Landesgrenzen, sie in den Karten zu finden, macht sich kaum noch einer die Mühe, wenn es überhaupt möglich ist. Und die paar Schilder am Straßenrand werden auch nicht von jedem gesehen. Wer weiß denn, wie oft er heute Bundes- und Landesgrenzen überwandert oder überfährt, wenn er z. B. von Stadtkyll (Rheinland-Pfalz) über Kronenburg (Nordrhein-Westfalen) nach Hergersberg (Belgien) kommt. Auch kirchliche Grenzen sind heute auf Landkarten nicht mehr verzeichnet, werden aber auf der gleichen Strecke überschritten: Stadtkyll gehört zum Bistum Trier, Kronenburg zum Bistum Aachen und Hergersberg zum Bistum Lüttich. Und das ganze auf nur etwa 13 km Landstrecke. Da hatte, wer sich vor etwa 300 Jahren eine Landkarte leisten konnte, wesentlich mehr Informationen über Herrschaften und Bistümer, territoriale und kirchliche Eigentums- oder Machtverhältnisse.

Dieser Beitrag kann darauf nicht in allen Einzelheiten eingehen. Er orientiert sich auch nur ausschnittweise am Verlauf der Kyll und zeigt Momentaufnahmen von den Ufern aus der Zeit als die Karte genutzt werden konnte, immerhin 142 km vom Losheimer Graben bis zum Moselzufluss in Ehrang. Bis etwa Kronenburg herrschte das Herzogtum Luxemburg, ab Stadtkyll die reichsunmittelbare Grafschaft Blankenheim-Gerolstein, nach Gerolstein bis Kyllburg das Kurfürstentum Trier. Bis etwa Philippsheim, Speicher wieder das Haus Luxemburg, danach bis zur Mündung in die Mosel wieder das Kurfürstentum.

Die Regierenden jener Zeit: Luxemburg: König Karl II. von Spanien, als regierender Herzog von Burgund und Luxemburg. Er gehörte zur spanischen Linie des Hauses Habsburg daher auch der Begriff »spanisches Ländchen" für die Kronenburger Gegend Deutschland: Kaiser Leopold l. Leopold besiegte die Türken, sicherte die Herrschaft der habsburgisch-österreichischen Linie über Ungarn und Siebenbürgen. Er begann den spanischen Erbfolgekrieg. Frankreich: König Ludwig XIV. unter seinen Raubkriegen (1673-1697) hatte die Eitel besonders zu leiden, hier sei auch Francoise Henri. Marschall von Frankreich und Ducde Luxembourg erwähnt. Trier: Kurfürst Erzbischof Johann Hugo von Orsbeck, während seiner Regierungszeit (1676 - 1711) wurde die Heilig-Rock-Kapelle im Trierer Dom erbaut Haus Manderscheid: in den Linien Gerolstein Salentin Ernst (1630-1705), Blankenheim Franz Georg (1669-1731], Kau Hermann Franz (t 1686) Folgen Sie nun in den Momentaufnahmen dem Kyll-Verlauf durch die Orte dieser Zeit. Soweit möglich, ist die Schreibweise der Ortsnamen für das Entstehungsjahr der Karte angegeben. Kronenburgerhütte: Hier macht man »fürbündig gut Schmideysen« und »geußt auch Eyseriöfen«. Die Hütte ist mehr als 400 Jahre in Betrieb bis zur Mitte des 19. Jahrhundert.

CRONENBURG - Kronenburg Der Amtmann der Grafen von Manderscheid-Gerolstein hat hier seinen Sitz. Der Neffe des letzten Gerolsleiners verkauft die Herrschaft später (1719) an die Grafen von Manderscheid-Gerolstein. Aus dem Jahr 1687 gibt es aus einem Visitationsbericht eine anschauliche Schilderung des Gotteshauses und der Pfarrei, wonach «außer dem Hochaltar sind drei Altäre vorhanden... Ein vierter Altar ist jüngst errichtet worden und daher noch nicht consecriert.«

Hammerhütte ,

Besitzer des Eisenwerkes Hammerhütte ist Johann Heinrich Kremer, er führt den Titel eines Eisenfabrikanten in Hammerhütte und des Friedensrichters zu Blankenheim. Er erwarb später die bedeutende Getreidemühle in Stadtkyll von den Grafen von Manderscheid-Blankenheim.

STADT KYLL - Stadtkyll 1687 ereignet sich der zweite von insgesamt sieben Großbränden in der Zeit von 1632-1884, der wiederum das Ortsbild nachhaltig verändert. Das Hochgericht am Ort machte besonders durch die zahlreichen Hexenprozesse von sich reden.

GELADT-Glaadt

Nachdem mit Unterstützung des Grafen Salen-tin Ernst von Manderscheid-Blankenheim, der auch Freiherr zu Jünkerath ist, der Ort zur selbständigen Pfarrei (1666) erhoben ist, sorgt er auch dafür, dass eine Schule am Ort (1691) errichtet wird.

JONKERADT-Jünkerath Salentin Ernst, Graf zu Manderscheid verleiht 1687 die Konzession für eine Eisenhütte an den Hüttenmeister Jean de L'Eau.

Birgel

Bis 1794 gehörte der Ort zur alten Grafschaft Gerolstein. Die Glocke in der Hubertuskapelle stammt aus dem Jahre 1691 und hat bis heute alle Kriege überlebt.

LIESSENDORFF - Lissendorf Der Ort ist als Hof Lissendorf Verwaltungssitz der Gerolsteiner Grafen für die Orte Lissendorf, Birgel. Basberg, Auel, Duppach mit Mühle und dem Lehnerather Hof bis zur französischen Besetzung (1794). Die Glocke von 1691, über beide Weltkriege gerettet, trägt die Aufschrift »S. Laurentius heischen ich, nachher mentenig ge-herren ich 1697"

HILDESHEIM-Hillesheim Nach der Verpfändung an den Trierer Erzbischof Balduin von Luxemburg wird Hfllesheim Sitz eines trierischen Amtmannes und ist bis 1794 »nördlichster Stützpunkt" des Kurfürstentums Trier.

Mirbach

1632 bzw. 1634 werden die Herren von Mirbach in den Freiherren- Stand erhoben.

Kerpen

Französische Truppen zerstören 1689 die Burg und den Ort nahezu vollständig. Nur der gewaltige (9x9 m) große romanische Turm mit drei Meter dicken Mauern widersteht den Angriffen. Fünf Jahre vorher sprach das Reichskammergericht Kerpen den Herzögen von Arenberg zu.

Oberehe

Die »Nellenburg«. die alte Burg in Oberehe stand im Garten des späteren Schlosses. 1680 wurde sie zerstört. Mit ihr waren namentlich alte rheinische Adelsfamilien, wie zum Beispiel Gymnich, von Spieß und Pallant, verbunden.

NI-BETTING - Niederbeltingen Damals gehörte Niederbettingen zum Erzbistum Köln. Das Wegkreuz aus der Pestzeit 1660, das sogenannte »Foiskreuz« ist noch erhallen.

Dohm

Durch großen Eifer und Opfersinn der Einwohner gibt es auch eine Kapelle, die bereits 1670 einen Weihetitel hat.

Bewingen

Bereits vor 1700 ist die Kapelle bezeugt, die den Heiligen Kornelius und Briktius geweiht ist.

CASSELBORG - Kasselburg

Nach den Herren von Blankenheim, den Edlen von der Mark, dem Kurfürst-Erzbischof von Trier und den Grafen von Manderscheid-Blankenheim kommt die Kasselburg 1674 durch einen Spruch des Reichskammergerichtes an die Herzöge von Arenberg, die sie als Artilleriekaserne nutzen.

Gerolstein

1691 wird die Gerolsteiner Burg zerstört. Seit 1441 wird sie statt als Gerhardstein als Löwenburg erwähnt.

Lissingen

1662 entstand die Unterburg der ursprünglich als Wasserburg geplanten Anlage neu; 1675 erfolgt (nach 1350) ein Neubau der Pfarrkirche St. Margaretha.

MURLEBACH - Mürlenbach Die Pfarrkirche (1484 neugebaut] erhält 1701 einen dreigeschossigen Turm.

DENSBORG - Densborn

1666 erwirbt der kurtrierische Kanzler Johann Anethan die ganze Herrschaft Densborg. 1683 stirbt Heinrich von Anethan als Weihbischof von Köln.

Usch

1667 zählt Usch acht Steuerpflichtige, fünf Pferde und 12 Kühe.

Quellen/benutzte Literatur/Dank/Bildnachweis

1 Das Kylltal in der Eifel. Dettmann, Weber, Eiachem-Verlag Köln 1986

2 Die Allen [Jorfkirchen der" Elfel, Leiimann-Brjuns. Bachem-Verlag KOI n 1994

3 Erholungsgebiet Oberes Kylllal/Vulkaneifel. Eifelverein, Volks-freuhd-Druckerei Trier 1986

4 Stadt Kyllburg m der Elfel, Heft 348. RheiriMlie Kunststatten 199H

5 500 Jahre Grundsteinlegung Pfarrkirche, St Johann Baptisl. Kro-ncnburg. Rader/HeimalvereFii Kronenburg e V- 139?

6 Die Chronik Kölns. Dietmar, Chronik-Verlag Dortmund 1991

7 rororo-Lexikon 5. Taschenbuch-Ausgabe 1966, Bibliographisches Institut Mannheim

8 Der Dom zu Tner. Ronig, Rauhnus-Verlag Trier 19B4

9 Die Manderscheider Katalog Kreismuseum Blankenheim 1990

Besonderer Dank gilt Herrn Dr Ernst-August Knopp, Köln, für seine Unterstützung bei den Recherchen zu Teilen die&es Beitrags

AbbiIdung "Eyfalia Tractus" Karle des Erzbistums und des Kurfürstentums Trief Fredcnci de Witt, Amsterdam 1680 Kupferstich, schablonenkoloriert Privatbesitz ( des Autors)