Unsere Dorfkapelle

Hermann Hens, Kolverath

Mitten im Ort steht das kleine Gotteshaus, das älteste Bauwerk von Kolverath. Die Kapelle wurde 1775 zu Ehren der Hl. Appolonia und Anna unter Leitung von Johann Ernst Koller (Pfarrer in Retterath von 1766-96) gebaut und stellt sich als einachsiger, verputzter Bau mit dreiseitigem Chorschluss dar. Tür und Fensteröffnungen werden von Basaltsteinwänden eingerahmt. Im Inneren des Baues fällt die Decke auf, die sich tonnenförmig als Fachwerkkonstruktion ausbreitet. Von hohem kunsthandwerklichem Rang ist der barocke Altaraufsalz mit gewundenen Ranken, geschmückten Säulen und Muschelnische, eine Arbeit aus dem frühen 18. Jahrhundert. Die Kosten der Kapelle sowie der Name des Bauunternehmers sind unbekannt. Damals wohnten in Kolverath zwölf Familien. Alle und der Pfarrer von Retterath beantragen 1779 die Einweihung der Kapelle. Folgende Personen haben unterschrieben: Michel Simon, Gerichtsschöffe Peter Schmitz, Bürgermeister Peter Semony, Sendschöffe Emrich Paulus Nikolaus Krein, Johannes Peter Semonis (Hausmarke] Emmerich Mertes Johannes Jakob Diederichs Johannes Werhan Johannes Haubrisch (Hausmarke) Peter Haubrichs (Hausmarke) Matthias Dederisch (Hausmarke) Nur wenigen Leuten dürfte bekannt sein, daß die Kapelle, so ärmlich und schlicht sie von außen auch aussieht, einige kostbare Kunstschätze beherbergt. Es handelt sich hier vor allem um drei Altarfiguren. In der Mitte stehend die der Gottesmutter, rechts und links davon die Hl. Appolonia, Schutzpatronin der Kapelle und die Gruppe der Anna selbdritt. Die Muttergottes und die Anna selbdritt sind ohne Zweifel die bedeutendsten Arbeiten. Beide stammen aus spätgotischer Zeit. Die Figur der Jungfrau ist die Arbeit eines Meisters vom Niederrhein. Wie sie nach Kolverath kam, ist unbekannt. Von herber Natur und doch von hohem künstlerischem Rang ist die Figur der Anna, Ihr Haupt ist bedeckt von einem Kopftuch, dem Zeichen der verheirateten Frau. Die Jungfrau Maria, von bedeutend kleinerer Gestalt. neben ihrer Mutter auf dem podestartigen Throne sitzend, hat eine Krone auf dem Haupt. In ihren Händen hält sie das auf dem Schöße der Mutter Anna sitzende Kind.

Nicht ganz so wertvoll ist die Figur der Hl. Appolonia. Ihr Gesicht ist weniger ausdrucksvoll. Sind die beiden anderen Figuren streng in sich und nach außen abgeschlossen - gleichsam in sich selbst ruhend - so ist es bei der Appolonia umgekehrt. Ihre Bewegungen gehen nach außen.

Der Innenraum der Kapelle war in den zwanziger Jahren zu klein. 1928 erwogen Kolverather Bürger und Pfarrer Schneider aus Retterath, eine neue und größere zu errichten. Bei diesem Vorhaben blieb es bis zum Jahre 1966.

In der Gemeinderatssitzung am 11.3. 1966 befassten sich die Gemeindeväter wiederum mit der Frage eines Kirchenneubaues. Eine Instandsetzung wäre unwirtschaftlich, ein Vorentwurf zum Neubau wurde erstellt. Alles wurde hinfällig, als der Landeskonservator in Mainz seine Zustimmung zum Abriss der alten Kapelle verweigerte. Wegen ihres hohen Alters steht sie jetzt unter Denkmalschutz. 1989 bekam sie einen neuen Außenanstrich und eine zweite Glocke wurde installiert. Sie gesellt sich gut zu der sehr wertvollen Glocke aus dem Jahr 1776, die die Inschrift trägt: "S. Maria ora pro nobis Anno 1776", Die neue Glocke wurde der Hl. Mutter Anna geweiht und trägt die Inschrift: "S. Anna Patrona Civitatis nostrae OPN« (Heilige Anna, Patronin unserer Gemeinde, bitte für uns.). Die Glocken werden heute durch ein elektrisches Läutewerk in Gang gesetzt. Sie bestimmen das Leben des Dorfes und verkünden auch den Tod eines Mitbürgers. Nach langem Läuten schlägt die Glocke kurz an, dann weiß man, daß jemand gestorben ist. Wie viele verstorbene Kolverather mag ihre Stimme begleitet haben, wenn sie im Sarg auf einem alten Ackerwagen am Kirchlein vorbei zu ihrer letzten Ruhestätte fuhren? Immer war es unsere Dorfkapelle, welche den Dorfbewohnern mitteilte: Gott hat einen von den Unsrigen zu sich gerufen.