Kleines Monster?
Maria Sohlbach. Herzogenrath
Die große Etage im Kaufhaus mit den neuesten Angeboten hatte mein Interesse geweckt. Besonders lebhaft ging es in der Spielwarenabteilung zu, Mütter mit Kindern kamen und gingen, suchten - vielleicht ein Geschenk? Welche Fülle des Angebots an Büchern, Spielen, Stofftierchen, Autos, Puppen ... da soll ein Kind nun vorbeigehen und nichts anfassen. Eine Versuchung, der die Kleinen kaum gewachsen sind, zumal zu Hause oft viel erlaubt ist. Aufmerksam wurde ich, als ein Kind herzzerreißend schrie. Es hatte sich ein Stoffbärchen geholt, während die Mutter in den Angeboten nach etwas suchte. Der Kleine fand schnell, was ihm gefiel, und hielt »sein Bärchen" fest im Arm. Nein, das kaufen wir nicht, sagte die Mutter, leg's zurück. Klein-Jens dachte nicht daran, er lief mit seiner Beute einfach davon. Bitte Jens, flehte die Mama, gib mir das Bärchen.
Einen Augenblick zögerte der Kleine - nein, er ließ das Tierchen nicht los. Was nun? Als wir Großeltern Eltern waren, hätten wir unserem Sprössling in solcher Situation ganz gewiss eins auf die Fingerchen gegeben. Nicht unbedingt derb, aber unmissverständlich. Dass dies der Persönlichkeitsentwicklung schade, erfuhren wir später, und zwar von unseren mittlerweile erwachsenen Kindern. Doch wie ging's nun weiter mit Jens und dem Bärchen? Schließlich musste das Stofftier wieder ins Regal zurück.
Die Mutter schnappte sich das Kind, holte es auf den Arm, entwand ihm das Spielzeug, Da schrie der Sprössling, griff voller Zorn mit beiden Händen der Mutter ins Haar, zog und zerrte ... der Aufruhr in der Spielwarenabteilung war perfekt.
Und das Ende vom Lied? Ein kreischendes Kind, eine überforderte Mutter, die sich nicht durchsetzen konnte. Wann, wenn nicht in diesem Alter, sollen die Kinder lernen, dass ihnen nicht alles sofort und unbedingt zur Verfügung steht? Auch kleine Monster wachsen - was dann?