Welch ein Spiel!

Marianne Schönberg, Jünkerath

Als Mehmet Fistik, Pantomime mit Studio in Köln zum ersten Mal an einer rheinland-pfälzischen Schule sein Debüt gab, war das in Jünkerath. Mit den Grundschulklassen wollte er Körpersprache erleben, zeigen, was man mit NICHTS darstellen kann - welch eine Unterrichtsstunde wurde das! Da staunten Lehrer und Eltern, was ihre Sprösslinge nach anfänglichem Zögern auf der Bühne in Szene setzten. Genau dies ist das Geheimnis gekonnter Pantomime, Aktivitäten hervorzulocken, Hemmungen abzubauen, sich ganz dem Spiel hinzugeben, ohne jedes Hilfsmittel, nur mit Gesten und Mimik. In der dichtbesetzten Aula brodelte es wie im Bienenhaus, so viele Kinder, so viele Gespräche. Doch dann wurde es immer stiller, als der kleine Mann, der mittlerweile ganz allein auf der Bühne war, seinem winzigen Köfferchen Schminkutensilien entnahm und sich mit großer Gebärde bemalte. Nein, es fiel kein einziges Wort vom Hauptdarsteller. Um so aufmerksamer wurden die Mädchen und Jungen. Das Spiel begann.

Mehmets erstes Thema hieß »Schmetterlingsfang«. Nach vielbejubelten Griffen und ausdrucksvollen Gesten fragte er, was gesehen wurde. Eine Hand hob sich, noch eine, ganz langsam kam ein Dialog zustande. Wieder Stille zum »Apfelpflücken«. Nun schauten sie schon gebannt zum Akteur, die Kinder, sie sahen, wie er sich mühte, die Frucht vom Baum zu holen, er war zu klein, es gelang nicht und seiner stummen Frage nach Hilfe wurde spontan Antwort gegeben - ein Knabe kam, ließ sich auf den Arm nehmen, pflückte den Apfel und reichte ihn Mehmet. Der biss hinein, man sah ihm an, wie es schmeckte, er gab seinem Helfer die Frucht zum Abbeissen und der.... er biss, kaute, schluckte. Da kam tosender Beifall aus dem Saal. Weiter ging's mit Kaugummikauen, der Darstellung einer Gummipuppe, Schaufensterpuppen und Marionetten standen auf der Bühne, von Mehmet exakt in Szene gesetzt und die Zuschauer jubelten. Welch herrliches Spiel! Schließlich gings zum Tauziehen, zum Seilhüpfen und weil das anfangs nicht so recht klappte, meinte der Mime, die Kinder mögen das üben, auf der Bühne - wer macht mit? Ich ich ich... und jedes Mädchen, jeder Junge bekam aus der Hand des Magiers ein Springseil, (das es nicht gab), alle nahmen es mit Dank entgegen, gingen nach vorn, übten, hüpften, sprangen.....

In all dem Trubel zog der kleine Mann seinen Hut, nahm das Schminkköfferchen unter den Arm und verschwand.

Viel später haben's die Kinder bemerkt, die Faszination am Tun überwog. Nein, sagte Mehmet Fistik, er wolle den Kindern nichts beibringen, ihnen und den Erwachsenen nur zeigen, dass sie viel mehr können, als man vermutet. Spielzeugkonsum engt schöpferische Improvisation ein, Pantomime lockt sie hervor. Aus NICHTS etwas machen, das Freude bereitet, unterhält, spannend ist und das im Zeitalter von Gameboy, Bildschirm, Computerspielen....; Mehmet, komm bald wieder!