Das Ofenwunder

Marianne Scheinberg. Jünkerath

Vorab muss gesagt sein, ich bin keine begnadete Köchin, auch nicht immer eine begeisterte. Nun ab und an überkommt's mich, da möchte ich mal was Besonderes zaubern und meist ist ein neues Rezept der Auslöser.

Da kommt letzte Woche ein Faltblatt auf meinen Tisch, Informationen vom Verkehrs verein meiner ehemaligen Heimatgemeinde, Termine, Wanderpläne, Geschichtliches ... und dann UNSERE EMPFEHLUNG - PFÄLZER KRANZKUCHEN.

Was soll's, ein Heferezept, gewickeltes Gebäck, nichts Neues ... oder doch?

Der Teig sieht eine Menge guter Zutaten vor, doch das Absonderliche für mich, er wird eben mit Hefe angesetzt und soll danach über Nacht stehen. Erst am nächsten Morgen wird er weiterverarbeitet.

Hefe - geht die nicht über nach so vielen Stunden, ist die Triebkraft dann nicht verbraucht? Der Mensch bleibt irgendwo neugierig, das ist gut so.

Ich rühre also Butter, Eier, Milch, Mehl, Hefe und und und. Ein Kind aus der Nachbarschaft ist zu Besuch, schaut was ich da tue. fragt, weshalb SO VIEL in den Teig kommt und wann man den Kuchen denn essen kann? Morgen.

Wieso morgen, wir rühren doch heute?

Der Teig muss über Nacht stehen, sieh und lies.

Komisch, meint das Mädchen, wenn meine

Mammi Kuchen backt, gibt's den bald, nie muss

was über Nacht stehen. Mit diesem Ausspruch

wachsen meine Zweifel an der Richtigkeit der

Rezeptur. Aber ich hab mich nun mal auf die

Sache eingelassen und jetzt gibt's nur zwei

Möglichkeiten,

entweder das wird was,

oder eben nicht.

Schön ist der Teig, wirft auch Blasen nach Vorschrift und duftet verführerisch. Nun auf die Warteschiene.

Aber wohin?

Ist's in der Küche nicht zu warm für Hefe,

im Flur vielleicht zu kalt?

Ein Tuch über die Schüssel und morgen sehen wir weiter. Vorm Zu-Bett-Gehen noch ein Blick drauf, der Teig kommt hoch, das Tuch wölbt

sich...

Meine Bedenken wachsen, und ich hab das Gebäck im Grunde schon abgeschrieben. Der nächste Morgen.

Erster Blick vorm Frühstück in Richtung Schüssel. Unverkennbar die Wölbung in der Mitte, nun soll der Teig in Form gebracht werden und das Gebilde fallt unrettbar in sich zusammen. Mehl auf den Tisch, los gehts - nur Mut!

Gewickelt und geflochten präsentiert sich der Rohling recht appetitlich.

Ab in den Ofen.

Weil Samstag ist und das Nachbarkind schulfrei hat, kommt's vorbei. Die erste Frage - was macht der Kuchen? Noch nichts, er ist im Ofen.

Wann WIRD DER WAS? Weiß ich's, WIRD er überhaupt? Abwarten.

Nach einer Stunde das Ergebnis ... welch eine Pracht!

Braunkrustig und dickbäuchig ist diese Kreation, der betörende Duft zieht durchs ganze Haus, wie magisch angezogen kommt jeder in die Küche und fragt -was gibt's denn da Gutes?

PFÄLZER KRANZKUCHEN -was sonst?