Der Morgen

Zukunftsvisionen - Hommage an Tante Eise

Wenn morgens früh der Wecker rasselt,

eh' man sich dann mal hochgebrasselt

mit Unlust, Schwindel, Übelkeit,

vergeht schon eine ganze Zeit...

und meistens stellt sich dann noch ein

ein ganz gemeiner Krampf im Bein.

Mit viel Geduld und Willenskraft

so wird der schwerste Teil geschafft,

und ohne viel Begeisterung

riskiert man dann den Aufstehschwung,

besieht im Spiegel sein Gesicht

und sagt sich: »Du gefällst mir nicht!«

Dann meist mit Überwindung duschen,

doch ohne je dabei zu pfuschen!

Die vielen Falten im Gesicht

schmier' dick voll Creme - vergiss es nicht!

Damit schon ist viel Zeit vertan!

Man fragt frustriert: »Was zieh' ich an?«

Und hat auf absolut nichts Bock!

Jedoch da hängt der Morgenrock.

Man macht zunächst sich damit fein,

denn schließlich ist man ganz allein,

kann niemanden um etwas bitten.

Drum greift man zu den alten Sitten:

Heißer, starker, süßer Tee

schraubt die Seele in die Höh'!

So wird man dann allmählich heiter,

und das Programm geht wieder weiter.

Das Anziehen vor allen Dingen

will gar nicht mehr so recht gelingen.

So hat ein Reißverschluss im Rücken

oft unvorhergeseh'ne Tücken.

Die Knöpfe, Drücker, Haken, Schleifen

bereiten Schwierigkeit beim Greifen.

Doch die Verwandlung ist perfekt!

Wenn nun das Frühstück auch noch schmeckt,

streckt wohlig dann man seine Glieder,

sagt zu sich selbst: "Da bist Du wieder!«

Und dankbar blickt man in den Morgen

bereit für Freuden und für Sorgen.

Endlich kommen noch die netten

Pillen, Tropfen und Tabletten.

Alsdann stürzt man sich voller Feuer

in des Tages Abenteuer!

Monika Engelhaupt, Gerolstein