Einwohnerverzeichnis der

Pfarrei Rockeskyll aus dem Jahre 1769

Bruno Ockenfels. Rockeskyll/Köln

Im Bistumsarchiv Trier (BATr) werden die Kirchenbücher der Pfarrei Rockeskyll aufbewahrt. Dort findet sich auch eine Aufstellung aller Haushalte und deren Bewohner aus den Orten Rockeskyll, Pelm, der Kasselburg. Gees. Berlingen und Essingen für das Jahr 1769. Das an Einwohnern reichste Dorf Pelm wird allerdings lediglich mit einem Haus in die Liste aufgenommen, weil es eine eigene Vikarie hatte, für Gees sind es nur drei Häuser. Erstellt und verfaßt hatten den »Status Animarum hujus Parochia« am 30. Juli 1769 die »geistlichen Herren«, der Reverendus Dominus Matthias Michels, Pfarrer von Rockeskyll, und sein Coadjutor Martin Raab, vielleicht auf das Ersuchen des Dekans des kölnischen Eifeldekanates hin. In der Feudalzeit wurden immer wieder verschiedene Listen von Einwohnern geführt: Bürgerschaftslisten, Steuererhebungslisten, Huldigungslisten beim Antritt eines neuen Landesherren, Musterungslisten in Kriegszeiten. Der genaue Anlass dieser »Volkszählung-' bleibt ungewiss. Hinweisende Akten aus dem BATr und dem Historischen Archiv des Erzbistums Köln fehlen. Die Liste der Einwohner und der Haushalte von 1769 umfasst nach Angabe des Pfarrers und seines Coadjutors ohne den Pfarrhaushalt mit sechs Personen 367 (richtig 366) Personen, von denen 221 entweder mit Familien- und Vornamen oder lediglich mit Vornamen, oft bei Ehefrauen und Kindern, genannt werden. In Rockeskyll sind 31 Haushalle (mit 186 (richtig: 185) Seelen) gezählt worden, für Pelm (8 Seelen) und die Kasselburg (9 Seelen) wurde je ein Haushalt aufgeführt, zu Gees gehörten drei Häuser (12 Seelen) zur Pfarrei, eins stand leer. Für Berlingen (95 Seelen) wird unter ^Häusern auch ein leerstehendes angegeben, was den Schluß zulässt, dass Haushalte und Wohnhäuser gleichzusetzen sind. In Essingen sind schließlich neun Haushalte (55 Seelen) erfaßt worden. Zur Pfarrei Rockeskyll gehörten also 1769 insgesamt 61 Haushalte und zwei leerstehende Häuser, von denen die Hälfte in Rockeskyll zu zählen waren. Weibliche und männliche Pfarrangehörige sind durch alle Generationen zahlenmäßig fast genau ausgeglichen. An die 45 Kinder der Pfarrei sind jedoch nicht geschlechtsspezifisch erfasst worden.

Die Einwohnerliste, aus dem Lateinischen ins

Deutsche übertragen:

Auflistung der Seelen der hiesigen Pfarre, aufgestellt und vorgelegt im Jahre 1769, den 30. Juli in Rockeskyll.

Der Pfarrherr zählt die Personen wie folgt: 1. Pastor Matthias Michels und R.D. Martin Raab. sein Coadjutor und Nachfolger. 2 Knechte und Mägde. Ferner folgen:

1. Schultheiß Nicolaus Becker mit Mutter Maria und Ehefrau Agnes Hens. dem Bruder Peter Becker, 3 kleinen Söhnen Nicolaus, Aegydius, Lambert Becker, 3 Knechte und einer Magd = 11

2. Schöffe Johann Gerhard Helt mit Ehefrau Maria Getrud Hoffmann. 4 Söhnen Franz, Johann Peter, Matthias, Jakob, 3 Töchtern Anna, Anna Magareta, Gertrud = 9

3. Schöffe Johann Dries mit Ehefrau Christina Ohmen und 2 Söhnen Johann und Anton, 2 Töchtern Anna und Gertrud und Schwiegersohn Jakob Etten mit 2 Kindern Anton und Gertrud = 9

4. Schöffe Joachim Surges mit Sohn Johann Peter und Tochter Magdalena verheiratet mit Peter Dries.....und Tochter Anna Maria = 5

5. Schöffe Johann Ohmen mit Ehefrau Susanna und Schwiegersohn Johann Bemmer mit 1 Sohn Johann und 2 Töchtern Anna und Katharina, Knecht und Magd = 8

6. Schöffe Lambert Hoffmann und Ehefrau Magdalena Scheuls mit 1 Tochter Margareta und Sohn Johann Peter, 2 Knechte und 1 Magd = 7

7. Bernard Neumann mit Ehefrau Eva Hennes,

aus deren 1. Ehe 3 Söhne, Christian Surges, Petrus Cönen und 3 Töchter = 8

8. Aegidius Meyer mit Mutter Eva und Ehefrau Maria Böchel, 1 Töchterchen = 4

9. Matthias Dries mit Sohn Anton, dessen Ehefrau Anna Maria Michels 2 Söhnchen Matthias und Martin und Töchterchen Margareta. Schwiegermutter Margareta Michels aus Heidenberg -1

10. Lambert Steffens, Ehefrau Eva Münzen mit Sohn Johann und 3 Töchtern = 6

11. Christian Gerhards mit Ehefrau Katharina Bell und Sohn Nicolaus = 3

12. Jakob Bastges, Ehefrau Anna Meyer mit 3 Töchtern Anna Maria, Maria, Margareta, deren Ehemann Anton Meyer, dessen 2 Töchter = 9

13. Nicolaus Meyer mit Ehefrau Eva Meyer, 2 Kindern, Schwiegermutter Margareta Meyer, deren 2 Töchter Katharina und Magdalena, und der Neffe Wilhelm = 8

14. Johann Schreiner mit Ehefrau Margareta, 1 Tochter Anna Margareta = 3

15. Johann Peter Dries mit Ehefrau Eva Thome und Vater Nicolaus Dries = 3

16. Nicolaus Heinzen mit Ehefrau Anna Hoffmann und 3 Kindern = 5

17. Nikolaus Bell mit Ehefrau Anna Maria Surges und 4 Söhnen Nikolaus, Jakob, Lukas, Christian und 3 Mädchen = 9

18. Johann Heinrich Bell mit Ehefrau Susanna Gibels und 2 Töchtern = 4

19. Bernhard Hoffmann mit Ehefrau Angela und 6 Kindern = 8

20. Nikolaus Feuen Witwer mit 2 Söhnen Nikolaus und Peter und 2 Töchtern Anna und Katharina = 5

21. Johann Jakob Schmitz mit Ehefrau Eva und Mutter Veronika Dries, deren 2 Söhne Nikolaus und Peter, dem Neffen Nikolaus und Peter = 8

22. Peter Renard mit Ehefrau Katharina und 2 Töchtern und 2 Söhnen Peter und Aegidius, dessen Ehefrau Elisabeth Cönen = 7

23. Wilhelm Surges mit Ehefrau Eva Rinken und 1 Kind und Großmutter Maria Katharina Meyers Witwe = 4

24. Johann Schimmels mit Ehefrau Katharina Meyer 2 Söhnen-Johann und Wilhelm, dessen Ehefrau Margareta Bastges mit 2 Kindern = 7

25. Mathias Burbach mit Ehefrau Barbara Neuendorf 2 Söhnen Joachim und Nikolaus mit 2 Töchtern = 6

26. Maria Sarmosi, Witwe mit Sohn Nikolaus = 2

Antoniushäuschen - Detail

27. Matthias Matthaei mit Ehefrau Margaeta Meyer ohne Kinder = 2

28. Nikolaus Neuendorff mit Ehefrau Katharina, der Schwester Susanna 1 Sohn Johann Josef = 4

29. Nikolaus Neumann, Witwer mit Sohn Christian, dessen Ehefrau Margareta mit 2 Töchtern = 5

30. Matthias Carl, Witwer mit 4 Töchtern Anna, Gertrud, Maria, Katharina mit 2 Söhnen = 7

31. Jakob Leyendecker mit Ehefrau Margareta Hunz und 2 Söhnen Peter und Aegidius = 4 Pelm zählt:

1. Peter Meinen, ehelos mit Schwester Maria, Johanna Hors, Witwe, deren 2 Söhne, 4 Töchter alle unverheiratet = 8

Kassel bürg:

1. Johann Heinrich Stoll mit Ehefrau Anna Maria und 7 Kindern = 9

In Gees:

2. Peter Rechts mit Ehefrau, 3 Söhnen, 1 Tochter =9

2. Nikolaus Hahn mit Ehefrau, 4 Kindern = 6

3. Das 3. Haus dort steht leer.

Berlingen:

Er zählt Häuser und Seelen, wie folgt:

1. Schöffen Johann Sprinker, ehelos und dessen Neffe Schöffe Peter Mörels, Witwer mit 2 Söhnen Johann und Peter und 1 Tochter Maria Gertrud, Knecht und Magd = 7

2. Johann Wilhelms mit Ehefrau Catharina Jezen mit 4 Kindern = 6

3. Laurenz Lux mit Ehefrau Antonetta und 2 Söhnen = 4

4. Wilhelm Ohmen mit Ehefrau Margareta mit 1 Magd = 3

5. Peter Ohmen, Ehefrau Margareta mit 1 Magd = 3

6. Magdalena Stattfeldt, Witwe mit 2 Töchtern Elisabeth und Gertrud deren Ehemann Georg Schnorrenberger und 2 Kindern und Bruder Johann Stattfeldt = 7

7. Christian Thum mit Ehefrau Veronika und 2 Kindern mit 2 Schwestern und Mutter = 7

8. Peter Ernst mit Ehefrau Barbara, 2 Kindern = 4

9. Matthias letzen mit Ehefrau, 4 Kindern = 6

10. Katharina Meinen mit Söhnen Joachim und Nikolaus und Töchter Magdalena, verheiratet mit Johann aus Seelsdorff, dessen 3 Söhnen = 8

Gedenkstein PHILIPUS HOMILIS

11. Nikolaus Meinen mit Ehefrau Katharina ohne Kinder = 2

12. Matthias Scheuls mit Ehefrau Katharina, deren Mutter, Witwe, mit zwei Kindern Christian und Eva, deren 4 Kinder = 9

13. Jakob Uders mit Ehefrau Eva und 1 Sohn = 3

14. Christian Bremer, ehelos, mit Bruder Johann Heinz, auch ehelos und Magd = 3

15. Johann Ohmen mit Ehefrau Veronika und Magd = 3

16. Johann Ohmen junior mit 3 Schwestern Margareta, Magdalena und Gertrud, alle ehelos = 4

17. Gertrud Ohmen, Witwe, mit Sohn Johann und 2 Töchtern Barbara und Gertrud = 4

18. Johann Kirvel mit Ehefrau Eva und 2 Kindern, Knecht und Magd, umd 2 Brüdern Bartholomäus und Bernhard = 8

19. Ist leer. In Essingen:

1. Schöffe Christian Hors, Witwer, mit Tochter, verheiratet mit Johann Meyers, dessen 5 Kinder, Knecht und Magd = 10

2. Johann Adam Schmitz mit Ehefrau Sybilla und 8 Kindern, Knecht und Magd = 12

3. Wilhelm Kehr, ehelos, mit Schwester Maria, auch ehelos, Knecht und Magd = 4

4. Johann Schaefer mit Ehefrau Katharina, Tochter und Sohn = 4

5. Christoph Raymundus mit Ehefrau Magdale-na ohne Kinder = 2

6. Johann Meyer mit Ehefrau Barbara und 3 Kindern = 5

7. Philipp Humilis mit Ehefrau Anna Maria, dem ehelosen Bruder Leonard Rosell und Tochter Maria, verheiratet mit Peter Scheuls, deren Töchterchen = 6

8. Nikolaus Thome mit Ehefrau Christina und 3 Kindern und Knecht = 6

9. Jakob Hens mit Ehefrau. 2 Kindern, Knecht und Magd =6

Summe aller Seelen 367

Die Familiennamen d.h. die Namen der Haushaltsvorstände der Kernorte der Pfarrei Rockeskyll lauten in alphabetischer Reihe. Rockeskyll: Bastges, Becker, Bell, Bremer, Burbach, Carl, Dries (3x], Etten, Freuen. Gerhards, Heinzen, Helt, Hoffmann (2x), Leyendecker, Matthaei, Meyer (2x), Neuendorff, Neumann (2x), Ohmen, Renard, Sarmosi, Schimmels, Schmitz, Schreiner, Steffens, Surges. Berlingen: Ernst, letzen, Jezen, Kirvel, Lux, Meinen (2x), Ohmen (4x), Scheuls, Sprinker, Stattfeldt, Thum, Uders, Wilhelms. Essingen: Hens. Hors, Humilis, Kehr, Meyer, Raymundus, Schaefer. Schmitz, Thome. Weitere Familiennamen lassen sich in der oben abgedruckten Liste finden. Unter den 61 Haushaltsvorständen der Pfarrei Rockeskyll aus dem Jahr 1769 sind drei Frauen, sämtlich Witwen, deren Namen auch Geburtsnamen (Sarmosi, Stattfeldt, Ohmen) sein können. Im Vergleich mit einem aktuellen Telefon Verzeichnis von Rockeskyll, Berlingen und Essingen lässt sich feststellen, dass nur wenige Familiennamen der Haushaltsvorstände bis heute überdauert haben. Da aber früher nur der männliche Namen weitergegeben wurde, ist mit der Sichtung der heutigen Familiennamen noch lange nicht gesagt, dass in den Dörfern doch noch alte oder sehr alte Familien weiterleben. Oft sind die Familiennamen auch Ursprung der Hausnamen, die unabhängig von dem Namen der Familien, die ein Haus bewohnen, weitergegeben werden. In Rockeskyll zum Beispiel leben in einigen Hausnamen die Haushaltsnamen der Liste von 1769 weiter fort, auch wenn die Häuser in der heutigen Erscheinung damals noch nicht bestanden haben werden: so das alte Pfarrhaus: Paafe, Ringstr. 11, oder der vom Schultheiß Nikolaus Becker später erworbene Bolenhof: Schölten. Hauptstr. 39, wie auch Dries, Ringstr. 15, Helden, Hauptstr. 7 und 42, Matthessen, Hauptstr. 33, Schmitz, Hauptstr. 32a.

Bezüglich der Namenserwähnungen im »Status Animarum« fällt auf, dass die Kinder der Dörfer Essingen und Berlingen fast ausnahmslos nur aufgezählt werden, während die Kinder von Rockeskyll, dem Hauptort der Pfarrei, namentlich erwähnt werden. Dies trifft vor allem bei den Söhnen zu, die Töchter, wie auch die Kleinkinder, werden auch hier oft nur gezählt. Bei der Durchsicht der Vornamen bestätigt sich die Beobachtung, dass früher die Namensgebung nicht so variationsreich war, wie es heute der Fall ist. Bis ins späte 19. Jahrhundert war sie stark von der Tradition geprägt, während seit längerem eher Modetrends die Namensgebung beeinflussen. 41 Einzelvornamen reichen 1769 für die 221 namentlich erfassten »Pfarrkinder« aus. wobei die tatsächliche Anzahl der Vor- oder Taufnamen durch etliche Doppelnahmen noch geringer wird. Von den 25 männlichen Vornamen sind Johann (32 mal), meist jedoch im Zusammenhang mit Doppelnamen, Nikolaus (20 mal) und Peter (20 mal) die eindeutigen Favoriten: Christian, Jakob und Mathias sind bis zu neun mal vertreten. Unter fünf mal vertreten sind die Namen Aegidius, Anton, Bernhard. Heinrich, Joachim, Lambert, Martin und Wilhelm. Die Frauen der Pfarrei kommen mit weniger Namen aus: Anna (16 mal). Katharina (15 mal), Maria (17 mal], Margarete (15 mal) stehen bei den 16 vorkommenden weiblichen Namen an der Spitze, gefolgt von Eva (10 mal), Gertrud (11 mal) und Magdalena (7 mal). Auch hier sind gerade .Anna« und »Maria« meistens Namenstell der Doppelnamen. »Katharina« steht meist an zweiter Stelle, ist somit eigentliche Namensgebung. Barbara. Christina, Elisabeth, Susanne, Sybille und Veronika kommen als Taufnamen nur vereinzelt vor. Vornamen wurden, zwar anders als die Familiennamen, »vererbt«, das heißt Kindern wurden in der Regel der Name des Taufpaten gegeben, was dann auch zu neuen Namen führen konnte, wenn die Paten nicht aus der engeren Familie kamen, sodann aber zur Familientradition gehörten. Bei den männlichen Vornamen taucht nur einmal der Name des Pfarrkirchenpatrons Bartholomäus. wie auch Adam, Christoph, Franz, Georg, Gerhard, Josef, Lorenz, Leonard, Lukas und Philipp auf; bei den weiblichen Vornamen sind es Agnes, Angela und Antonetta. Bei den Namenslagen feierte also schon einmal ein Viertel des Dorfes gleichzeitig. Die lateinische Schreibweise der Liste von 1769 spiegelt nicht den tatsächlichen Namensgebrauch wieder, er war und ist mundartlich geprägt. So können die gleichen Namen unterschiedlich auf bestimmte Namensträger hin ausgesprochen werden. Um Namensverwechslungen zu vermeiden, wurde auch oft der Haus- oder Familiennamen vorangestellt. Auch Neck- oder Spitznamen trugen zur genaueren Identifizierung bei. Die geringe Anzahl der Taufnamen brachte es auch mit sich, dass die gleichen Namen mehrmals in derselben Familie vergeben wurden. Wenn ältere Geschwister gestorben waren, bekamen die nachgeborenen nicht selten deren Namen. Die Pfarrer Michels und Raab versehen die Haushalte mit laufenden Nummern, die sich wohl weniger auf die Häuser beziehen, eher eine Dorfhierarchie deutlich weden lassen. Die Listen der Dörfer beginnen mit dem Schultheiß (Praetor), für Rockeskyll Nikolaus Becker, es folgen die Synodalen und die Schöffen (Scabini) der Pfarrei. Hausnamen werden (leider] nicht genannt.

Das Einwohnerverzeichnis der Pfarrei Rockeskyll bietet einige interessante Aufschlüsse über eine "Soziologie" der einzelnen Dörfer. In Rockeskyll wohnten mit dem Schultheiß fünf Synodale, beziehungsweise Schöffen, in Berlingen der Synodal Johannes Sprinker und sein Neffe, der Schöffe Peter Mörels. In Essingen war der Synodal Christian Hors ansässig. Den Hauptteil an «Honoratioren" hatte also Rockeskyll mit sechs Männer. In diesen Haushalten sind auch fast ausschließlich die 15 Knechte und 14 Mägde, die zur Pfarrei Rockeskyll gehören, zu finden. Diese Dienstleute werden allesamt ohne Namen genannt, sondern nur lapidar mit »famulus" oder »famula» als Haushaltsangehörige aufgelistet. In Rockeskyll arbeiten acht Knechte und fünf Mägde, zwei Knechte und zwei Mägde im Pfarrhaushalt, die anderen in den Haushalten des Schultheißen und "Schöffenfamilien", in Berlingen zwei Knechte und vier Mägde; in Essingen leben und arbeiten die meisten Dienstleute, nämlich neun. Knechte und Mägde mußten sich als Dienstleute rentieren, Arbeit mußte vielfältig vorhanden sein. So kann es wahrscheinlich als gesichert gelten, daß Haushalte mit Dienstleuten zu den vermögenden der Pfarrei gehörten, was Landbesitz oder -pacht, Viehbestand oder ähnliches anbetrifft. In Rockeskyll sind dies die Familien Becker (1), Helt {2], Dries (3), Surges (4), Ohmen (5), Hoffmann (6). in Berlingen die Sprinker (1), Ohmen (5), Ohmen (15), Kirvel (18), und die Gebrüder Bremer (14), in Essingen können die Familien Hors (1), Schmitz (2), Kehr (3), Thome (8) und Hens (9) als die eher vermögenden im Dorf gelten.

Die Anzahl der Personen pro Haushalt schwankt zwischen zwei und elf, wobei die Dienstleute mitgezählt sind. Rechnerisches Mittel ist sechs Personen je Haushalt. In knapp einem Viertel der Haushalte lebten drei Generationen unter einem Dach. In sechs Fällen war der Haushaltsvorstand der Sohn der Familie, in 11 Familien stellte die älteste Generation den Haushaltsvorstand. Häufig wohnten und arbeiteten weitere Familienmitglieder, Brüder, Schwestern, unverheiratet oder verheiratet, mit oder ohne Kinder, auch Neffen mit Familie und Schwiegerkinder der dritten Generation in ein und demselben Haushalt. Unverheiratete oder noch unverheiratete Erwachsene machen etwa 18 % der Bevölkerung des Erfassungsgebietes aus, die 40 % verheirateten oder zum geringen Teil verwitweten Personen sind fast gleichstark wie die Kinder (42 %) in der Pfarrei Rockeskyll vertreten.

Mehr als ein Drittel aller Haushalt, nämlich 23, der Pfarrei werden mit nur zwei bis vier Personen angegeben, was der heutigen sogenannten Kleinfamilie entsprechen würde. Von den zwölf vierköpfigen Familien sind sechs echte Kleinfamilien, in den weiteren leben entweder Großelternteile oder Verwandte mit im Haushalt. Kinderreiche Familien mit vier Kindern und mehr werden 15 gezählt. Die Altersverteilung der Dörfer der Pfarrei lässt sich durch die Einwohnerliste von 1769 nicht genau feststellen: bei den 17 Haushalten mit drei Generationen können 20 Ältere, das heißt über Fünfzigjährige festgestellt werden (Rockeskyll1 11. Pelm: 1. Berlingen: 5, Essingen: 3). Unter welchen häuslichen Umständen die Menschen in Rockeskyll 1769 gelebt haben, wie sie wohnten, kann auch nicht mehr genau gesagt werden, da es keine Häuser aus der Mitte des 18. Jahrhundert mehr gibt. Die ältesten erhaltenen Häuser von Rockeskyll wurden gegen Ende des 18. Jahrhunderts, vielleicht auf alten Bauplätzen, errichtet. Neben den mehr allgemeinen Aussagen und Auswertungen über die Einwohnerliste aus dem Jahre 1769 lassen sich noch einige personengeschichtliche machen, die auch im Zusammenhang mit den Dorfgeschichten stehen. Als die »Nummer 1« der Liste von Rockeskyll wird Nikolaus Becker mit seiner Familie genannt. Die Familie Becker stellte lange Jahre den Schultheißen der Zehnlei Rockeskyll; Nikolaus Becker war dann auch in der "französischen Zeit«.Maire, Bürgermeister, der Maiie Rockeskyll. Zur Zeit der Säkularisation, als die Besitztümer der Klöster und Stifte dem Staat einverleibt wurden, ersteigerte Nikolaus Becker eine Reihe von Höfen und Ländereien und konnte so geschickt und mit einer gewissen Cleverness den Reichtum der schon vermögenden Familie erweitern. Nikolaus Becker starb 1812.

1778, neun Jahre nach der Bestandsaufnahme der Seelenzahl der Pfarrei Rockeskyll, wurde für das Dort Rockeskyll eine Steuererhebungsliste angefertigt, in der 30 Bürger (und Bürgerinnen, sofern sie Witwen waren!) aufgelistet sind, die nunmehr die Haushaltsvorstände bildeten. In neun Fällen änderte sich das »Haupt« der Familien. Männliche Nachkommen oder die verwitweten Frauen hatten die familiäre Verantwortung übernommen. Nähere Angaben über die Familienväter können das Bild der Liste von 1769 abrunden. Nikolaus Bell (17) und Nikolaus Heinzen (16) werden als "Schütz« bezeichnet. Anton Dries, Sohn des Synodalen Johann Dries (3) ist nun »Scheffe und Bürgermeister^, Peter Dries, Schwiegersohn von Joachim Surges (4) ist nun "Vorsteher" wie auch Johann Jakob Schmitz(21).

Peter Dries (4), geboren 1721, ließ 1774 mit seiner Frau Magdalena Surges, die er vor 1756 geheiratet hatte, einen mehr als zwei Meter hohen viergliedrigen Bildstock, der als Antoniushäuschen bekannt ist, errichten. Der Bildstock steht zwischen Bäumen fast versteckt hinter dem Kaulbach nordöstlich des Dorfes Rockeskyll. Der Sockelstein des kreuzbekrönten Bildstockes aus Rotsandstein trägt in einer barocken Kartusche folgende Inschrift:

ZVR EHREN GOTTES. /ZV TROST dER ARMEN SELEN. / ZVM HEYL dER LEBEND/GEN. /HAT PETER dRIES VND SEINE / HAVS: FRAW MAGdALENA VON / ROCKESK-LL dIES MACHEN LASEN:

Die Formulierung der Inschrift auf dem Bildstock folgt einer religiösen Tradition, die das Seelenheil der Stifter und der Verstorbenen im Sinn hat. Durch die Stiftung des Bildstocks soll das Leid der Verstorbenen im Fegefeuer erleichtert werden, den Lebenden ist die Stiftung eine Vorsorge auf das Jenseits. Das Stifterehepaar schloss sich in diese Vorsorge ein, blieb in der eigenen Präsentalion demütig, was an dem durchweg klein eingemeißelten »d«, dem Namensinitial der Familie Dries, zu erkennen ist. Peter Dries starb 1803.

Bei der Aufnahme des Bestands der Seelen in der Pfarrei Rockeskyll stand in Berlingen an der ersten Stelle der Synodal Johannes Sprinker (1). Mit ihm lebten sein verwitweter Neffe, der Schöffe Peter Mörels, mit seinen beiden Söhne sowie einer Magd und einem Knecht. In seinem achten Lebensjahrzehnt ließ Johannes Sprinker eine Stiftungsurkunde aufsetzen, die mit dem 20. Januar 1761 datiert ist. Die heute noch zum Teil erhaltenen Fußfälle von Rockeskyll gehen auf diese Stiftung zurück. Johannes Sprinker war ein vermögender Mann, ließ aber die Stiftung für sein Seelenheil durch die Außenstände, die er bei Nikolaus Bell (Rockeskyll 17) hatte, finanzieren. Seinem sozialen Stand entsprechend, hinterlegte er weitere 10 Reichsthaler »für mein grab in der pfarrkirch in Rockeskiell«. Diese Stiftung machte Johannes Sprinker »in erwegung Meines Hohen alters und des Heranzunahenden Tots (...) meiner kinder nützen Vor äugen habend". Der herannahende Tod ließ aber noch auf sich warten. Erst vierzehn Jahre später starb der ehelose Synodal in einem für die damalige Zeit biblischen Alter von 89 Jahren oder sogar 98 Jahren; Pfarrer Raab konnte sich wohl nicht genau auf das Alter festlegen. Im Sterbeeintrag wird Johannes Sprinker ausdrücklich als »be-nefactor Ecclesiae«. als Wohltäter der Kirche bezeichnet. Was die Erwähnung seiner Kinder in der Stiftungsurkunde anbelangt, dürfte es sich bei diesen allgemein um die Kinder seiner Familie gehandelt haben, um seinen Neffen und dessen Söhne.

Der Neffe des Synodalen Sprinker. der Schöffe Peter Mörels, hatte kurz vor der Seelenzählung, nämlich am 22. Mai 1769, seine Ehefrau Eva beerdigen müssen. Von den beiden erhaltenen Grabkreuzen des 18. Jahrhunderts der Pfarrei Rockeskyll. die heute im Vorraum des Turmerdgeschosses der St.-Bartholomäus-Pfarrkir-che zu Rockeskyll aufgestellt sind, ist eines einer "EVA MOR(l)fels)« gewidmet. Das 83 cm hohe und im Kreuzquerbalken 48 cm breite Sandsteinkreuz trägt diese Inschrift auf der Rückseite. Die Vorderseite ist mit einer aufwendigen figürlichen Darstellung geschmückt. Aus Essingen schließlich kann ein weiterer »benefactor Ecclesiae« genannt werden, der im »Status Animarum« von 1769 an siebter Stelle genannt wird. Philipp Humilis (7] lebte mit seiner Frau Anna Maria Kivernagel und nachkommenden Generationen, sowie mit seinem Schwager Leonard Rosell in einem Haushalt. Auf dem Wald- und Feldweg von Rockeskyll nach Essingen sieht man heute noch einen Sandsteinblock von 55 cm im Quadrat und 60 cm Höhe, auf dessen Vorderseite über einem recht grob herausgemeißelten Totenkopf mit flach gekreuzten Knochen die Inschrift: "1763 / PHILIPVS HOMIL / S« zu lesen ist. Auf dem Sandsteinkubus, der damit zum Sockel wird, befindet sich ein 60 cm hohes Kreuz wohl jüngeren Datums mit herausgearbeitetem Korpus. Was der Anlass für die Aufstellung dieses (Gedenk-?) Steins gewesen ist, darüber kann nur spekuliert werden. Ob er ein Memento einer schlimmen Tat war, was den Totenkopf rechtfertigte, ob er an den Tod erinnern sollte, und Philipp Humilis dies ausdrücken wollte, ist nicht zu beantworten. Ein Totenstein für diesen Wohltäter der Kirche selbst kann er nicht sein. Philipp Humilis starb 1781 in hohem Alter und sehr verdienstvoll {»aetate et meritus gravis benefactor Ecclesiae«), seine Frau sechs Tage nach ihm.

Ein Einwohnerverzeichnis liefert in erster Linie Namen. Darüber hinaus kann man etwas über Familienzusammenhänge eines bestimmten Jahres erfahren. Ein reines Einwohnerverzeichnis erfasst weder das Leben in der Gemeinschaft genau, noch die Lebensumstände wie Krankheit, Tod, Kindersterblichkeit, Lebensbedingungen der Knechte und Mägde, Feste oder Wohn verhält hisse. Dies alles kann nur mit Hilfe anderer Quellen, und das nur annähernd, veranschaulicht werden.

Quellen:

- Bistumsarchiv Tner: Kirchenbücher. Pfarre Rockeskyll (1705-1905J. besonders. Kb 7, S. 87-90

- Nick, R. u. a. [Redaktion; HÜ93]. Das Eifeldorf Rockeskyll, Ein Heimatbuch. Hg. Ortsgsmeinde Rockeskyll, Trier 1993

- Schug. P . Geschichte der zum ehemaligen kölnischen Eifeldekanat gehörenden Pfarreien der Dekanate Adenau. Daun, Gerolstein. Hillesheim und Kelberg Trier195ß

- Freundliche Mitteilungen die Hausnamen betreffend, von Ortsbürgermeister Leo Schauster, Rockeskyll