An einem Feldweg

Schöner Wegrain, mir vertraut,

oft hab ich an dir gesessen,

alles um mich her vergessen,

über mir der Himmel blaut.

 

Wegrain, deine zarten Farben,

wie erfreu'n sie meine Blicke:

Thymian und Klee und Wicke!

Niemals muss die Seele darben.

 

Käfer ihres Weges zieh'n,

Falter bunte Flügel heben,

welch ein Summen, Schwirren, Schweben,

eilen, hasten, ruhen, flieh'n.

 

Leicht im Wind die Gräser schwingen,

tanzen so auf ihre Weise,

neigen sich und beben leise,

ihrem Schöpfer Lob zu singen.

 

Schöner Wegrain, lieb und traut!

Oft hab ich an dir gesessen,

alles um mich her vergessen,

war so ganz in dich versunken,

war so ganz von Stille trunken,

über mir der Himmel blaut.

Elisabeth Badura-Zens, Trier