Das Werden eines neuen »Kreishauses«

Von der Leopold- zur Mainzer Straße

Helmut Klassmann, Daun

Ein Landkreis ohne Verwaltungsgebäude ist undenkbar. Eng mit dem Landkreis Daun verbunden ist das Haus in der Leopoldstraße 9, im Volksmund immer noch als das -alte Landratsamt« bezeichnet, obwohl es bis heute in vielfältiger Weise genutzt wurde und in Zukunft wieder genutzt wird.

Im Heimatjahrbuch 1987 ist über die geschichtliche Entwicklung des Landkreises zu lesen. Heute soll es ergänzt werden durch Informationen über die Entstehung des neuen Kreisverwaltungsgebäudes. Das ehemalige, alte Landratsamt in der Leopoldstraße 9 wurde durch Landrat Avenarius (1817-1839) in den Jahren 1830/1831 im Rohbau vom Kreis ersteift, dann von der Gemeinde Daun erworben und vertragsgemäß für das Landratsamt zur Verfügung gestellt. Erst 60 Jahre später erfolgte der Wiedererwerb durch den Landkreis.

Neben dem heutigen, alten Landratsamt stand das alte Sparkassengebäude. Dieses wurde im Zusammenhang mit dem Neubau des Forums abgerissen. Auf der Grünfläche Richtung Schweizstraße - heute Vorplatz Forum - stand ein weiteres Bürogebäude, das bei einem Fliegerangriff am 19. 7. 1944 total zerstört worden war. Der ursprünglich vorgesehene Wiederaufbau wurde im Hinblick auf den beabsichtigten Neu- oder Umbau eines Verwaltungsgebäudes zurückgestellt.

Durch neue Aufgaben wurde das vorhandene Gebäude in der Leopoldstraße zu klein. Immer mehr Abteilungen mussten ausgelagert werden. So wurden das Ausgleichsamt, Jugendamt und das Referat Liegenschaften in der Dauner Burg (heute Kurfürstliches Amtshaus) untergebracht. In der Landratsvilla fanden die Bereiche Sozialer Wohnungsbau, die Kreisbildstelle und Teile der Ordnungsabteilung ihre Bleibe, während die Hochbauabteilung später im Neubau der Berufsschule unterkam. Daher liefen seit Anfang der 60er Jahre Überlegungen, wie die Raumnot beseitigt werden konnte. Zunächst konzentrierten sich die Planungen auf einen Um- und Erweiterungsbau in der Leopoldstraße. Am 13. 7. 1960 war noch durch den Kreistag beschlossen worden, das alte Gebäude umzubauen oder abzureißen und an gleicher Stelle einen Neubau zu errichten. Die Verwaltung sollte für die Bauzeit anderweitig untergebracht werden. Dieser Beschluss war nur zustande gekommen, da Bauland für einen Neubau nicht zur Verfügung stand. Bereits ein halbes Jahr später Korrigierte der Kreistag seine Entscheidung und stimmte am 24.1. 1961 dem Ankauf der Grundstücke nördlich der Bitburger Straße zu. Am 14. 6. 1961 wurde ein Bauweltbewerb ausgeschrieben. Bereits in die Überlegungen einbezogen war ein möglicher Bau für das Amtsgericht und das Gesundheitsamt sowie eine zweite katholische Kirche und ein evangelisches Pfarrzentrum, die im Baugebiet untergebracht werden sollten. Im Herbst 1961 wurden drei Preisträger im Rahmen des B au Wettbewerbs ermittelt. Die Planungen kamen jedoch nicht zur Ausführung. Die Gründe hierfür lagen vor allem in den Schwierigkeiten mit dem Bebauungsplan nördlich der Bitburger Straße. Anschließend wurden weitere Planungen durch die Hochbauabteilung der Kreisverwaltung durchgeführt. Ursprünglich war der Baubeginn für 1963/1964 geplant. Ein Baustoppgesetz wegen Überlastung der Bauwirtschaft ließ es nicht zu, die Pläne umzusetzen. Zur damaligen Zeit liefen im Kreis die Kasernen-Neubauten in Daun und Gerolstein, der Bau der Bundeswehrwohnungen, die Erweiterung des Gymnasiums Gerolstein und der Bau der Volksschulen Gerolstein und Hillesheim. Die Zurückstellung wurde auch von der einheimischen Wirtschaft außerordentlich begrüßt. Schließlich konnte am 4.11.1965 mildem Bau begonnen werden. Die Erdarbeiten wurden wegen des Winters jedoch erst im Frühjahr 1966 fertiggestellt. Ein St ah l beton Skelett bau mit Schieferverkleidung entstand, die Baukosten beliefen sich auf rund 3,5 Mio. DM. Der Neubau konnte Ende 1967 fertiggestellt werden, der Umzug der Kreisverwaltung in das Bürogebäude entlang der Bitburger Straße erfolgte in der ersten Januarwoche 1968. Nach dem Umzug in das neue Gebäude wurden die Räume zunächst von der Fa. Portalux angemietet. Später war das Amtsgericht im alten Landratsamt untergebracht. Inzwischen wurde ein Teil des Gebäudes an die Kreissparkasse verkauft und im Erdgeschoss wird ein Vulkan-Museum errichtet. Die Planungen für den erfolgten Neubau waren noch von 40.000 Einwohnern ausgegangen. Durch die Verwaltungsreform im Jahre 1970 stieg die Einwohnerzahl auf rund 58.000 an. Weiter wurden den Kreisen neue Aufgaben übertragen, so dass das vorhandene Gebäude bereits gut zehn Jahre nach Bezug zu klein war. Im Oktober 1978 wurden erste Überlegungen für eine Erweiterung der Kreisverwaltung angestellt. Am 3. 11. 1980 hat der Kreistag einstimmig der Erweiterung zugestimmt. Zu einer Bauausführung kam es jedoch zunächst nicht. Lediglich wurden im Jahre 1974 die Garagen angebaut, der in diesem Zusammenhang vorgesehene Sitzungstrakt wurde aus finanziellen Gründen zurückgestellt.

Die Verhandlungen mit dem Land wegen des Erweiterungsumfanges der Kreisverwaltung zogen sich lange hinaus. Erst als das Projekt der Kreisverwaltung mit einem Neubau der Schutz- und Kriminalpolizeiinspektion verbunden wurde, rückte die Realisierung näher. Am 10. 5.1985 wurde für das gemeinsame Bauvorhaben ein Vertrag in der Kreisverwaltung durch Innenminister Kurt Böckmann und Landrat Karl-Adolf Orth unterzeichnet.

Bereits am 5. 9.1985 tagte das Preisgericht für den Realisierungswettbewerb für die Erweiterung der Kreisverwaltung und den Neubau des Polizeigebäudes. Mit den Bauarbeiten wurde im Oktober 1986 begonnen. Die Fertigstellung erfolgte im Frühjahr 1989.

Während der Bauphase waren das Jugendamt und die Schulabteilung sowie die Veterinärabteilung im alten Landratsami in der Leopoldstraße untergebracht. Einige Mitarbeiter der Kreisverwaltung kehrten also nochmals, wenn auch nur für eine kurze Zeit, an ihre alte Arbeitsstätte zurück.

Die bereits Anfang der 60er Jahre getroffenen Überlegungen für das Baugebiet nördlich der Bitburger Straße konnten praktisch komplett umgesetzt werden. Neben der Kreisverwaltung, dem evangelischen Pfarrzentrum, der zweiten katholischen Kirche, dem Gesundheitsamt, dem Katasteramt, der Polizeiinspektion, dem Finanzamt und dem Amtsgericht wurde auch der Thomas-Morus-Kindergarten in diesem Bereich untergebracht.