Der Friedhof in Nohn

Ein jahrhundertealter Kirchhof wurde erweitert

Thomas Romes, Nohn

An Allerheiligen 1995 wurde durch Herrn Pastor Klaus Eich die Einsegnung eines neuen Friedhofbereiches, östlich an den Altfriedhof anschließend, vorgenommen. Diese Friedhofsvergrößerung fügt sich - besonders durch die Aufstellung einer barocken Kreuzgruppe als Kirchhofsabschluss - in. gelungener Weise dem alten Begräbnisort an; sie wurde wegen der dichten Belegung des jahrhundertealten Friedhofes notwendig. Die Planung im Rahmen der Dorferneuerung oblag Bauingenieur Mathar von der VGV Hillesheim. Über die Kreisgrenze hinaus beteiligten sich finanziell nach Einwohnerzahlen anteilig neben der Ortsgemeinde Nohn auch die Gemeinden Dankerath, Senscheid und Trierscheid an den Kosten von rund 84500 DM. Im Mai 1996 konnten schließlich die Grabsteine der Priester Heinrich Held (*1848 11879) und Peter Anton Hahn (M 775 11856) auf Kosten der Zivilgemeinde Nohn restauriert und in der südlichen Kirchturmnische aufgerichtet werden.

Alte Begräbnisorte in Nohn - Zeugen früher Besiedlung

Im Lagerbuch der Pfarrei Nohn hat der Pfarrer und Heimatforscher Peter Haubrich (*1843 11923), dem wir viele geschichtliche Nachrichten verdanken (1878 erschien in Paderborn seine Schrift »Haus, Hof und Kapelle Heyer«), über frühe Siedlungsbelege in der Gemarkung Nohn berichtet. Die wohl älteste Begräbnisstätte steht, heute durch Holzeinschlag deutlich sichtbar, nahe der L 70/10 Nohn-Adenau, kurz vor der Abzweigung nach Ahrdorf. Dieses alte Hügelgrab, der sogenannte »Mordhügel« - seinen schaurigen Namen soll er »von einem blutigen Gefechte« in der Nähe desselben erhalten haben - wurde Mitte des 19. Jahrhunderts ausgegraben. Dabei kamen verschiedene kleine Gefäße und eine Aschenurne römischer Herkunft zutage.

Wissenschaftler halten daher auch die These, der Ortsname sei aus der römischen Wegeangabe »ad nonum lapidem« (zum neunten Meilenstein) hervorgegangen, für sehr wahrscheinlich. 1868 wurde im Distrikt »Rechert« ein fränkischer Begräbnisplatz entdeckt. Hierzu schreibt Haubrich: »...man fand daselbst ungemein große Gebeine und ganze Skelette. Die Gräber waren mit platten Steinen gedeckt, die Leichen waren auf das Gesicht gelegt (!)... Dass es ein ordentlicher Begräbnisplatz war, geht daraus hervor, das die Gräber reihenweise angelegt waren.«

Der heutige Friedhof an der Pfarrkirche

Die Entstehung des heutigen Friedhofes liegt im dunkeln. Für das Jahr 1570 ist jedoch ein eigenes Tauf- und Begräbnisrecht der Filialkirche Nohn belegt. - Zu dieser Zeit, nur 15 Jahre nach dem Augsburger Religionsfrieden, herrschten kuriose und verwirrende Zustände. Die damalige Pfarrkirche Üxheim wurde durch Graf

Kreuzgruppe aus Basaltlava als östlicher Friedhofsabschluss.

Inschrift auf dem Schaft des mittleren Kreuzes, die letzte Zeile ist nicht eine zweite Person »N. Schumacher", sondern bedeutet wohl SCHULMEISTER:

Dietrich VI. von Manderscheid-Kerpen evangelisch. Ihre Filialkirche Nohn aber - als kurtrierische Zentenei und Gerichtsort im Amte Daun -blieb katholisch. Obwohl seit 1593 in Üxheim die katholische Konfession wieder eingeführt wurde, berichtet der Pastor von Dorsel noch 1611, in Üxheim sei niemand katholisch außer dem Kaplan - als Seelsorger für Nohn - und dessen Hausgesinde. Diese Zustände führten natürlich zu Spannungen und Lösungsbestrebungen, die erst mit der Erhebung Nohns zur selbständigen Pfarrei behoben wurden. Seit alters her dient der Kirchhof auch den Orten Dankerath, Senscheid und Trierscheid als Begräbnisstätte. So hat uns der Trierscheider Nikolaus Conrats berichtet, daßss die französischen Revolutionstruppen 1798 die Kirche schlössen und öffentliche Beerdigungen mit Glockengeläut verbaten. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden auch die Verstorbenen der ehemaligen Filiale Borler hier beerdigt. Eine Grabplatte der letzten Adligen des untergegangenen Hauses Heyer (vgl. E. Mertes, Heyerka-pelle und Friedhof, HJB 1990) kam um 1823/25 nach Nohn. Diese leider beschädigte und verwitterte Steinplatte befindet sich am Turm der Kirche. Die Inschrift lautet: IM JAR 1601 DEN 17. TAG 8BRIS (= Oktober) IST IN GOTT VERSTORBEN DIE ERENTTOGENTRICHE SUSANNA VON KESSEL. DER GOTT GNADT. AMEN. IRES ALTERS 64. Neben dieser gotischen Inschrift ist ihr Wappen, fünf kreuzförmig angeordnete Rauten, bekrönt mit Helm und Federbusch, zu erkennen. Daneben befand sich vermutlich - jedoch heute teilweise zerstört -das Wappen ihres Gatten: fünf Ringe, darüber ein springender Bock, dessen Kopf man noch erahnen kann. Auch dessen verlorengegangenes (?) Grabmal ist erwähnenswert: IM JAR 1611 DEN 12. JUNI IST IN GOTT VERSTORBEN DER EDLE UND VESTER ROPRICH VON UND ZU HEIER ALT 100 JAR DEM GOTT GNADE.

Discite bene mori (=lernt gut zu sterben). Es zeigt sich, dass man auch früher ein biblisches Alter erreichen konnte. Oder hatte der edle Ro-prich ein »lockeres« Zahlenverhältnis - erschien doch zu seinen Lebzeiten Adam Rieses Rechenbuch (1550, als der Herr »von und zu« bereits 39 Lenze zählte).

In frühen Zeiten soll sich (It. Schulchronik) ein Beinhaus direkt am Chor der Kirche befunden haben. Die heutige Leichenhalle wurde 1970 erbaut, vorher wurden die Verstorbenen im Haus oder in den Heiligenhäusern aufgebahrt. 1927 wurde ein Kriegerdenkmal am Eingang zum Friedhof errichtet, um der 41 Toten aus der Pfarrei zu gedenken, die im Ersten Weltkrieg ihr Leben lassen mussten. - Man ahnte noch nicht, dass der Zweite Weltkrieg bald folgen würde und noch größeres Leid bringen sollte. Der vordere nördliche Teil des Kirchhofes wurde 1958 zum Ehrenfriedhof. Hier ruhen auch die Bombenopfer von 1944, die ausgerechnet am Weihnachtstag in Nohn und auf Silvester in Senscheid den Tod fanden.

Die restaurierten Grabsteine zweier Priester

Die Inschrift des Grabmals des Priesters Peter Anton Hahn ist leider schwer lesbar. Sie nennt die wichtigsten Daten im Leben des ersten »Pfarrherrn« von Nohn. Er wurde hier am 20. Dezember 1775 geboren, am 7. Juni 1800 in Köln zum Priester geweiht, erhielt den Titel Kaplan in Üxheim und »Rector zu Nohn«. Als die französische Revolution die bestehende Ordnung umstürzte, rief dies die Nohner auf den Plan; sie wählten öffentlich und einstimmig den »Bürger" Hahn kurzerhand zu ihrem Pastor. Sie verpflichteten sich, dessen Unterhalt zu bestreiten und erklärten darüber hinaus: »Ferner, dass der neu erwählte Pastor annoch bey seinen Aeltern (sein Vater Michael war, wie auch sein Großvater, der Schultheis Anton Hahn, gut besoldeter Lehrer und Küster) eine gute Wohnung habet, die Pfarr erklärt sich aber mit Versprech, dass sie augenblicklich schier bereit seye, Ihme eine taugliche Wohnung aufzurichten.« Dann betrieben die Vorsteher und Sendschöffen der Orte Borler, Dankerath, Senscheid, Trierscheid und Mohn die Pfarrgründung bei der französischen Präfektur in Koblenz. Auf Druck der Franzosen wurde am 28. Juni 1801 diese einmalige demokratische Pastorenwahl auch von der Erzdiözese Köln bestätigt, die Pfarrei offiziell errichtet. Man erhielt sogar das Recht zugebilligt, »einen Geistlichen vorzuschlagen, sooft die Pfarrstelle frei wird«. -Jahrhundertelange Wirren und Verstimmungen hatten ein Ende, kein Üxheimer Pfarrer musse mehr über »Widerspenstigkeit der Nohner Kirchspielsleute« klagen, wie etwa Pastor Georgy um das Jahr 1700, dessen Beschwerden im Nohner Lagerbuch III verewigt sind. - Peter Anton Hahn war wohl zufriedener als Georgy; über 55 Jahre (!) blieb er Priester seines Heimatdorfes. Er wurde laut erhaltenem Totenzettel und der Grabinschrift Dechant und zum »Ritter des Rothen-Adler-Ordens IV. Kl.« ernannt. Er verstarb im Alter von achtzig Jahren »am 11. Juli 1856, des Abends halb 12 Uhr, da er an dem Nachmittage noch einen kranken geistlichen Mitbruder in der Nachbarschaft besucht hatte, an den Folgen eines Schlagflusses«.

Das zweite restaurierte Grabmal aus rotem Sandstein erinnert an den Priester Heinrich Held. Er wurde am 20. Juli 1848 in Dankerath geboren und erhielt am 13. März 1875 in Trier die Priesterweihe. Held hatte besonders unter dem sogenannten Kulturkampf (1871-1878), den Bismarckschen Gesetzen gegen die katholische Kirche, zu leiden. Eine ausführliche Darstellung und Würdigung seines kurzen Lebens ist an dieser Stelle nicht möglich und bedarf zudem weiterer Quellenstudien. Obwohl er von der hiesigen Bevölkerung geschützt wurde, musste er doch vor den preußischen Gesetzeshütern ins Ausland fliehen. Er war in Belgien und schließlich in England tätig. Als Bismarck 1878 die Zwangsmaßnahmen gegen die Kirche zurücknahm, kehrte Heinrich Held als kranker Mann in seine Heimat zurück. Erst 31 Jahre alt verstarb er am 1. Dezember 1879 im Adenauer Hospital.

Die beiden Grabsteine wurden auf Beschluss des Nohner Gemeinderates restauriert, sie sind Zeichen ehrenden Andenkens.

Die Basaltkreuzgruppe auf dem neuen Fried h of

Wie eingangs erwähnt ist die Einbindung des neuen Begräbnisortes durch die Errichtung dreier Steinkreuze des 18. Jahrhunderts als Friedhofsabschluss geglückt. Das etwa 2,50 m hohe mittlere Kreuz aus dem Jahre 1726, mit plastischem Korpus, einer Pieta und Segensnische, trägt die Inschrift: FRIDERICHKVS MVL-LER V. N SCHVL M. Die »Kunsldenkmäler der Rheinprovinz" geben die Inschrift als FRIEDE-RICHKVS MVLLER V(UND) N. SCHUHfMA-CHER) an. Ich möchte hierin jedoch eine Widmung »in memoriam« Friedrich Müllers, der von 1677 bis 1693 Küster und Lehrer war, erkennen. Der letzte Buchstabe lautet L und nicht H, die Ergänzung hieße dann: V(ON) N(OHN) SCHUL M(EISTER). Flankiert wird dieses Kreuz - das zwischenzeitlich in der Leichenhalle stand - durch zwei schöne Bas alt l ava kreuze in Grabkreuzform. Das linke, von 1725, zeigt in der Mitte das Christussymbol JHS. Die Inschrift lautet: D(en) 7(1en) APRE(I)L H(err) MAT(H)IAS MV(Ü)LLER. Das rechte ist nicht eindeutig zu identifizieren; A(NNO) 1787 (?) PM OH V. K sind in das Kreuz eingemeißelt, auf dem Schaft: G. S. VON NONN (!). Weitere beachtenswerte Kreuze dieser Art, eine Mater Dolorosa (Schmerzensmutter mit Schwertern), ein Ecce Homo (Christus als Schmerzensmann mit Folterwerkzeugen), findet man in der nördlichen Turmnische, auf dem Ehrenfriedhof und in der Kirchhofsmauer.

Die Kreuzgruppe am Ende des neuen Hauptweges steht im Osten, sie zeigt somit symbolisch nach Jerusalem, dem Ort unserer österlichen Hoffnung

Literatur Hinweis:

Dem heimatgeschichtlich Interessierten sei Matthias Reuters Buch ••Beitrage zur Geschichte der Hocheifel (Schleiden 1979] besonders empfohlen

 

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