Stromversorgung in Dreis und Brück

Dieter Nebendorf, Dreis/Brück

Die Vorarbeiten zur Elektrifizierung des Kreises Daun begannen im Jahre 1919 und im August 1921 sprachen sich 51 von 98 Gemeinden für eine kreiseigene Stromversorgung aus, das Projekt wurde im September '21 der Firma Rheinelektra übertragen. Zuerst mussten die Hochspannungs-Fernleitungen gelegt werden. Als Stromlieferant war das Kraftwerk »Zukunft« bei Düren vorgesehen. Ab Januar 1922 wurden einzelne Ortsnetze in Angriff genommen, einige Gemeinden bauten ihr eigenes E-Werk auf, dazu zählten auch Dreis und Brück. In Dreis wurde gegen Ende des Jahres 1920 bis Anfang 1921 ein gemeindeeigenes Elektrizitätswerk errichtet. Es befand sich am früheren Markt, in der jetzigen Scheune des Anwesens Müller, gegenüber der Gaststätte Vulkanstuben.

Eine holzgefeuerte Dampfmaschine von etwa 18 PS trieb über Schwungrad und Riemen einen Generator (Dynamomaschine) mit 10 kW Leistung bei einer Spannung von 240 Volt Gleichspannung. Für die Nachtstunden sorgte eine Batterie mit einer Kapazität von 81 Amperestunden und 132 Elementen für die Straßen- und Hausbeleuchtung. Die Batterie wurde im Tagesbetrieb mit der Dampfmaschine und dem Generator wieder aufgeladen. Der dabei zulässige Ladestrom betrug 27 Ampere. In einem Schreiben der Errichterfirma Hoppe und Stöcker in Wuppertal waren 10 Lampen zu je 50 Kerzen (eine Kerze ist etwa ein Watt) für die Straßenbeleuchtung vorgesehen. Diese durften abends nur je drei Stunden brennen. Außerdem standen für Haushalte je neun Lampenstunden mit einer 25 Kerzen Lampe zur Verfügung. Bei drei Lampen im Haushalt konnte demnach nur für drei Stunden das Licht eingeschaltet werden. Da kam es vor, dass die Batterie leer war und im Haushalt auf Petroleum oder Kerzen zurückgegriffen werden musste. Holz für Licht- und Leitungsmaste und zum Heizen kam aus dem Dreiser Wald und wurde von den Waldarbeitern aus dem Dorf geschlagen und transportiert. Als Maschinisten werden erwähnt: Johann Altmeyer, Peter Schüller und Nikolaus Müller, der nach der Stillegung des Werkes das Gebäude mit Hofraum für 3100 Mark kaufte und sich neben die Stromscheune ein Wohnhaus baute.

Am 24. September 1925 fand eine Prüfung der Dampfmaschine durch den Dampfkessel-Überwachungsverein Trier statt. In Folge dieser wurde die Betriebsgenehmigung entzogen und bei der Polizeiverwaltung in Daun am 6. Oktober 1925 beantragt, die Stillegung der Anlage zu überwachen, bis eine innere Untersuchung der Kesselanlage erfolgt sei. Die Gemeinde habe sich trotz viermaliger Aufforderung geweigert, die Anlage stillzulegen. Für uns Heutige ist das Verhalten der Gemeinde verständlich, da bei einer Stillegung kein Strom mehr erzeugt werden konnte und die Leute buchstäblich im Dunkeln saßen. Auf alle Fade wurde danach der Anschluss an die Überlandzentrale des Kreises in die Wege geleitet. Es werden Kostenvoranschläge von Firma Reinhold in Gerolstein am 3. Juli 1926 und von Rheinelektra Mannheim für die Erstellung eines Ortsnetzes und der Hausanschlüsse eingeholt und vom Dauner Bürgermeister am 15. Juli 1926 an den Montagemeister Salzer zur Prüfung gegeben. Den endgültigen Auftrag für die Ausführung des Ortsnetzes erhielt die Rheinische Elektrizitäts-Aktiengesellschaft zu Mannheim. Der Dauner Bürgermeister legt in seinem Begleitschreiben zum Auftrag am 17. Juli 1926 noch nähere Bedingungen für die Ausführung fest. Der Anschluss soll an die in Brück bereits bestehende Trafostation erfolgen. Die Überlandzentrale des Kreises Daun bietet mit dem Datum vom 27. September 1921 einen Installationstarif für Hausanschlüsse und Hausinstallationen an.

Nachdem die Gemeinde Dreis ihren Strom von der Überlandzentrale des Kreises bezieht, sind die Gebäude und Grundstücke des ehemaligen Elektrizitätswerkes nicht mehr nutzbar. Die Gemeinde verkauft am 31. März 1927 die Grundstücke und den früheren Gemeinde-Elektrizitätsbau. Die Strommühle der Gemeinde Brück lag auf dem Gebiet des heutigen Sägewerkes Bernardy. Es war eine Mühle im wahrsten Sinne des Wortes. Angetrieben wurde der Generator von einem Wasserrad mit neun Metern Durchmesser. Wasser war wenig vorhanden, da musste eben der längere Hebelarm für die nötige Kraft zum Antrieb der Maschine sorgen. Die Größe der Maschine und der dazugehörigen Batterie mögen in etwa denen des Dreiser Elektrizitätswerkes entsprochen haben. Viel Freude haben die Brücker nicht an ihrem Elektrizitätswerk gehabt. Im Sommer kein Strom, da der Brücker Bach kein oder zu wenig Wasser führte, im Winter entweder Hochwasser oder das Wasserrad eingefroren und dadurch kein Strom.

So wurde in Brück schon auf den Strombezug von der Über landzentrale umgestellt, als in D reis die Dampfmaschine noch munter schnurrte.

Dass Brück schon weit vor Dreis an die Über-landzentrale angeschlossen war, sieht man auch daran, dass das Ortsnetz von Dreis bei seiner Errichtung an die in Brück bereits bestehende Trafostation angeschlossen wurde.

Quelle

Unterlagen von P Mathey