Flugzeugabsturz in Mückeln

Walter Steffes, Sinzig-Bad Bodendorf

Es geschah vor über 30 Jahren an einem Samstag nachmittag im Dezember 1964. Ich war noch ein Kind und spielte im Dorf mit meinen Freunden.

Plötzlich wurde unser Spiel durch ein lautes, pfeifendes Geräusch unterbrochen, das sehr schnell näher kam und im Nu in ohrenbetäubenden Lärm überging. Noch eh' ich mich versah, verzog sich der Lärm schon wieder. Wir standen zwischen zwei Häuserwänden und ich hatte nicht sehen können, was so schnell und laut über uns hinweggedonnert war, aber es hatte die Luft zum Vibrieren gebracht und mir ziemliche Angst gemacht.

»Der stürzt ab« entfuhr es einem meiner älteren Freunde, woraufhin alle wie auf Kommando losrannten. Wir liefen die Dorfstraße entlang bis zur Hauptstraße, die von Oberscheidweiler nach Strohn führt, An dieser Straße stand auch mein Elternhaus, etwas abseits vom Dorf.

Unterwegs riefen alle aufgeregt durcheinander, dass ein brennender Düsenjäger über unserem Dorf abgestürzt sei. Kaum hatten wir die Hauptstraße erreicht, sahen wir eine schwarze Rauchwolke in der Ferne, kaum 300 Meter hinter unserem Haus. Erst später wurde mir klar, wieviel Glück wir hatten, dass unser Haus unversehrt geblieben war.

Zahlreiche Mückeiner waren schon zur Absturzstelle geeilt, an der sich ein Bild der Verwüstung bot.

Ein eigentümlicher Brand- und Kerosingeruch hatte sich verbreitet. Im Acker war ein tiefer Krater entstanden und die Trümmer der Maschine lagen weit verstreut in einem Umkreis von gut 400 m. Sehr schnell traf amerikanisches Militär ein mit Fahrzeugen und Hubschraubern und sperrte die Absturzstelle weiträumig mit Bändern ab, damit niemand an die Flugzeugtrümmer gelangen konnte. Es hatte sich schnell herumgesprochen, dass zwei Piloten über Trautzberg, etwa drei km vor der Absturzstelle, abgesprungen seien und niemand verletzt worden war.

Kurz zuvor hatte ein Bauer das Feld noch gepflügt und war beim Absturz keine 50 Meter vom Einschlag entfernt. Er blieb unverletzt. Auch zwei Jäger, die an einer Treibjagd teilnahmen, saßen in der Nähe auf einem Ansitz und hatten sich ziemlich erschrocken.

Kurios war, dass ein Koffer mit persönlichen Dingen der Piloten unversehrt auf dem Feld lag, als ob ihn jemand dort abgestellt hätte.

Bei dem Flugzeug handelte es sich um eine Lokheed F-105F vom 49. Taktischen Jagdgeschwader aus Spangdahlem. Die Maschine sollte nach Spanien fliegen und war sieben Minuten nach dem Start abgestürzt.

Die beiden Piloten, Hauptmann Thomas Mader (29) und Hauptmann Donald Courter (31) konnten rechtzeitig in einer Höhe von etwa 1.200 m aussteigen und erlitten nur leichte Schnittverletzungen und Prellungen. Später äußerte einer der beiden Piloten: »Wir dachten, es brennt«, deshalb seien sie ausgestiegen. Die genaue Absturzursache ist mir nicht bekannt.

Die Absturzstelle war noch einige Tage gesperrt, bevor alle Trümmerteile geborgen und abtransportiert waren. In den folgenden Jahren fanden wir in angrenzenden Äckern immer wieder einzelne Wrackteile der Maschine oder auch Patronen. Die Ränder der olivgrünen Aluminiumteile waren ausgefranst und scharfkantig und zeugten von der Wucht, mit der die Maschine beim Absturz zerborsten war. Ein rundes Flanschteil diente jahrelang bei uns zur Verriegelung einer Garagentür und fand so eine nützliche zivile Verwendung.

Mit dem Absturz dieses Flugzeuges ist das Dorf Mückeln seinerzeit nur knapp einer Katastrophe entgangen.