Die archäologischen und historischen Forschungen des Eifelpfarrers Johann Ost

Jürgen Merten, Trier

Unter den Persönlichkeiten, die sich grundlegende Verdienste um die Anfänge der Altertumsforschung irn Trierer Land erworben haben, ist in erster Linie ein Mann wie Johann Ost zu nennen, der um die Mitte des 19. Jahrhunderts im Eifelkreis Daun wirkte. Zwar ist sein Name nicht völlig vergessen, doch hat sein bis heute bedeutsames antiquarisches Werk bislang keine angemessene Würdigung erfahren.

Geboren wurde Johann Ost am 5. Januar 1806 in Aisfassen bei St. Wendel im Saarland als Kind einer bäuerlichen Familie. Nach dem in Trier absolvierten Studium der Theologie wurde er am 18. September 1830 durch den damaligen Bischof Josef von Hommer zum Priester geweiht. Ohne das Vorbild von Hommers, der "neben einer großen Erfahrung in der Verwaltung und Seelsorge eine besondere Kenntnis und Liebe für historische und archivatische Forschungen mitbrachte«, und seinen Einfluss auf den jungen Johann Ost sind dessen spätere wissenschaftlichen Arbeiten kaum vorstellbar.

Die erste erkennbare Berührung Osts mit der Altertumsforschung ist in den Jahren 1836/37 fassbar. Als Pfarrer von Limbach im Kreis Saarlouis - seit 1834, nach den Kaplansjahren in Neunkirchen an der Saar und Bitburg in der Eitel - wurde er Mitglied im neugegründeten "Verein für Erforschung und Sammlung von Alterthümern in den Kreisen St. Wendel und Ottweiler«. Besonders hervorgetreten ist Ost offenbar nicht, allerdings hat der Verein nach einer kurzen anfänglichen Blüte bald nur noch ein Schattendasein geführt. 1847 wurde Ost die Pfarrstelle in Kelberg (damals Kreis Mayen) übertragen, wo ihn seine geistlichen Aufgaben offenbar sehr in Anspruch nahmen. Vier Jahre später erfolgte seine Berufung zum Pfarrer in Demerath im Kreis Daun, ein Amt, das ihm für annähernd zwei Jahrzehnte von 1851 bis 1869 oblag, ihm aber nun auch Muße für andere Arbeiten ließ. In dieser Zeit wurde »Herr Pastor Ost in Demerath" zu einem Begriff in der heimischen Altertumsforschung. Die Anfänge dazu dürften im Jahr 1852 liegen. Ost wurde zum korrespondierenden Mitglied der Trierer "Gesellschaft für Nützliche Forschungen- ernannt; er reichte der Gesellschaft eine kleine Abhandlung über »Die Steineberger Ley« sowie Mitteilungen über andere Fundstellen aus dem Kreis Daun ein, die im ersten Band des Jahresberichts, der neuen Vereingzeitschrift der Gesellschaft, veröffentlicht wurden. Der Anstoß zu Osts Berufung in den Kreis der ehrwürdigen Trierer Gesellschaft dürfte von Philipp Schmitt ausgegangen sein, der seit 1848 Pfarrer zu St. Paulin in Trier und ordentliches Mitglied, 1851 und 1852 Vizepräsident und 1853 Präsident der Gesellschaft war. Schmitt, 1805 in Trier geboren, und Ost waren nicht nur etwa gleichaltrig, sondern erhielten auch im gleichen Jahr in Trier durch Josef von Hommer die Priesterweihe. Seit 1833 war Schmitt Pfarrer in Dillingen im Kreis Saarlouis, während Ost unweit davon in Limbach tätig war. Aus der Korrespondenz der beiden Männer sind nur sechs Schreiben Osts an Schmitt aus den Jahren 1852 bis 1854 erhalten, dennoch sind sie aufschlussreich genug, um ihre Geistes- und Seelenverwandtschaft zu erhellen. "Wie wahr ist Dein Schreiben, bei Mangel an Beschäftigung hier sind Musik und Alterthümer zu studieren ein wahres Glück!" schrieb Ost am 2. Dezember 1852 an seinen Freund. Im Zusammenhang mit der Aufnahme Osts in die Trierer Gesellschaft stand seine Bereitschaft, »die antiquarische Erforschung des Kreises Daun« zu übernehmen. Auch dieses Vorhaben ist ohne Schmitts Ermutigung und Vorbild nicht denkbar. Schmitt selbst hatte bereits während seiner Zeit als Pfarrer in Dillingen im Auftrag der Gesellschaft als korrespondierendes Mitglied ein ähnliches Werk verfasst: »Der Kreis Saarlouis und seine nächste Umgebung unter den Römern und Gelten«, das 1850 in der Trierer Buchhandlung von Friedrich Lintz im Druck erschien. In Trier selbst begann Schnitt unverzüglich mit der Erfassung der archäologischen Denkmäler des umliegenden Landkreises. Zu Anfang des Jahres 1852 nahm Ost ebenfalls seine »Arbeit für Erforschen der Alterthümer in dieser Region" auf. »Schier täglich seit 1/2 Jahre suche und laufe ich über Berg und Thal nach Spuren der alten Welt, und bin höchst glücklich und wohl dabei", auch wenn er an anderer Stelle gestehen musste, »dies Geschäft ist wirklich ermüdenter, als mancher glauben möchte. Jedoch was man gern thut etc..". Die Begeisterung des Altertumsforschers und die Unterstützung durch den erfahrenen Schmitt führten schon gegen Ende des Jahres 1853 dazu, dass Schmitt in Osts Namen »das Resultat dieser grossen Arbeit... begleitet mit Karten und Zeichnungen in 46 Bogen« der Gesellschaft vorlegen konnte. »Während man früher nur Weniges kannte, sind jetzt durch Herrn Ost 111 Wohnplätze, 118 tumuli, 19 befestigte Plätze und 7 Landgräben aufgefunden und beschrieben- worden. Damit war das Werk aber keineswegs schon abgeschlossen. Ost war sich darüber im klaren, das »noch vieles darin einer Ergänzung bedarf" und bat Schmitt, »übersende mir alles, war zur Vervollständigung halten kann, was Ihr schon lange von dem Einen oder Anderen wisst [...] damit so eine complette Sammlung u. ein vollständiges Licht über das alte Daun entstehe«.

Tatsächlich hat Schmitt die Bitte seines Freundes und Mitforschers getreulich erfüllt und seine Notizen zusammen mit dem Manuskript zu Osts »antiquarischen Liebhabereien- im Mai 1854 übersandt. Das auf diese Weise »mit manchen Zusätzen bereicherte" Werk machte Ost noch im gleichen Jahr der Gesellschaft zum Geschenk. Hatte er 1853 noch geschrieben, das Manuskript nach möglichster Vervollständigung für das »Archiv« der Gesellschaft zur Verfügung stellen zu wollen, so dürfte ihm doch die erklärte Absicht des geschäftsführenden Sekretärs der Gesellschaft, Gerhard Schneemann, »diese allseitig interessante Schrift durch den Druck bekannt zu machen«, nicht unwillkommen gewesen sein.

Das Werk stellt im Folioformat auf 292 eng beschriebenen Seiten eine in sich geschlossene, musterhaft angelegte Monographie dar. Dem vorangestellten historischen Abriss (»Geschichtliches über den Kr. Daun und im Allgemeineren über das Trierische Land«) folgt eine zusammenfassende Auswertung (»Beobachtungen an mehreren im Kreise Daun vorgefundenen Alterthümern im Allgemeinen"]. Daran schließt sich die eigentliche Ortskunde an, die in alphabetischer Folge 94 Ortschaften des Kreises Daun sowie der angrenzenden Gebiete umfasst; innerhalb einer Gemeinde sind die Fundstellen durchnumeriert. Eine Kreiskarte mit Eintragung der Fundstellen rundet das Werk ab.

Die Konzeption der Ortskunde, die das eigentliche Kernstück einer solchen Arbeit darstellt, haben Schmitt und Ost in regem Austausch entwickelt und jeder für seinen Kreis realisiert. Das größere Verdienst dürfte dabei wohl auf Schmitt entfallen', sowohl aufgrund seiner Erfahrungen mit dem Kreis Saarlouis als auch durch seine Stellung im Mittelpunkt der archäologischen Aktivitäten der Gesellschaft. Wie bei Schmitts Kreis Trier werden auch in der Ostschen Arbeit die Grundlagen in erster Linie durch die eigenen Beobachtungen gebildet; dazu kommen die Berichte und Erzählungen der befragten Einwohner. Besondere Aufmerksamkeit erfahren die volkstümlichen Überlieferungen, Lokalsagen sowie aussagekräftige, also fundstellenanzeigende Orts- und Flurnamen. Darüber hinaus erscheinen Ost und Schmitt - zumindest im Rheinland - als die ersten Altertumsforscher, die systematisch die urkundliche Überlieferung für die zeitliche Einordnung mittelalterlicher Siedlungen auswerten, wozu vielfach die älteren historischen Darstellungen von Johann Nikolaus von Hontheim, Christoph Brouwer und Jacob Masen oder die »Eiflia illustrata« von Johann Friedrich Schannat und Georg Barsch sowie die Gesta Treverorum benutzt werden.

Die im Gelände noch erkennbaren Bodendenkmäler wie Gräber und Grabhügel, Römerstraßen, Siedlungsplätze und Befestigungen stellen in inhaltlicher Hinsicht den natürlichen Schwerpunkt von Osts Dauner Ortskunde dar. Dazu kommen bemerkenswert erscheinende Bauwerke wie Kirchen und Kapellen mit Hinweisen auf Inschriften, Wappen, Glocken sowie gelegentlich auch Bemerkungen zum Inventar. Sogar der Freiheitsbaum von 1794 in Demerath oder Naturdenkmäler wie das Immerather Maar finden Beachtung. Vielfach werden auch einzelne Rundstücke erwähnt, wie die als »Donnerkeile" bezeichneten Steinbeile oder die als römerzeitlich erkennbare Keramik. Münzen werden wenn möglich einzeln beschrieben, was natürlich den eigenen Augenschein voraussetzt. Sehr häufig finden sich kleine Skizzen zur Illustrierung der beobachteten Siedlungsstellen und Fundstücke. Überlegungen zur Datierung resultieren meist aus der Beobachtung von Keramik oder Münzen oder beruhen auf der Auswertung mittelalterlicher Urkunden. Bedeutsame Anlagen oder Funde erfahren eine ihrer Bedeutung angemessene ausführlichere Behandlung. Besonders stolz war Ost auf die von ihm entdeckte Befestigung auf der Diezenley, die er in ihrer Bedeutung dem bekannten Ringwall von Otzenhausen an die Seite stellt: »Eine Stunde südlich von Geroldstein überrascht den forschenden Freund des Aiterthums ein grossartiger Steinring... Keine Schrift erwähnt denselben...«. Im Vorwort hat Ost auch Rechenschaft über seine Arbeitsweise gegeben: "Eine möglichst genaue Ortsbestimmung ließ ich mir angelegen sein, theils um weiteren Forschungen in die Hand zu arbeiten, theils um den vielen Besuchern dieser Gegend, den Freunden der Natursehenswürdigkeiten u. der Antiquitäten gleichsam ein Führer zu werden. Damit Zuverlässigkeit meinen Mittheilungen nicht abgehe, nahm ich immer die alterthümlichen Reste, die Stellen, die Fundorte etc. in Ansicht, fertigte die nöthigen Notizen sogleich. Fremde Angaben über Localitäten u. gefundene Gegenstände benutzte ich ungesehen, wo möglich, in der Regel nicht; wo es dennoch geschehen ist, hob ich dieses besonders hervor." Diesen selbst formulierten Anspruch hat Ost auch erfüllt. Topographische Zuverlässigkeit, das Prinzip der Autopsie und eine kritische Prüfung der Informationsquellen zeichnen die Schrift aus.

Anders als Schmitt, in dessen Werken über die Kreise Saarlouis und Trier historische Einführungen und zusammenfassende Auswertungen fehlen, hat Ost mit seinem Werk über den Kreis Daun im Grunde bereits die Konzeption einer archäologischen Landesaufnahme vorweggenommen, wie sie drei Generationen später von Josef Steinhausen mit der "Ortskunde Ther-Metten dort" (1932) und der zugehörigen -Archäologischen Siedlungskunde des Trierer Landes« (1936) exemplarisch vorgelegt worden ist.

Wohl 1855 oder Anfang 1856 kam das Manuskript aus dem Besitz der Trierer Gesellschaft wieder an Ost zurück. In der Folge sollte sich auch in diesem Fall der Satz bewahrheiten, dass auch Bücher ihr Schicksal haben. Verhandlungen der Gesellschaft mit dem Buchhändler Lintz über Druck und Verlag kamen zu keinem positiven Ergebnis. Daraufhin regte Ost im Dezember 1856 an, "damit diese mühsam aufgesuchten Antiquitäten nicht noch fortan im Verborgenen bleiben mögten, so könnten sie nach meiner Ansicht unseren Jahresberichten nach u. nach zur Veröffentlichung partienweise beigefügt werden«. Unter Verzicht auf die historische Einleitung sollte mit den auswertenden allgemeinen Beobachtungen begonnen werden und danach die Ortskunde folgen. Diesem Vorschlag fügte er nochmals das abgeschlossene Manuskript über die Altertümer im Kreis Daun bei sowie ein eben vollendetes über die »Geschichte der ehemaligen Herrschaft u. des Hochgerichtes zu Wollmerath«. Nachdem im Vorjahr auf einem Dachboden in Wollmerath eine große Anzahl von Urkunden aus der Zeit von 1200 bis 1800 aufgefunden worden waren, halte er auf ihrer Grundlage die erwähnte historische Abhandlung verfasst. Auch dieses Werk empfahl er der Gesellschaft zur auszugsweisen Publikation im Jahresbericht.

Die Gesellschaft stand 1856 vor einer schwierigen, von ihr allein kaum zu meisternden Situation. Mit Philipp Schmitt war eines ihrer tatkräftigsten Mitglieder verstorben. Das von ihm über den Landkreis Trier verfaulte Werk war vollendet und stand ebenso zur Veröffentlichung an wie das gleichfalls auf ihre Veranlassung hin von Ost erarbeitete Manuskript über den Kreis Daun. Die Gesellschaft konnte »nicht umhin ihr lebhaftes Bedauern auszudrücken, dass ihr vorerst die Mittel abgehen, vorstehende Werke, in welche sich die Resultate vieljähriger, sorgfältiger, mit Umsicht und Sachkenntniss vorgenommener Forschungen niedergelegt finden, der Öffentlichkeit zu übergeben und so mehr für die Wissenschaft benutzbar zu machen«. Bei dieser Feststellung musste es dann in der Folge auch bleiben. Der große Umfang von nun gar zwei Kreisbeschreibungen, die gleichzeitig zum Druck vorlagen, überforderte die Mittel der Gesellschaft. So kam Osts Vorschlag zur fortsetzungweisen Publikation in den Jahresberichten bemerkenswerterweise für das nicht so wichtige, dafür aber erheblich schmälere Werk über das Hochgericht von Wollmerath zum Tragen. Im Juli 1857 bat er die Gesellschaft um die Übersendung des Manuskripts zu den Dauner Altertümern, »damit ich das nun gefundene hinzuschreibe, ergänze oder verbessere; sie kommen bald zurück nach Trier«. In den folgenden Jahren bis 1862 erschienen noch mehrfach kleinere Beiträge von Ost in den Trierer Jahresberichten; verschiedentlich ist auch noch Korrespondenz vorhanden. Von den "Dauner Alterthümern« ist aber nicht mehr die Rede.

Wegen eines chronischen Augenleidens trat Ost 1869 mit 63 Jahren in den Ruhestand und siedelte als Pensionär zu Verwandten in Aisfassen über, wo er in seinem Geburtshaus lebte. Hier starb Johann Ost am 5. Juni 1871. Nur wenige Wochen vor seinem Tod hat er der Gesellschaft doch noch die beiden Manuskripte über die Altertümer des Kreises Daun und das Hochgericht von Wollmerath hinterlassen. In dem zugehörigen Brief vom 16. April 1871 schrieb er abschließend: »Ich glaube nun mit diesen kleinen Arbeiten nicht besser zu thun können, als sie der Gesellschaft F. N. U. an zu vertrauen und für immer zu schenken, indem ich hoffe, dass sie gut verwahrt und fleißig benützt werden«.

Neben seiner Tätigkeit als Altertumsforscher hat Ost sich auch auf anderen Gebieten Verdienste erworben. Zu seinem bleibenden Werk darf man nicht zuletzt die aus den Urkunden geschöpfte Darstellung zum Hochgericht von Wollmerath rechnen. Im Rahmen seiner historischen Arbeiten hat er sich auch mit der Biographie Ludwigs von Deudesfeld befasst, der im 13. Jahrhundert das Frauenkloster in St. Thomas gestiftet hatte. Seine wohl 1855 verfasste erzählerische Darstellung in Form einer Legende oder Erbauungsnovelle ist 1861 im Dauner Kreisblatt gedruckt worden. Durch glückliche Umstände sind sowohl sein Manuskript als auch sein gebundenes Handexemplar der Druckfassung erhalten geblieben. Da die Gesellschaft für Nützliche Forschungen nicht nur die Altertumskunde und die Erforschung der Geschichte betrieb, sondern auch andere »nützliche" Wissensgebiete pflegte, rief sie auch für diese Zwecke ihre Mitglieder um Unterstützung auf. Im Rahmen der Witterungsbeobachtungen beteiligte sich Johann Ost in den Jahren 1853 bis 1856 mit entsprechenden Aufzeichnungen. Auf Wunsch der Gesellschaft oblag ihm zweimal täglich »Wärme, Wind und Himmelsnaturerscheinungen zu beobachten und die Tage mit Regen, Schnee und Gewitter, sowie andere merkwürdige Naturerscheinungen an seinem Pfarrorte aufzuzeichnen und uns mitzutheilen«. Diese meteorologische Beobachtungen, die zur gleichen Zeit auch der Pastor Matthias Portery in Nunkirchen vornahm, ergänzten die von den Gesellschaftsmitgliedern Flesch und Lichtenberger an den Wetterstationen in Trier und Neunkirchen (Saar) für das »Königl. Statistische Bureau« in Berlin vorgenommenen und in den Jahresberichten der Gesellschaft ausführlich in Tabellen veröffentlichten Aufzeichnungen. Die von Ost gemachten Notizen fanden ihren Niederschlag in kurzen Zusammenfassungen im Jahresbericht. Zuvor hatte schon Philipp Schmitt in Dillingen in den Jahren 1834 bis 1846 entsprechende Beobachtungen und Aufzeichnungen getätigt. Osts über die Tagesaufgaben hinausgehenden Interessen zeigten sich schon in den 1830er Jahren in Fragen der Kirchenmusik. In einem ebenso kritischen wie konstruktiven Vortrag über die Frage, ob der lateinische Choral oder das deutschsprachige Kirchenlied im Gottesdienst vorzuziehen sei, räumte er der traditionellen Musik den Vorrang ein, ohne das muttersprachliche Liedgut gering zu achten. Er ist später auch als Komponist mehrstimmiger Messen und Motetten hervorgetreten. Aus der Korrespondenz mit Schmitt ergibt sich, dass er noch 1853 mit dem Trierer Buchhändler Lintz wegen der Veröffentlichung eines Heftes seiner Kinderduette in Kontakt stand. Im gleichen Jahr klagte er darüber, dass sich offenbar doch kein Verlag finden ließe, der seine Choralmessen drucken wolle. Kurze Zeit danach muss es ihm aber dann gelungen sein, in der Schulbuchhandlung Langensalza drei Messen zu veröffentlichen, die sich aber leider nur bibliographisch nachweisen lassen. Damit müssen alle musikalischen Arbeiten Osts als verschollen gelten.

Die Beziehung des korrespondierenden Mitglieds Ost zur Gesellschaft für Nützliche Forschungen war naturgemäß vor allem schriftlicher Art. Nur einmal scheint er ein Fundstück in die Trierer Sammlung vermittelt zu haben: eine bei Neroth gefundene römische Aschenkiste. Naheliegenderweise hat Ost bei seinen zahlreichen Besuchen von Fundstellen auch obertägig angetroffene Fundstücke aufgesammelt, interessant erscheinende Objekte von seinen Mittelsleuten erhalten sowie bei gelegentlichen Ausgrabungen Funde geborgen. "Ich habe auch noch gegen 40 Kästchen stumme Zeugen von den gesammelten Scherben, Ziegelstückchen u. dgl. Was soll ich mit ihnen anfangen? -. Diese Frage Osts an Schmitt verdeutlicht das große Problem privater Sammlungen. Denn erhalten geblieben sind die von Ost zusammengetragenen Funde leider nicht; sie wären als Belegstücke eine höchst willkommene Ergänzung seiner schriftlichen Aufzeichnungen.

Über den Verbleib der von Ost nach seinem Tod 1871 hinterlassenen Aufzeichnungen, Korrespondenzen, Kompositionen und sonstigen Arbeiten sind wir nur summarisch unterrichtet: »Der schriftliche Nachlass seiner Geistesarbeit, seit seinem Tod im Geburtshaus zu St. Wendel-Alsfassen verwahrt, ist während der natio-nalsoz. Zeit unverständlicherweise der damaligen 'Entrümpelung' zum Opfer gefallen«. Zu den damit verlorengegangenen Hinterlassenschaften dürften auch die erwähnte Sammlung von Fundstücken und die Urkunden aus Wollmerath gehören, vielleicht auch weitere »Karten und Zeichnungen« zu den Altertümern im Kreis Daun, die 1853 noch Erwähnung gefunden haben. Als verschollen muss auch eine zweite »Chronik der hochgerichtlichen Herrschaft Wollmerath, zurückgreifend bis 1390«, die sich im Pfarrarchiv Wollmerath befand. Nur dem glücklichen Zufall der Überlieferung ist es schließlich zu verdanken, dass neben den gedruckten Abhandlungen in den Jahresberichten der Gesellschaft für Nützliche Forschungen noch einige wenige, aber wichtige Aufzeichnungen erhalten geblieben sind, die sich im Anhang verzeichnet finden. Im Fall der Novelle über Ludwig von Deudesfeld lässt sich der Überlieferungsweg weder bei der Handschrift (Bistumsarchiv Trier, 106/98) noch bei Osts Handexemplar des Druckes (Bibliothek des Bischöflichen Prieslerseminars Trier, Z 1223) rekonstruieren. Alle übrigen noch greifbaren schriftlichen Zeugnisse seines Lebenswerkes befinden sich im Besitz der Gesellschaft für Nützliche Forschungen, der sie der Verfasser selbst zu Lebzeiten übereignet hatte; sie werden heute in der Bibliothek des Rheinischen Landesmuseums Trier aufbewahrt. Von bleibender Bedeutung unter Osts wissenschaftlichen Arbeiten hat sich zweifellos sein Werk über die Altertümer im Kreis Daun erwiesen, obwohl es nur als originäre Handschrift vorliegt und nie über den zweifellos verdienten Druck eine weitere Verbreitung erfahren hat. Felix Hettner, der nur sechs Jahre nach Osts Tod das Trierer Provinzialmuseum begründete, war von dem vorgefundenen Werk beeindruckt; er lobte Ost, »der auf grund rastloser Bereisung der Gegend mit scharfem Blick wie nüchterner Kritik eine musterhafte Beschreibung des Kreises- zusammengebracht habe. Seine Absicht, das Buch auf aktualisiertem Stand herauszugeben, hat er leider nicht realisieren können. Der Wert der Ostschen Aufzeichnungen über den Kreis Daun hat sich seither immer wieder dadurch erwiesen, dass alle einschlägigen wissenschaftlichen Arbeiten und viele heimatkundliche Schriften mit Gewinn aus seinen Aufzeichnungen geschöpft haben, gleichviel ob sie sich mit Kunstdenkmälern oder Inschriften, Befestigungen, Grabhügeln oder Wüstungen befasst haben. Damit erweist sich das von Johann Ost hinterlassene Manuskript über die Altertümer im Kreis Daun selbst als Denkmal für einen den Ideen der Romantik zugeneigten, aufgeklärten Vertreter des gebildeten geistlichen Standes um die Mitte des 19. Jahrhunderts.

Dieser Beitrag wurde anlässlich des 125. Geburtstages von Johann Ost verfasst und erschien zuerst mit Quellenangaben und einem ausführlichen Verzeichnis seines literarischen Werkes in der vom Rheinischen Landesmuseum Trier herausgegebenen Zeitschrift »Funde und Ausgrabungen im Bezirk Trier« 28,1996, S. 81 -92. - Auf Wunsch des Redaktionskollegiums wird die Abhandlung in dieser verkürzten Form den Lesern des Dauner Heimatjahrbuchs zur Kenntnis gebracht.