90 Jahre Kirchenchor Cäcilia Jünkerath

Herbert Schermack, Hillesheim

Der katholische Kirchenchor »Cäcilia" Jünkerath feierte in diesem Jahr sein 90jähriges Bestehen, ein Anlass zurückzublicken. Eine Chronik wurde bereits zum 80. Geburtstag des Chores von Johannes Ritzen erstellt, 1987 von Marianne Seewald und in diesem Jahr von Margret Klein, der jetzigen Vorsitzenden, weitergeführt. Kenntnisse des Chorlebens aus der Zeit vor dem ersten Eintrag in die Pfarrchronik verdanken wir besonders unserem 1989 verstorbenen Ehrenvorsitzenden Johann Born, sowie Elisabeth Pick, die bereits seit 1933 bis vor etwa einem Jahr aktives Mitglied des Chores und anlässlich des 90jährigen Chorjubiläums zum Ehrenmitglied ernannt wurde. Seit der Jahrhundertwende entwickelte sich Jünkerath zu einem lokalen Wirtschaftszentrum mit steigender Einwohnerzahl. Wahrscheinlich bestand bei der Fertigstellung und Einweihung der Kirche schon ein Chor, beziehungsweise wurde er vom ersten Jünkerather Pfarrer Josef Rode gegründet. Nach dem ersten Chorleiter Jakob Mathey, der nur kurze Zeit dirigierte, leitete der Mitbegründer Albert Gülden den Chor 50 Jahre lang. Anfangs ein Männerchor, sang man sonn- und feiertags Choräle. Meist wurde der Chor an Hochfesten von einer Streichergruppe begleitet. Ein von Albert Gülden gegründeter Mädchenchor, der nicht wie die Männer im Gasthaus »Zulauf«, sondern in der Kirche probte, sang zu Marienfesten, Hochzeiten und Begräbnissen. Ebenfalls noch zur Zeit des ersten Pfarrers begann Albert Gülden mit dem Proben von meist ernsthaften religiösen Theaterstücken, die der Chor in der Fastenzeit aufführte. Mit erster Eintragung in der Pfarrchronik hinsichtlich der Chorarbeit wird im Jahre 1911 über einen Lehrgang mit dem Thema »Gregorianischer Choral« berichtet. Nach den Kriegsjahren wurde am 16. 7. 1921 Pfarrer Beulen Seelsorger in Jünkerath. Etwa 1922 oder 1923 gab es eine erste Aufführung der "Passion^ als Theaterstück durch den Kirchenchor. Es soll ein eindrucksvolles Erlebnis gewesen sein. Später, zum Fest der zweiten Glockenweihe, wird das Theaterstück -Der Glockenguss von Bressau« aufgeführt. Auch wird am 23. 2. 1929 von gesanglichen Fortschritten des Chores berichtet, da der Chor anlässlich der goldenen Hochzeit der Eheleute H. Meyer und Maria geb. Philippi eine mehrstimmige Messe sang.

Von gelegentlich anderen Tätigkeiten zeugt ein Bericht, der zum Schmunzeln anregt. In Pfarrers Garten stand in jenen Jahren ein Birnbaum mit edlen Früchten, die sich stets nach der Chorprobe in dunkler Stunde verringerten. Verdacht des Pfarrers: Aus der »Krim» kamen einige Sänger, denen man solche Streiche durchaus zutrauen konnte. Just beichtete einer derselben eines Tages, er habe Mundraub begangen und Birnen gestohlen; ob es des Pfarrers Birnen waren, verschwieg er. Wiederum wurden im Jahre 1928 oder 1929 Passionsspiele aufgeführt. Ein weiteres Ereignis für die Pfarrgemeinde: Jünkerath kam 1930 zum Bistum Trier. Die Männer probten inzwischen im Gasthaus Michaelis, die Mädchen immer noch in der Kirche. Freitags probten beide Chöre zusammen für die Hochfeste des Kirchenjahres mehrstimmige lateinische Messen. Am 4. September 1932 feierte der Kirchenchor sein 25jähriges Bestehen, was auf das Gründungsjahr 1907 hinweist. Dass der Chor trotz der zurückliegenden Kriegsjahre sich ansehnlich weiterentwickelte, zeigt sein 40jähriges Jubiläum am 24.10.1947, an dem er im Festhochamt eine siebenstimmige Messe sang. Inzwischen waren Männer- und Mädchenchor zu einer Chorgemeinschaft geworden, die die Feste des Kirchenjahres und darüber hinaus manche Ereignisse in der Pfarrei wie Primiz, Glockenweihe, Einweihung des Ehrenmals, Begrüßung und Verabschiedung von Seelsorgern und viele Ereignisse mehr festlich gestaltete. Die Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils brachte auch für die Kirchenchöre einen Umbruch. Hinzu kam, dass der langjährige Chorleiter Albert Gülden aus gesundheitlichen Gründen keine regelmäßigen Proben mehr durchführen konnte. Es folgte ein ständiger Wechsel von Dirigenten, die aushalfen. Der

Chor schrumpfte in dieser Zeit von 50 auf 20 Sängerinnen und Sänger. Am 25. 10. 1959 gelang es, Johann Schäfer aus Gillenfeld als Küster, Organist und Chorleiter zu gewinnen. Er vermochte auch die Jugend für den Chor zu interessieren. Es ging wieder bergauf. Gemeinsam mit dem DEMAG-Werkchor und dem Musikverein Gillenfeld gestaltete der Kirchenchor am 24. 1. 1960 einen Liederabend, an dem auch eine Tanzgruppe des Vfl 09 das Publikum mit ihren Darbietungen erfreute. Albert Gülden feierte am 19. 11. 1960 seinen 70. Geburtstag. Er hatte jahrzehntelang den Chor als starke Persönlichkeit geleitet, so dass erst in den 50er Jahren erste Vorsitzende in Erscheinung traten. Einer von ihnen, Johann Born, lenkte über zwanzig Jahre lang die Geschicke des Chores. Ein bedeutender Tag war für Chor und Pfarrgemeinde die Einweihung der neuen Orgel am 29. 10. 1961. Der Chor dankte mit dem »Halleluja« von Georg Friedrich Händel. Im Jahre 1963 verließ Johann Schäfer den Chor. Mit dem neuen Dirigenten Lehrer Grocholl aus Feusdorf und seinem Nachfolger Lehrer Herbert Neumann bemühte sich der Chor erfolgreich, mit neuen Gesängen der Liturgiereform zu entsprechen. Das 60jährige Stiftungsfest wurde am 22. 10. 1967 mit einer vierstimmigen lateinischen Messe im Festgottesdienst und einem fröhlichen Liederabend gestaltet. Inzwischen wurde Herbert Neumann vom Organisten Hans Reifferscheid als Chorleiter abgelöst. Erstmals fand 1967 ein Adventsingen statt, mit DEMAG-Werkchor, evangelischem Singkreis und dem Kirchenchor Jünkerath. Ein Jahr später kam die »Kleine Cantorei« aus Dahlem dazu. Danach wurde das Adventsingen in zweijährigem Turnus bis heute weitergeführt. Im Herbst 1971 übernahm Herbert Schermack die Chorleitung. Er brachte einen Kinderchor gleich aus der Schule mit, verstärkt mit Kindern der Pfarrei auf anfangs 60 junge Sängerinnen und Sänger, welcher Jugendmessen gestaltete, auch die Gottesdienste an den Festtagen, allein oder gemeinsam mit dem Kirchenchor. Zur Belohnung gabs von der Familie Schermack in den Jahren 1975 und 1976 für den Kinderchor zwei unvergeßliche Zeltlager im Ourtal. Im Jahre 1975 sang der Chor erstmals im Salesianerkloster Jünkerath die Gottesdienste am Ostermontag und am zweiten Weihnachtsfeiertag, was seitdem beibehalten wurde. Pfarrer Eduard Latzke, der 22 Jahre lang die Geschicke der Pfarrei geleitet hatte, wurde am 27. 4. 1980 verabschiedet. Den neuen Pfarrer Winfried Beissel konnten wir am 4. 5. 1980 begrüßen. Mit ihm und zahlreichen Gastchören aus den Nachbargemeinden feierten wir unser 75jähriges und 80-jähriges Jubiläum. Inzwischen wurden die Proben vom Gasthaus Michaelis ins »Pfarrsälcnen» verlegt. 1993 konnte die Pfarrgemeinde unseren jetzigen Pfarrer Reinhard Mallmann begrüßen, dessen ansprechende Liturgiegestaltung und persönliche Musikbegabung den Chor besonders motiviert, die Gottesdienste mit auszurichten. Ein Chorjahr ist angefüllt mit großem persönlichem Engagement der »aktiven Mitglieder«, außer den Festgottesdiensten das ganze Jahr hindurch Feste und Feiern musikalisch zu gestalten. Dekan als Ingen, Wallfahrten, Jubiläen anderer Chöre, Adventsingen, Hochzeiten, auch Begräbnisse, besondere Geburtstage, Liedvorträge im Altersheim und Krankenhaus. Ein besonderes Erlebnis war die Teilnahme an der Heilig-Rock-Wallfahrt mit dem Regionalchor der Region Westeifel. Die Chorgemeinschaft genießt bei vielen Gelegenheiten das gesellige Beisammensein und Gelingen ihrer Darbietungen. Es ist den Sängerinnen und Sängern des »Jünkerather Kirchenchores« zu wünschen, auch weiterhin viel Freude beim musikalischen Engagement zu erfahren und andere mit ihrem Gesang zu erfreuen.