50 Jahre Deutsche Mark

Die Währungsreform 1948

Erich Mertes, Kolverath

Mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945 im Westen, am 9. Mai 1945 im Osten, wurde der Zweite Weltkrieg beendet. Die Jahre danach bis zur Währungsreform 1948 sind als Notjahre vom Arbeitskreis Eifeler Museen in einem Katalog zur gleichnamigen Ausstellung eindrucksvoll dokumentiert worden. Auch Schulchroniken enthalten wertvolle Zeitberichte.

In diesen Notjahren galt zwar die Reichsmark noch als offizielle Währung, aber die wirkliche Währung war die Tauschware: Butter, Eier, Kartoffeln, Mehl, Speck, Zigaretten. Das war zwar offiziell verboten, aber allgemein gang und gäbe.

Damals wusste jeder: Die Reichsmark ist nichts mehr wert und muss umgewertet werden. Aber wie und wann das geschehen sollte, das unterlag offiziell einer großen Geheimhaltung.

Erst zwei Tage vorher, am 18. und 19. Juni wurde öffentlich der 20. Juni 48 als Umstellungstag bekanntgegeben. Am Samstag, den 19. Juni

Volksküche Bad Kreuzpach.

Essenkarte für..... Personen

Essensmarke für eine Woche in der Volksküche 1948. In den Notjahren nach dem Krieg wurden sogenannte Volksküchen eingerichtet für Arme und Schüler/Studenten, die kaum Geld hatten. Hier meine Wochenkarte vom Dez. 1948 in Bad Kreuznach. Es gab siebenmal in der Woche Suppe, Suppe, Suppe... Da Papier rar war, dienten solche »Dokumente« zusätzlich auch als Notizzettel.

Fünf Deutsche Mark 1948, in den USA gedruckt, a/s »Kopfgeld« ausgegeben am Tag der Währungsreform.

meldete die Presse: Ab 21. Juni gilt die neue Deutsche Mark!

Die wichtigsten Punkte der Umstellung waren: Das Altgeld der Reichsmarkwährung, mit Ausnahme von Kleingeld, trat ab Montag, den 21. Juni 1948 außer Kraft. Münzen und Papiergeld bis zu einer Mark blieben im Umlauf, sie waren aber nur noch 1/10 des Nennwertes wert. Ein Groschen galt also noch einen Pfennig.

Alles Altgeld musste bis zum 26. 6. 48 bei den Banken und Sparkassen abgeliefert werden. Was bis dahin nicht angemeldet oder abgeliefert wurde, das verfiel.

Zunächst erhielt jede Person einen Kopfbetrag (»Kopfgeld«) von 60 Deutsche Mark (DM) im Umtausch 1 : 1. 40 DM wurden am Sonntag, den 20. Juni 1948, sofort ausbezahlt, die übrigen 20 DM zwei Monate später. Der Umtausch erfolgte durch die Stellen, die für die Verteilung der Lebensmittelkarten zuständig waren. Auf dem Lande erfolgte der Umtausch auch in den Pfarrorten, so in der Gastwirtschaft Schmitt in Retterath und im Pfarrort Uess. Für den Umtausch waren die Lebensmittelkarten und die Kennkarten vorzulegen. Ein Familienvorstand musste diese für alle Familienmitglieder mitbringen.

Die Bankguthaben wurden zunächst halbiert. Die eine Hälfte wurde im Verhältnis 10:1 auf ein frei verfügbares Konto gutgeschrieben, die andere Hälfte kam auf ein Festkonto (Sperrkonto). Von diesem Festkonto wurden später 20 % auf das Freikonto umgetauscht und 10% auf ein besonderes Anlagekonto. Die restlichen Guthaben erloschen. Über Nacht waren dann plötzlich wieder Waren auf dem Markt und in den Läden, dass sich die Leute wunderten, wo das alles auf einmal herkam. Natürlich waren viele Waren in Erwartung der Währungsreform gehortet worden. Aber zunächst blieb das Preisniveau noch sehr hoch. Es kosteten Anfang 1949:

100 g Wolle 4-5 DM

1 Paar Damenstrümpfe bis 20 DM

1 Pfund Butter 10-12 DM

1 Zentner Weizen 40-50 DM

1 Ei 0,70-1 DM

Die Nachfrage überwog eben das Angebot, das ist das Gesetz der Marktwirtschaft. Da konnten sich viele Menschen manches noch nicht kaufen, denn die Löhne und Gehälter waren 1 : 1 geblieben. Mit zunehmenden Einfuhren, nicht zuletzt aufgrund des Marshall-Plans, nahm das Warenangebot zu und drückte auf die Preise, bis dann von diesem niedrigen Niveau heraus sich das Lohn-Kaufkraftverhältnis unserer Tage entwickelt hat. Für die Bauern war es 1948 ein Vorteil gewesen, dass die Währungsreform am 20. Juni vor der Ernte kam. So konnten sie im Herbst ihre Erzeugnisse gleich in der neuen DM verkaufen. Die Leute waren anfangs dem neuen Geld gegenüber noch misstrauisch. »Sie haben ja auch allen Grund dazu«, meinte ein Lehrer. Hier haben wir eine vergleichbare Situation mit der kommenden europäischen Währung, dem Euro. Auch wenn dies keine Währungsreform sein wird, sondern praktisch nur ein Umtausch, so ist doch die Frage berechtigt, ob diese neue

Währung so stabil bleiben wird, wie es unsere geliebte Deutsche Mark seit 50 Jahren ist.

Das neue Geld nach der Währungsreform 1948

Am 1. 3.1948 war durch Militärgesetz die Bank deutscher Länder (BdL) geschaffen worden. Ihr oblag die Ausgabe der neuen Münzen und Banknoten. Das Münzregal (Münzhoheit) ging 1950 auf die seit 1949 bestehende Bundesregierung über. 1957 trat an die Stelle der Bank deutscher Länder (BdL) die Deutsche Bundesbank als zentrale Notenbank der Bundesrepublik Deutschland.

Die Münzen der Bundesrepublik werden also im Auftrag der Bundesregierung geprägt, während die Banknoten im Auftrag der Deutschen Bundesbank gedruckt werden. 1948 und 1949 wurden Münzen und Banknoten unter der Bezeichnung »Bank Deutscher

Die 5 DM Banknote der Bank deutscher Länder von 1948. Sie enthält noch (am linken Rand) die Strafandrohung für Fälschungen: Wer Banknoten nachmacht oder verfälscht oder Nachgemachte oder Verfälschte sich verschafft und in Verkehr bringt, wird mit Zuchthaus nicht unter zwei Jahren bestraft.

10 DM Banknote, herausgegeben von der Bank deutscher Länder am 22. August 1949. Diese Banknoten enthalten die früher aufgedruckten Strafandrohungen für Fälschungen nicht mehr.

Länder« ausgegeben. Die Münzen beider Jahre haben alle diese Prägung, von den 5 und 10 Pfennig Zinkmünzen der Besatzungsmächte 1948 abgesehen. Die Banknoten dieser Zeit enthalten teilweise den Aufdruck Bank Deutscher Länder, teilweise aber auch nur den Aufdruck Deutsche Mark.

Die Münzen

Die Bank deutscher Länder gab 1948 und 1949 Münzen im Nennwert von 1, 5, 10 und 50 Pfennig aus. Das Zwei Pfennigstück war damals noch nicht darunter, es wurde erst ab 1950 unter der Bezeichnung "Bundesrepublik Deutschland« geprägt. Als erste kam die Einpfennigmünze 1948/1949 heraus. Die weiteren Münzen der BdL, also 5, 10 und 50 Pfennig, wurden 1949 geprägt.

Die Ausgabe dieser Münzen erfolgte mit Verzögerung. Das ist ja auch heute noch der Fall. Zuerst wurde die Einpfennigmünze Anfang 1949 ausgegeben, danach im Frühjahr 49 die 10-Pfennig-Münze. Die Ausgabe der 5 und 50 Pfennigmünzen erfolgte durch die BdL Anfang 1950.

Die Münzen der Bank deutscher Länder wurden nie widerrufen. Sie blieben über Jahrzehnte im Umlauf und waren bis in die 1980er Jahre hinein noch relativ häufig. Heute findet man sie nicht mehr. Dafür zahlen Sammler für den Erhaltungsgrad -sehr schön« (ss) dieser Münzen: 1 Pfennig = 5 DM, 5 Pfennig = 8 DM, 10 Pfennig = 5 DM, 50 Pfennig = 10 DM. Bei besseren Erhaltungsgraden »vorzüglich« oder gar »Stempelglanz« vervielfältigen sich die Liebhaberpreise der Sammler.

Die Geldscheine/Banknoten

In den USA war für den Tag X der Währungsreform Papiergeld von einer halben Mark bis hundert Deutsche Mark gedruckt worden. Es waren Nennwerte von 1/2 DM, 1 DM, 2 DM, 5 DM, 10 DM, 20 DM, 50 DM und 100 DM. Die meisten von ihnen trugen den Aufdruck: Serie 1948. Es gab aber auch Ausgaben, zum Beispiel von 20 und 50 DM, ohne den Jahresaufdruck. Auch sie wurden am 20. 6. 1948 ausgegeben.

Die in den USA gedruckten neuen Geldscheine wurden in Frankfurt/Main gelagert und durch die Bank deutscher Länder verteilt. Die auf den Banknoten früher üblichen Strafandrohungen

für Fälschungen waren den amerikanischen Ausgaben nicht mehr aufgedruckt. Dagegen enthielten sie mehrere verschiedenfarbige Sicherheitspunkte, das war damals etwas Neues. Unsere heutigen Banknoten haben neben dem Wasserzeichen und anderen Merkmalen noch einen Sicherheitsfaden, der stellenweise silbrig glänzt. Im Gegenlicht erscheint er als durchgehende Linie und lässt den Notenwert erkennen. Ein wichtiges Prüfungsmerkmal gegenüber Fälschungen.

Am 20. August 1948 gab dann die Bank deutscher Länder das erste Papiergeld von 5 und 10 Pfennig unter ihrem eigenen Namen heraus, dem folgte am 9. Dezember 48 die Ausgabe von Banknoten im Nennwert von 5, 50 und 100 DM. Am 22. S. 1949 gab die BdL die Banknoten von 10 und 20 DM heraus. Inzwischen sind seit der Währungsreform 1948 fünfzig Jahre vergangen, und nur die Älteren unter uns können sich noch daran erinnern. Damit begann der Aufbau der Bundesrepublik Deutschland, die in diesen Jahren wirtschaftlich, politisch und währungspolitisch immer stärker in ein vereintes Europa einbezogen wird. Ich wünsche dieser Entwicklung viel Erfolg! Möge sie neben einer starken Währung auch zu mehr Frieden unter den Nationen beitragen.

Münzen und andere Werte in Papiergeld erschienen im Jahrbuch 1091 auf Seite 2i-2/.