Ein Manderscheider Graf im Dienste des Kaisers

Der Dreißigjährige Krieg brachte großes Leid über die Bevölkerung der Eifel

Erwin Schöning, Pelm

Johann Gerhard, Graf von Manderscheid, Blankenheim und Gerolstein, Herr in Jünkerath, Daun, Erp, Bettingen und Dreimühlen, starb am 6. Oktober 1611 auf seinem Schloss Gerolstein. Bereits im Jahre 1604 hatte er eine eheliche Verbindung seines Sohnes Karl mit Anna Salome, Tochter Joachims, Graf von Manderscheid-Virneburg, zustande gebracht. Außer einer ansehnlichen baren Mitgabe gab er ihm die Herrschaft Kronenburg und die Grafschaft Roussy und setzte ihn in seinem Testament zum Universalerben ein.

Graf Karl wurde am 18. August 1574 als zehntes von 13 Kindern geboren. Er wurde am Hof des Erzherzogs Ernst von Österreich erzogen. Johann Friedrich Schannat schreibt in der Eifelia Illustrata über ihn: - Die damalige Zeit stimmte mit seinem nicht zur Ruhe geneigten Geiste und begünstigte die Befriedigung seines Wunsches, im Felde zu glänzen.« 1619 ernannte Kaiser Ferdinand II. ihn zum Oberst. Als solcher zeichnete er sich 1631 besonders aus (vermutlich im kaiserlichen Heer unter Tilly bei der Eroberung von Mecklenburg). Der Dreißigjährige Krieg brachte auch für die Bevölkerung der Eifel großes Leid und Elend. Er war begleitet von Konfiskation, Einquartierung, Zerstörung, Verwüstung, Plünderung, Mord, Hunger und Seuchen, vor allem Beulenpest und Typhus. Not und Elend waren an der Tagesordnung. Der König von Spanien ist als Herzog von Luxemburg auch Landesherr eines Teiles der Eifel, wozu fast der ganze Kreis Bitburg, große Teile des Kreises Wittlich und die Kreise St. Vith, Prüm und Schleiden gehörten. Die Spanier benutzten dieses Gebiet in erster Linie als militärische Stützpunkte. Für die Bevölkerung der Eifel war es gleich, ob kaiserliche Truppen, Spanier oder die mit ihnen verbündeten Lothringer die Dörfer und Städte besetzten oder ihre Gegner, die Franzosen, Niederländer, Schweden oder Hessen. Alle waren Söldner, lebten nach dem Motto "der Krieg ernährt den Krieg« und pressten das Letzte aus der Bevölkerung heraus. In den Anfangsjahren des Dreißigjährigen Krieges blieb die Eifel noch einigermaßen verschont. Im Jahre 1631 erscheint der kaiserliche Generalfeldmarschall Piccolomini mit seinen Truppen, um sie gegen die Niederländer einzusetzen. Den Winter über quartieren sie sich in Kronenburg, Schmidtheim und auf der Wildenburg ein. Täglich müssen die Bewohner für jeden Soldaten zwei Pfund Brot, ein Pfund Fleisch und eineinhalb Liter Bier abliefern.

Am 28. Juli 1642 überfielen hessische Truppen unter Führung des Oberstleutnants Bronckhorst von Düren aus die Stadt Hillesheim, plünderten sie, töteten sechs Bürger und den "Juden«, verwundeten mehrere Einwohner und führten sechs Bürger als Geiseln mit sich, die der Pastor loskaufen musste. Im Jahr 1647 griffen lothringische Truppen Hillesheim an und beschossen die Stadt mehrere Tage lang. Hierbei fügten die Bürger der Stadt und einige Bauern der Umgebung den Lothringern bedeutende Verluste zu, so dass sie abziehen mussten. Der Herzog von Lothringen forderte später für den Verlust von 300 Soldaten eine Entschädigung von 30.000 Dublonen von der Stadt Hillesheim, die jedoch nicht gezahlt wurden. Auch die Gerolsteiner Herrschaft Kronenburg wird immer wieder von niederländischen Truppen heimgesucht, 1647 besteigen hundert Holländer mit Leitern bei Nacht die Kronenburg, nehmen die Kompanie eines luxemburgischen Regiments gefangen und führen sie nach Maastricht.

Die Untertanen in der Gerolsteiner Grafschaft jammerten, dass sie die Abgaben nicht mehr zahlen könnten und dass die Soldateska ihnen selbst das Stroh vom Lager nehme. Graf Karl wandte sich an Kaiser Ferdinand, indem er dem kaiserlichen Hof einen Vertrag anbot, sechs Kompanien Infanterie ausheben und aufstellen zu lassen, wenn sein Land dann von Einquartierungen verschont bleibe. Die Manderscheider Grafen klagten, dass man gerade sie als "gehorsame ständt« des Reiches immer wieder belaste. Nach einer Zusammenkunft mit anderen Eifeler Grafen schrieben Karl und Johann von Manderscheid bereits 1632 an den Grafen von Nassau: »Wir undt unsere arme unterthanen (sind) über die gebuir und mehr als andere Fürsten und Stendte beschwert". Die Untertanen seien »Aussaugt., und offenbar gelte immer noch das Sprichwort: "Da alle zäun arn niedrigsten sein, man jedezeit wolle übersteigen". Auch nach dem Westfälischen Frieden war der Krieg in der Eifel noch nicht zu Ende, weil sich die Spanier und Lothringer nicht mit den Franzosen einigen konnten. Erst der Pyrenäenfriede von 1659, der den 150jährigen Kampf Frankreichs gegen die spanische Umklammerung zugunsten Frankreichs beendete, brachte die Waffenruhe und damit Frieden für die Menschen in der Eifel. Von den zwölf Ortschaften der Gerolsteiner Herrschaft Kronenburg war die Bevölkerung 1649 um mehr als die Hälfte zurückgegangen. Ein Chronist schreibt 1651: »Die Herrschaft ist so ruiniert, dass kein Bauer mehr- auf dem Lande zu finden war.« Im benachbarten Stadtkyll waren nur noch drei Häuser stehengeblieben.

Graf Karl von Manderscheid-Gerolstein ließ auch die Schlosskapelle auf der Löwenburg bauen. In einem Befehl vom 14. Mai 1634 heißt es: »Meister Daniel soll auf Kosten des Grafen die hölzernen Bogen oder Gewölbe machen und Türmchen auf die Winkeltreppe ausrichten; das Mauerwerk soll Meister Josef Weiland von Wittlich ausführen; Kalk, Steine und Steigholz liefert der Graf."

Im Jahre 1635 ist der Bau im Werden. Am 9. August 1642 konnte Weihbischof Stravius von Köln die Erlaubnis zur heiligen Messe erteilen, doch sei sie vorher durch den Landdechanten oder Pastor zu benedizieren. Diese Kapelle ist beim Brand von Gerolstein am 30. April 1708 mit abgebrannt.

Nach Kaiser Ferdinands II. Tod im Jahre 1637 zog sich auch Graf Karl von den Beschwerden der Feldzüge kränklich auf sein Schloss Gerolstein zurück. Im Jahre 1648 starb seine Gattin Anna Salome, deren Tod er tief betrauerte und am 20. November 1649 folgte er ihr nach. Von den sieben Kindern übernahm sein Sohn Ferdinand Ludwig die Regierung.

Literaturangaben

Johann Friedrich Schar mal/Barsch: Elflia Illuslrala Bd. 1, Abi 2

Neudruck Oer Ausgabe1fi54, Osnabrück Quo Zeller I96S.

Johann Friedrich Scliannat/Barsch: ElflJa Illustrata E3d 1, Abi 2.

Abschnitt 1. NeudrucK der Ausgabe 18M. Osnabrück. Otto Zeller

1966.

Die schone Eilel - Kroneriburg. Herausgeber: Eifel verein