Sein Hobby ist die Herstellung von Alphörnern

Blick in die Werkstatt von Matthias Lauer in Birresborn

Erwin Schöning, Pelm

Das Alphorn gehörte einmal zum festen Hausund Hütteninventar der Allgäuer Hirten und Senner. Dann wurde das Blasen auf dem uralten Hirteninstrument lange Zeit nicht mehr ausgeübt und gepflegt. Erst in neuester Zeit wurde dieses Brauchtum wiederentdeckt. Wer heute als Feriengast ins obere Allgäu kommt, hört oft kilometerweit die hallenden, eigenartig schwermütigen Klänge des Alphorns. In der Bergwelt kann das Alphorn seinen ganzen Zauber entfalten. Wenn sein Echo vielfach in den Bergen erschallt, feiert es den Triumph seiner Bestimmung.

Das Alphorn war früher als Standesinstrument der Hirten und überall dort anzutreffen, wo sie in Gebirgsregionen und Hochtälern ihre Herden betreuten. Es wurde als Ruf- und Verständigungsmittel über weite Entfernungen gebraucht. Heute dient es mehr zur Pflege des Brauchtums und als Attraktion für den Fremdenverkehr. Auch in der Eifel haben sich Alphornbläsergruppen gebildet. Eine davon ist die Birresborner Alphornbläsergruppe unter Leitung von Matthias Lauer. Anfang 1972 begann Matthias Lauer, sich mit der Herstellung dieser Musikinstrumente zu befassen. Nach vielen Versuchen gelang es ihm 1975, stimm- und obertonreine Instrumente zu fertigen. Heute ist die Herstellung der Alphörner zu seinem Hobby geworden. 32 Alphörner in verschiedenen Stimmen hat er bisher hergestellt, auch vier sogenannte »Büchel«. Dies sind Alphörner in Fanfarenform und in »Hoch-B-Stimme«. Er hat sogar Instrumente in das Allgäu verkauft.

Für die Herstellung eines Alphorns benötigt Lauer eine am Berghang gewachsene Tanne oder Bergkiefer mit engen Jahresringen, die sind erforderlich wegen der dünnen Rohrwandung der Instrumente. Der Stamm wird der Länge nach durchgesägt, ausgehöhlt und dann wieder zusammengeleimt. Die Bohrung erhält einen Durchmesser von 16 bis 70 Millimeter bis zum Becher. Ein auf diese Weise ausgehöhlter Baumstamm von drei bis vier Meter Länge wiegt dann nur noch wenige Pfunde. Die Rohrwandstärke beträgt drei bis vier Millimeter und ist ausschlaggebend für den klaren Ton. Die Kunst bei der Herstellung des Alphorns, so Matthias Lauer, bestehe darin, die beiden Hälften so auszuhöhlen, dass sie genau aufeinander passen. Länge und Form der Bohrung sind ausschlaggebend für die Klangfarbe und Tonart.

Matthias Lauer in seiner Werkstatt mit einem fast fertigen Alphorn

Matthias Lauer setzt die Alphörner aus vier vorgefertigten Teilen zusammen: zwei Rohrstücke, Trichter und Trichterrand. Da es reine Handarbeit ist, benötigt er für die Herstellung eines Alphorns bis zu 150 Arbeitsstunden. Bei einem Tonumfang von drei Oktaven ist dem Alphorn je nach seiner Länge ein bestimmter Grundton eigen. Es können also nur Melodien geblasen werden, die sich aus der Naturtonreihe ergeben. Die Mundstücke drechselt Lauer aus Buchsbaumholz. Außer den Verbindungsbuchsen aus Messing wird kein Metall verwendet. Das Alphornblasen erfordert eine große Übung. Nur durch intensives Üben wird jene Lippenkraft erreicht, die notwendig ist, auch die hohen Töne rein und sauber hervorzubringen. Die Alphornbläsergruppe Birresborn besteht heute aus vier Mann, ist bereits im Hörfunk und im Fernsehen aufgetreten und ist bei vielen Veranstaltungen nicht mehr wegzudenken. Seit neun Jahren nimmt sie am Allgäuer Alphorntreffen teil, wo sich bis zu zweihundert Alphornbläser im Wettstreit messen.