Neue Orgel im Tal der Kleinen Kyll

Richard Willems, Oberstadtfeld

Sie war so gut wie unbespielbar, die alte Orgel in Oberstadtfeld. Der Zahn der Zeit und Materialverschleiß brachten das Ende für das alte Instrument, denn verschiedene Gutachten rieten von den umfangreichen Instandsetzungsarbeiten ab. So begannen in den kirchlichen Gremien, Verwaltungs- und Pfarrgemeinderat, die Überlegungen zur notwendigen Ersatzbeschaffung, und es war hier wie auch in der Bevölkerung ob der zu erwartenden Kosten für die neue Pfeifenorgel viel Überzeugungsarbeit zu leisten. Obwohl der Umfang der Kosten zunächst noch gar nicht feststand, wurden die schon vorhandenen zweckgebundenen Geldmittel durch Erträge aus Pfarrfesten, Basaren, Adventfeiern, Fastnachts Veranstaltungen und nicht zuletzt aus Geldspenden kräftig aufgestockt. Auch die Zivilgemeinde beteiligte sich insgesamt mit 75.000.- DM an der Finanzierung. Der Zuschuss des Bistums betrug 30.000.- DM.

Nach Erstellung der Disposition durch den Orgelbausachverständigen des Bistums Trier und Sondierung der Angebote wurde der Orgelneubau einem heimischen Orgelbaumelster zur Ausführung vergeben.

Die Orgel In der Filialkirche »St. Brigida« Oberstadtfeld wurde von dem jungen Orgelbaumeister Hubert Fasen, der seine Werkstatt in Oberbettingen hat, konzipiert und gebaut. Die Einbeziehung einiger alter, neoromanischer Gehäuseteile einer abgebrannten Orgel aus der Kirche zu Butzweiler auf Empfehlung des kirchlichen Denkmalamtes, war dem Fachmann ein besonderes Anliegen, und so wurde der neue Orgelprospekt das Pendant zum vorhandenen Hochaltar, wozu auch die farbige Fassung und Vergoldung des Gehäuses wesentlich mit beiträgt. Das gesamte Gehäuse Ist aus massiver Eiche gefertigt und nach alter Handwerkstradition bearbeitet. Das Instrument wurde als "Werkorgel« nach klassischem Vorbild konzipiert, wobei auf die Verwendung seit altere bewährter Materialien besonderer Wert gelegt wurde. Im Hauptgehäuse die beiden Manualwerke und hinter dem Stimmgang das Pedalwerk. Die Orgel besitzt rein mechanische Trakturen. Ein elektrisches Gebläse versorgt drei

Disposition der Fasen-Orgel

Hauptverk C - g3, 1 Manual

1. Principal 8

2. Gedeckt 8

3. Octave 4

4. Spitzflöte 4

5. Flöte 2

6. Quinte 2 2/3

7. Terz 1 3/5

8. Mixtur III 1

9. Manualkoppel II-I

    Tremulant

Positiv C - g3, II. Manual

10. Hohlflöte 8

11. Rohrflöte 4

12. Principal 2

13. Quinte 1 1/3

      Tremulant

Pedalwerk C - f

14. Subbass 16

15. Octavbass 8

16. Gedecktbass 8

17. Choralbass 4

18. Pedalkoppel 1 - P

19. Pedalkoppel II - P

Mechanische Spiel- und Registertraktur

Winddruck: Manualwerke 60mm WS, Pedal 70mm WS

 

Magazinbälge und stellt so die Windversorgung sicher. Auch die Metallpfeifen sind nach historischem Vorbild gefertigt.

Die Intonation wurde den Erfordernissen des Raumes und der eher barocken Disposition angepasst. Neben der Leitung und Begleitung des Gemeindegesanges im Gottesdienst Ist die neue Orgel in Oberstadtfeld durch Ihre Disposition und ihren Individuellen Klangcharakter auch in der Lage, den Ansprüchen konzertanten Spiels gerecht zu werden, was in künftigen Konzerten zu hören sein wird. Orgelbaumelster Fasen hat mit dieser neuen Orgel aufgrund der Konzeption und des gelungenen "Äußeren« aber nicht zuletzt auch wegen der handwerklichen traditionellen Verarbeitung ein überregional beachtetes Werk geschaffen.

Am Patronatsfest. der hl. Brigida am 2. Februar 1997 wurde die neue Orgel in der überfüllten Kirche feierlich von Generalvikar Werner Rössel eingeweiht und von Regionalkantor Christoph Schömlg im wahrsten Sinne des Wortes »alle Register gezogen.«

Die Anschaffung dieses Kulturgutes zum Nutzen kommender Generationen und die damit verbundenen gemeinsamen Anstrengungen vieler Frauen und Männer und der örtlichen Vereine und Gruppierungen bei der Sicherung der Finanzierung, bei der Herrichtung der Kirche in der Bauphase und zur Einweihung und die Verantwortung der Zivilgemeinde, sind ein Beleg für eine insgesamt funktionierende Dorfgemeinschaft.

 

Daten zur neuen Orgel

Register 16

Peifen insgesamt 856

Holzpfeifen 102

Prospektpfeifen 25

Metallpfeifen 754

Länge der grössten Pfeife (cm) , C , Octavbass 8          270

Länge der kleinsten Pfeife (cm) , g3 , Quinte 1 1/3         1

Rauminhalt der grössten Pfeife (ccm) , C , Subbass 16       68.400

Rauminhalt der kleinsten Pfeife (ccm) , g3 , Quinte 1 1/3       0,2

Einzelbauteile insgesamt   ca. 27.000