Steffelner Lauer

Christa Fellgen, Staffeln

Einen Drees im Ort oder in der Nähe zu haben, ist für viele Dörfer und kleine Städtchen in der Vulkaneifel fast eine Selbstverständlichkeit. Diese großen oder kleinen Quellen werden meist gut gepflegt, auch wenn sie nicht so viel Sprudel liefern, wie die aus Gerolstein. Um die eine baut man ein kleines Haus, wie etwa in Duppach. Dort kann man über ein paar Stufen in die dämmerige Finsternis gelangen, wo ein kleiner Rieselstrahl den Sprudel stetig in ein Becken tropfen lässt. In Steinborn wiederum hat man die Quelle mitten im Ort besonders stabil fassen müssen, weil dort die Kohlensäure allzu heftig entweicht, und Wallenborn hat durch seinen so regelmäßig steigenden und fallenden Born ziemliche Berühmtheit erlangt. Viele kleine Quellen versickern aber in der Eifel auch ohne viel Aufhebens irgendwo in den Wiesen oder am Waldrand.

Es gibt kaum einen Drees. der den Menschen so ansprechen kann, wie der Steffelner Lauer. Niemand, der über die Wiesen in der Nähe des Dorfes schaut, würde dort eine Quelle vermuten. Ein grasiger Feldweg, im Frühjahr mit Veilchen betupft, führt nach einer kleinen Biegung tiefer zum Bachgrund hinunter, und noch immer ist von einem Drees nichts zu sehen. Am Boden der kleinen Mulde findet man dann, in einfachen Sandstein gefasst, einen kleinen, viereckigen Wassertümpel, auf dem meist abgefallenes Laub oder kleine Insekten schwimmen. Wären dort nicht der Boden und die Steine der Einfassung und der Grund eines kleinen Bachlaufs gleich daneben so rostbraun, käme man noch immer nicht darauf, dass hier aus dem Erdinneren Wasser heraufsteigt, das von dort unten eine gleichbleibende Kühle mitbringt. Die macht den Sprudel im Hochsommer zu einem erfrischenden Labsal. Winzige aufsteigende Gasbläschen zeigen den leichten Kohlensäuregehalt des Wassers an, das einen sehr angenehmen Geschmack hat, auch wenn es so eisenhaltig ist.

Die ganze Umgebung des Drees hat etwas Bühnenhaftes. Große schlanke Pappeln am Bachlauf und davor ein kleines Wäldchen, das den Weg nach unten zu dem Rinnsal begleitet, umstehen den Quellort. Das fast immer feuchte Gras ist zur Blütezeit mit Vergissmeinnicht und Sumpfdotterblumen üppig gesprenkelt. Meist sind Vogellaute das einzige Geräusch, das man hören kann. Wenn unter einem tiefblauen Himmel die silbrigen Pappelsamen-Wölkchen im leichten Wind tanzen, hat man das Gefühl, irgendwelche Märchenfiguren warten nur noch auf ihren Auftritt. Zu romantisch? Warum soll man bei so viel natürlicher Schönheit nicht ein wenig ins Schwärmen geraten. Viele Menschen besuchen diesen einsamen Ort. Man kann nur staunen, aus welchen Gegenden Deutschlands die Wagen kommen, die dort manchmal an einem Feldweg in der Nahe parken, während ihre Insassen auf dem Weg zum Drees sind, um sich an dem schönen Bild zu erfreuen und ein paar Schlucke des kühlen Wassers zu trinken.