Zeitbilder der Kreisgeschichte

Hermann von Witzleben

Königlicher Oberförster und begabter Zeichner

Alois Mayer und Friedbert Wißkirchen, Daun

Im Herzen der Kreisstadt Daun, hoch auf einem Basaltfelsen, steht heute das Hotel »Kurfürstliches Amtshaus«. Das Hotel steht auf historischem Boden, denn bereits um 700 v. Chr. errichteten die Kelten auf dem die Stadt überragenden Vulkanberg eine Fliehburg. Auch die Römer waren, wie Funde gezeigt haben, dort zu Gast. Im 11. Jahrhundert wurde auf dem strategisch hervorragend geeigneten Berg eine Burg errichtet. 1689 werden Stadt und Burg durch französische Truppen zerstört. Auf den Ruinen erbaut der Trierer Kurfürst Karl-Joseph 1712 ein Jagdschloss mit Amtssitz. Als das Kurfürstentum Trier 1793 untergeht, geht die Burg zunächst in französischen Besitz über, bevor der preußische Staat 1815 Eigentümer der Burg wird. Das kurfürstliche Amtshaus war zunächst an den Kreis Daun vermietet, bevor 1825 das Amtshaus zur Dienstwohnung des königlich preußischen Oberförsters wurde. Zur Dienstwohnung gehörten das Hauptgebäude und drei Nebengebäude. Zu den Nebengebäuden zählten auch die noch heute vorhandene Burgscheune {Zehntscheune) und Stallungen. Der königliche Oberförster wohnte dort für 33 Reichstaler jährlich sehr komfortabel. Es gab im Erdgeschoss einen Saal, der später auch als evangelische Kirche genutzt wurde, das Esszimmer, die Stube für das Kindermädchen, das

Büro, eine Sommer- und eine Winterküche. Im Seitentrakt waren Aufbewahrungsräume für die zur Oberförsterei gehörenden Jagd- und Kulturgeräte, es gab eine Wildkammer und auch zwei Backöfen, während im Obergeschoss eine Vorratskammer, zwei Gästezimmer, zwei Wohnzimmer, Ankleidezimmer und Schlafzimmer vorhanden waren, alles in allem eine herrschaftliche Residenz für einen königlichen Oberförster.

1852 löste Oberförster Hermann von Witzleben den bisherigen Oberförster Leonardy ab und bezog das kurfürstliche Amtshaus. Hermann von Witzleben war rund zehn Jahre als Oberförster in Daun tätig, seine Passion war das Zeichnen und Malen. So hat er in dieser Zeit in Tuschezeichnungen die Burg im damaligen Zustand aus der Vogelperspektive, die erste evangelische Kirche, aber auch das Familienleben auf der Burg und in Daun in Zeichnungen festgehalten. Diese Zeichnungen und Gemälde geben ein lebendiges Bild der damaligen Zeit über das Leben in Bürgerhäusern des gehobenen Standes.