Getreideernte in meiner Kindheit

Christel Weber, Birresborn

Bevor der Mähdrescher den Weg in die Eifel fand, wurden die Getreidegarben von den Bauern in die Scheunen gefahren, denn die Dreschmaschine kam erst im Spätherbst auf den Hof. Garbe an Garbe wurde dicht aneinander lagenweise über den Heuboden gelegt. Einmal kamen die Ähren nach oben und dann die Halmenden. Das häufte sich natürlich bis unter den Dachfirst und konnte vom Wagen aus nicht mehr erreicht werden. Ein Helfer stand dann auf Brettern, die quer über die Tenne hoch auf Balken lagen und einen festen Halt boten. Er fing die ihm vom Wagen aus zugeworfene Garbe geschickt mit der Gabel auf und warf sie höher. Oft gingen die Garben durch drei bis vier Paar Hände, ehe sie oben bei den Packern landeten. Wer nur wenig Getreide anbaute, fuhr den hochbepackten Wagen auf den Dreschplatz, den es in fast jedem Dorfe gab. Dort stand dann in der Erntezeit eine Dreschmaschine. Mal war sie in privater Hand oder Eigentum der Gemeinde. Die Gemeinde stellte dann einen maschinenkundigen Mann an, der sie wartete und über die Benutzung Buch führte. Auf dem Dreschplatz war dann meist Hochbetrieb, und man musste sich in die Schlange der Wartenden einreihen. Oh weh, wenn sich einer vordrängte, dann ging es laut her.

Waren Kartoffeln und Rüben geerntet und die Felder für die Wintersaat bestellt, kam die Dreschmaschine in die Scheunen. Onkel Pitter, der sie bei uns im Dorf besaß, fuhr dann von einer zur anderen. Viele kräftige Arme wurden beim Dreschen gebraucht. Nach dem Füttern ging mein Vater ins Dorf und half, wo es nötig war. Hilfst du mir, so helf ich dir! So konnte er sicher sein, dass auch er Hilfe beim Dreschen hatte.

Hoch oben von dem Garbenhaufen in der Scheune wurden die Gebinde einzeln auf die Maschine geworfen. Jemand musste den Strohbendel, der die Garbe zusammenhielt, aufschneiden, ein anderer warf sie dann in die Maschine. Hinten an der Maschine hingen Säcke, welche die Körner auffingen. War ein Sack voll, wurde er von kräftigen Armen auf die Schultern gehoben und ins Haus, die Treppe hoch auf den Speicher getragen. Das war die schwerste Arbeit. In den 30er Jahren hatte die Dreschmaschine noch keine Strohpresse. Das Stroh kam locker aus der Maschine und musste von Hand gebündelt werden. Dazu waren wieder einige Helfer nötig.